Build Your Dreams: Nicht nur in China (im Bild) will BYD Elektrobusse produzieren, sondern bald auch in Ungarn
Foto: picture alliance / PhotoshotAuf den ersten Blick sieht das, was der chinesische Konzern BYD in Ungarn treibt, nicht besonders spektakulär aus. Das Unternehmen baut eine Busfabrik in Komarom, einem 20.000-Seelen-Städtchen im Norden des Landes. Investitionssumme: 20 Millionen Euro. Was die Sache ein bisschen spannender macht: Es geht um Elektrobusse, und es ist die erste derartige Investition eines chinesischen Unternehmens in Europa, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Damit könnte die Fabrik eine Entwicklung real werden lassen, die bisher eher in den Köpfen von Unternehmensberatern stattfindet - den globalen Vormarsch chinesischer Fahrzeughersteller dank der Elektroauto-Technik.
Die Fabrik soll bereits Anfang 2017 starten soll, und in ihr werden zunächst 200 Busse im Jahr vom Band laufen. Später könnten es 400 werden. In Westeuropa wurden im vergangenen Jahr insgesamt knapp 25.000 Busse verkauft. Doch im Bereich neuer, sauberer Antriebe werden die Karten neu gemischt. Etablierte Hersteller wie MAN, Volvo und Marktführer Daimler haben sich bei den Elektrobussen bisher schwergetan. In China sind die Anbieter deutlich weiter, und schrecken die westlichen Konzerne bereits seit einigen Jahren auf.
Jedes Jahr kommen in der Volksrepublik bereits Tausende E-Busse auf die Straßen, BYD hat nach eigenen Angaben schon 10.000 Stück hergestellt. Stadtverwaltungen forden immer vehementer emissionsfreie Busse. Zuletzt hatte die Branche im Zuge eines Betrugsskandals allerdings einen Image-Rückschlag die boomende Branche erschüttert.
Hierzulande ziehen Kommunen beim Thema Elektrobusse langsam nach. Die Stadtstaaten Berlin und Hamburg haben unlängst eine Einkaufsgemeinschaft gebildet, um mehr E-Busse für weniger Geld zu ordern.
In Hamburg sollen ab dem Jahr 2020 nur noch emissionsfreie Busse angeschafft werden. Metropolen wie London oder Paris haben sich ähnliche Ziele gesetzt.
Da sich Importbusse aus China vielerorts kaum vermitteln lassen würden, verschafft sich BYD mit dem Standort in Ungarn einen Vorteil im beginnenden Wettstreit um Aufträge. Daimler, Volvo, Solaris (Polen) und andere sind inzwischen aber auch aufgewacht und stellen eine größere E-Bus-Produktion für die kommenden Jahre in Aussicht.
Die große Frage ist nun, ob die Fabrik in Ungarn eine Art Brückenkopf für die Chinesen in Europa ist. Die Investition verstärke das Bekenntnis seines Unternehmens zum europäischen Markt, sagte BYD-Regional-Chef Isbrand Ho.
Der Name der ungarischen Tochter "BYD Electric Bus & Truck Hungary" legt jedoch nahe, dass sich das Europa-Engagement nicht auf Busse beschränkt. Bisher ist die Rede von Gabelstaplern, die in Komarom ebenfalls vom Band laufen sollen.
Das in China bereits florierende Geschäft mit Elektro-Pkw hält BYD in Europa bisher auf Sparflamme. Das reichweitenstarke Modell e6 wird bisher in geringer Stückzahl importiert und eher zurückhaltend vermarktet.
Während Daimler und BYD in Europa konkurrieren, sind sie in China auch Partner. Gemeinsam entwickeln sie das Elektroauto Denza. Bisher ist es hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Doch ein jüngstes Upgrade hebt die Reichweite auf 400 Kilometer - und damit auf das Niveau des BYD-Modells e6.
BYD-Investor Warren Buffett dürfte die Expansion nach Europa derweil mit Vergnügen beobachten. Der US-Starinvestor hält über seine Holding Berkshire Hathaway gut 8 Prozent an dem Unternehmen. Vor acht Jahren zahlte er 232-Millionen US-Dollar für 10 Prozent der Anteile, seither hat sich der Wert des Unternehmens vervielfacht.
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China ist 2015 zum größten Absatzmarkt für Elektroautos aufgestiegen: fast 190.000 Fahrzeuge mit Stecker wurden dort verkauft, nahezu ausschließlich von heimischen Startups wie Kandi oder Zotye. Marktführer BYD (im Bild der Bestseller BYD Qin) ist der deutschen Autobranche immerhin als Kooperationspartner von Daimler bekannt. Deren Gemeinschaftsprodukt Denza fährt jedoch weiter hinten in der Statistik.
Der US-Markt machte einen leichten Rücksetzer auf 115.000 Elektroautos (0,7 Prozent Marktanteil). Trotzdem schaffte es das kalifornische Fabrikat Tesla Model S erstmals, weltweit die Verkaufsliste der Elektroautos anzuführen. Außer in der Heimat ist das Auto auch in vielen kleineren Absatzmärkten wie Kanada, Schweiz oder Dänemark die Nummer eins. Die Chinesen hingegen sind auf ihren eigenen Markt beschränkt.
Teslas Europa-Sprungbrett sind die Niederlande, die mit 43.000 verkauften E-Mobilen (9,6 Prozent Marktanteil) auch den größten Absatzmarkt des Kontinents bilden. Die üppigen Subventionen kommen jedoch weniger batteriebetriebenen Elektroautos (im Bild die Taxi-Flotte am Flughafen Schiphol) zu Gute als Plug-in-Hybriden wie dem Mitsubishi Outlander PHEV oder dem VW Golf GTE. Die können wahlweise auch Benzin tanken.
Der Volkswagen-Konzern geht nach seinem Diesel-Skandal in die Elektrooffensive. Vom Golf wird auch eine E-Version in Wolfsburg gebaut, verkauft jedoch hauptsächlich in Norwegen. Dort liegt das Mekka der Elektroautoverkäufer mit sagenhaften 22,8 Prozent Marktanteil oder 34.000 Stück. Der VW E-Golf, äußerlich kaum vom Verbrenner zu unterscheiden, ist dort sogar das meistverkaufte Auto überhaupt des Jahres 2015.
In Japan lag im vergangenen Jahr der Plugin-Hybrid Mitsubishi Outlander PHEV ganz vorne - von ihm wurden knapp 11.000 Stück verkauft. Nissans Elektroauto Leaf büßte die Marktführerschaft in dem Segment mit rund 9000 verkauften Fahrzeugen im Jahr 2015 ein - was wohl auch daran lag, dass Ende 2015 die zweite Leaf-Generation zu den Händlern kam.
Auch Großbritannien zählt mit 28.000 verkauften Elektroautos und leicht über 1 Prozent Marktanteil zu den größeren E-Auto-Nationen. Im Bild testet Londons Ex-Bürgermeister Boris Johnson in Tokio den Bestseller Outlander Plug-In, der auch in den Niederlanden, Schweden und Spanien das Ranking anführt und damit Europas erfolgreichstes Elektroauto darstellt.
Frankreich, wo immerhin 1,4 Prozent aller Neuwagen (27.000 Stück) elektrisch angetrieben werden, ist eine Bastion für Renault. Der Hersteller setzte ähnlich früh wie sein Partner Nissan auf erschwingliche Stromfahrzeuge für den Massenmarkt. Am erfolgreichsten ist der Renault Zoe, der allein auf mehr als 10.000 Neuzulassungen kam.
Das Vorzeigemodell der deutschen Industrie für den Elektroboom ist BMWs i3, das mit Carbonkarosserie unter die Top 5 der weltweit erfolgreichsten Stromer des Jahres 2015 kommt - vor allem jedoch dank der hohen Absatzzahlen in den USA. In Deutschland selbst, wo vergleichsweise wenig Subventionen fließen, ist der Elektroautomarkt trotz hoher Wachstumsraten noch klein: 24.000 Fahrzeuge oder 0,7 Prozent Marktanteil. Und der Bestseller ist noch nicht einmal aus eigener Produktion ...
... sondern der Kia Soul EV, der sich in Deutschland im vergangenen Jahr 3800-fach verkaufte. Das sind um ein Vielfaches mehr als in der südkoreanischen Heimat. Auf den Straßen muss man das kantige Modell in beiden Ländern lange suchen: Nach Recherchen von manager-magazin.de werden viele der in Deutschland neu zugelassenen Kia Soul gleich wieder als junge Gebrauchte nach Norwegen weiterverkauft, wo es echte Nachfrage gibt. Unterwegs schönen sie die für die EU wichtige CO2-Bilanz des Herstellers.
Der Volkswagen-Konzern geht nach seinem Diesel-Skandal in die Elektrooffensive. Vom Golf wird auch eine E-Version in Wolfsburg gebaut, verkauft jedoch hauptsächlich in Norwegen. Dort liegt das Mekka der Elektroautoverkäufer mit sagenhaften 22,8 Prozent Marktanteil oder 34.000 Stück. Der VW E-Golf, äußerlich kaum vom Verbrenner zu unterscheiden, ist dort sogar das meistverkaufte Auto überhaupt des Jahres 2015.
Foto: Nigel Treblin/ dpaIn Japan lag im vergangenen Jahr der Plugin-Hybrid Mitsubishi Outlander PHEV ganz vorne - von ihm wurden knapp 11.000 Stück verkauft. Nissans Elektroauto Leaf büßte die Marktführerschaft in dem Segment mit rund 9000 verkauften Fahrzeugen im Jahr 2015 ein - was wohl auch daran lag, dass Ende 2015 die zweite Leaf-Generation zu den Händlern kam.
Foto: REUTERSFrankreich, wo immerhin 1,4 Prozent aller Neuwagen (27.000 Stück) elektrisch angetrieben werden, ist eine Bastion für Renault. Der Hersteller setzte ähnlich früh wie sein Partner Nissan auf erschwingliche Stromfahrzeuge für den Massenmarkt. Am erfolgreichsten ist der Renault Zoe, der allein auf mehr als 10.000 Neuzulassungen kam.
Foto: RenaultDas Vorzeigemodell der deutschen Industrie für den Elektroboom ist BMWs i3, das mit Carbonkarosserie unter die Top 5 der weltweit erfolgreichsten Stromer des Jahres 2015 kommt - vor allem jedoch dank der hohen Absatzzahlen in den USA. In Deutschland selbst, wo vergleichsweise wenig Subventionen fließen, ist der Elektroautomarkt trotz hoher Wachstumsraten noch klein: 24.000 Fahrzeuge oder 0,7 Prozent Marktanteil. Und der Bestseller ist noch nicht einmal aus eigener Produktion ...
Foto: BMW... sondern der Kia Soul EV, der sich in Deutschland im vergangenen Jahr 3800-fach verkaufte. Das sind um ein Vielfaches mehr als in der südkoreanischen Heimat. Auf den Straßen muss man das kantige Modell in beiden Ländern lange suchen: Nach Recherchen von manager-magazin.de werden viele der in Deutschland neu zugelassenen Kia Soul gleich wieder als junge Gebrauchte nach Norwegen weiterverkauft, wo es echte Nachfrage gibt. Unterwegs schönen sie die für die EU wichtige CO2-Bilanz des Herstellers.
Foto: Yonhap/ picture alliance / dpaDer Unternehmer und sein ganzer Stolz: Thomas-Christian Seitz will mit dem Eurabus die Städte des Kontinents erobern.
Im Heck verbirgt sich das Herzstück des Autos: Insgesamt zwölf Batteriepacks stellen 218 Kilowattstunden Strom zu Verfügung - damit kommt der Bus gut 250 Kilometer weit. Das Nachfolgemodell bietet eine vergrößerte Reichweite. Der Härtetest im deutschen Winter steht allerdings noch aus.
Ein Steuerungssystem synchronisiert den Lade- und Entladeprozess der Akkupacks. Die Software ist der Clou des Busses - ihretwegen fällt das Gewicht der Batterien relativ gering aus, was zudem durch den Wegfall von Motorblock, Getriebe und anderem kompensiert wird.
In drei Stunden sind die Batterien wieder voll - mit einem speziellen Ladegerät dauert es nur die Hälfte der Zeit.
Der Innenraum unterscheidet sich kaum von einem herkömmlichen Bus. In anderen Batteriebussen nehmen Akkuschränke den Passagieren viel Platz weg.
Busfahrer Jörg Miller von den Berliner Verkehrsbetrieben sitzt auf einem extra eingebauten Komfortstuhl.
Über die Armatur kontrolliert er den aktuellen Ladestand seines Busses.
Der Fahrer ist von dem Konzept überzeugt. "Jenauso flink wie jeder andere Bus."
Christian Seitz (v.l.) mit chinesischer Geschäftspartnerin, Vater Detlef und Mitgesellschafter Sepp Pfeifer in China: "Die Entwicklung verläuft rasant."