Streit um Wasserstoffautos VW-Chef Herbert Diess im Twitter-Gefecht mit dem Bund

Bereit zur Kontroverse: Volkswagen-Chef Herbert Diess
Foto:Sebastian Priebe/ imago images/regios24

FILIP SINGER/EPA-EFE/Shutterstock
Bereit zur Kontroverse: Volkswagen-Chef Herbert Diess
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Neu auf Twitter, stürzt sich Herbert Diess (62) gleich in die Fehde. Das klare Bekenntnis des Volkswagen-Konzernchefs für batteriebetriebene Elektroautos - und gegen die Alternative mit Wasserstoffantrieb - gefällt Thomas Bareiß (45), parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, überhaupt nicht.
"Ist das Ihr Ernst?", fuhr der CDU-Politiker am Donnerstag Diess an. Der Manager, seit Dezember auf Twitter aktiv, hatte die Kritik des Bloggers Robin Engelhardt an einer Studie geteilt, derzufolge die Deutschen lieber Wasserstoff- als Batterieautos kaufen würden. Die aktuell minimalen Verkaufszahlen für Wasserstoff-Autos erklärt Bareiß damit, dass "zB @VWGroup es leider nicht auf die Reihe bringt diesen Kundenwunsch zu erfüllen".
In einem weiteren Post legte Bareiß mit Kritik an Batteriemobilen nach. Dass Elektroautos pauschal mit einem CO2-Ausstoß von null ausgewiesen werden, betrachte er als "manipulierte Infos" - ein Seitenhieb auch auf die eigene Politik von Bund und Europäischer Union. Um Elektroautos zu fördern, zählen sie beispielsweise bei den Flottenzielen als klimaneutral - egal, wie viel CO2 für die Stromerzeugung oder die Produktion der Batterien tatsächlich freigesetzt wird. Zur tatsächlichen Klimabilanz kursieren zahlreiche Studien mit unterschiedlichen Annahmen und Ergebnissen. Allerdings gilt auch für andere Antriebsarten, dass nur der Ausstoß des Fahrzeugs selbst gemessen wird.
Thomas Bareiß rühmt sich selbst als Urheber der nationalen Strategie, um grünen - also mit erneuerbarer Energie erzeugten - Wasserstoff vor allem in der Industrie einzusetzen, aber auch im Verkehr. Und für den Abgeordneten aus Baden-Württemberg scheint das auch eine Frage der persönlichen Überzeugung zu sein. Mal schreibt er, "ohne Brennstoffzelle wird es keine effiziente, leistungsfähige und klimafreundliche Mobilität geben", mal, "die Kritik am Brennstoffzellenauto fällt in sich zusammen". Trotz der Energieverluste durch die doppelte Umwandlung von Strom in Wasserstoff und zurück in Strom für den Elektromotor sei die Technik insgesamt die sauberste und effizienteste Lösung.
Der Volkswagen-Konzern hat diese Debatte schon längst offiziell für entschieden erklärt - und sich unter Diess' Führung voll und ganz den Batteriemodellen verschrieben. Volkswagen investiert nur noch minimal in die Wasserstofftechnik, für die Batterieoffensive sind bis 2025 dagegen stolze 35 Milliarden Euro eingeplant.
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Ohne direkt auf Bareiß einzugehen, betonte Herbert Diess die klare Position auf Englisch noch einmal: Es sei "Zeit für Politiker, die Wissenschaft zu akzeptieren: Grüner Wasserstoff wird gebraucht für Stahl, Chemie, Luftfahrt ... und sollte nicht in Autos landen. Viel zu teuer, ineffizient, langsam und schwierig auszurollen und zu transportieren." Und schließlich zeige der Markt ja, dass keine Wasserstoffautos in Sicht seien.
Das erinnert schon fast an Diess' Kollegen Elon Musk (49) von Tesla, der wiederholt über Brennstoffzellen (englisch "fuel cells") als "fool cells", also Idiotenzellen, lästerte. Einen Bruch zwischen Berlin und Wolfsburg scheint der Schlagabtausch aber nicht zu markieren. Noch am Mittwoch lobte Diess neue Gesetzentwürfe für autonomes Fahren: "Gut gemacht, Andi Scheuer!" Solche Worte hört der Verkehrsminister selten.
Kurz nach dem Marktstart des VW ID.3 präsentiert Volkswagen schon sein nächstes Elektroauto: den VW ID.4. Die Premiere wurde in der Dresdener "Gläsernen Manufaktur" am 23. September gefeiert.
FILIP SINGER/EPA-EFE/Shutterstock
Ebenfalls am Mittwoch nahm DFB-Trainer Joachim Löw von Mannschaftssponsor VW einen ID.3 auf dem Dresdner Neumarkt entgegen. Das Kompaktauto, das in der Vorwoche an die ersten Kunden ausgeliefert wurde, gilt als Nachfolger des ewigen deutschen Bestsellers VW Golf für die Elektroära.
Der Konzern verspricht sich von dem Kompakt-SUV ID.4 jedoch noch mehr als vom ID.3: Es soll "das erste E-Weltauto" werden. Kompakt-SUVs werden schließlich auch auf den wichtigen Märkten außerhalb Europas nachgefragt wie kein anderes Autosegment.
Bereits seit August wird der ID.4 in Zwickau produziert. Noch in diesem Jahr kommen die chinesischen Werke Anting und Foshan hinzu. Ab 2022 soll das Auto auch in Emden und dem US-Werk Chattanooga vom Band laufen.
Für das Jahr 2025 peilt Volkswagen schon eine halbe Million ID.4 an - ein Drittel des gesamten Flottenziels für die Elektromobilität.
Noch vor Weihnachten 2020 sollen die ersten Kunden den ID.4 erhalten. In Deutschland müssen sie für die Basisversion der ersten Edition 49.950 Euro zahlen, in einer Luxusvariante (unter anderem mit Panoramaglasdach) 59.950 Euro. Abgezogen wird die staatliche Subvention von 9480 Euro und - wenn es noch 2020 klappt - die gesenkte Mehrwertsteuer.
Das Modell entsteht auf dem Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) - wie der ID.3 und noch eine Vielzahl weiterer Elektromodelle des gesamten Konzerns. So soll die Massenproduktion kostengünstig hochgezogen werden. Allein in der "ersten Welle" will der Konzern 33 Milliarden Euro in die E-Mobilität investieren.
Trotz der Paraderolle des Modells für die Kernmarke bekam die tschechische Tochter Skoda bei der Präsentation den Vorzug. Das ID.4-Schwestermodell Skoda Enyaq IV feierte schon am 1. September Premiere. Auf den Markt kommt es aus dem Stammwerk Mlada Boleslav aber erst im Frühjahr 2021 - dann jedoch mit Preisen ab 33.800 Euro vor Subvention.
Zur Familie gehört auch der Audi Q4 E-Tron, der bislang nur als Konzeptstudie existiert. Die Serienversion soll noch in diesem Jahr vorgestellt werden.
Auch Seat bedient sich an dem Bausatz, aber nicht unter der eigenen Marke: Die Spanier wollen ihre Version des VW ID.4 als Cupra Tavascan vermarkten. Cupra wurde 2018 als eigenständige Marke mit Motorsportbezug ausgegründet. Noch ist der Tavascan nur eine Konzeptstudie.
In der Modellpalette mit Verbrennungsmotor entspricht der ID.4 dem VW Tiguan, dem inzwischen weltweit am häufigsten verkauften Modell des Volkswagen-Konzerns. 2019 schaffte der Tiguan einen Absatz von 778.000 Stück, der Golf fiel auf 702.000 zurück. In Europa ist die Reihenfolge noch umgekehrt, der Trend zum SUV aber ungebrochen.
Ins Visier nimmt Volkswagen mit dem VW ID.4 auch Teslas Model Y, das seit März produziert und vermarktet wird. In einer Investorenpräsentation von Mitte September wird der ID.4 als "das beste Gesamtpaket" im Vergleich mit dem Model Y angepriesen. Der Tesla kostet in der deutschen Basisversion (vor Subvention) 58.620 Euro.
Kurz nach dem Marktstart des VW ID.3 präsentiert Volkswagen schon sein nächstes Elektroauto: den VW ID.4. Die Premiere wurde in der Dresdener "Gläsernen Manufaktur" am 23. September gefeiert.
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Ebenfalls am Mittwoch nahm DFB-Trainer Joachim Löw von Mannschaftssponsor VW einen ID.3 auf dem Dresdner Neumarkt entgegen. Das Kompaktauto, das in der Vorwoche an die ersten Kunden ausgeliefert wurde, gilt als Nachfolger des ewigen deutschen Bestsellers VW Golf für die Elektroära.
Foto: MATTHIAS RIETSCHEL / REUTERSNoch vor Weihnachten 2020 sollen die ersten Kunden den ID.4 erhalten. In Deutschland müssen sie für die Basisversion der ersten Edition 49.950 Euro zahlen, in einer Luxusvariante (unter anderem mit Panoramaglasdach) 59.950 Euro. Abgezogen wird die staatliche Subvention von 9480 Euro und - wenn es noch 2020 klappt - die gesenkte Mehrwertsteuer.
Foto: VolkswagenDas Modell entsteht auf dem Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) - wie der ID.3 und noch eine Vielzahl weiterer Elektromodelle des gesamten Konzerns. So soll die Massenproduktion kostengünstig hochgezogen werden. Allein in der "ersten Welle" will der Konzern 33 Milliarden Euro in die E-Mobilität investieren.
Foto: VolkswagenTrotz der Paraderolle des Modells für die Kernmarke bekam die tschechische Tochter Skoda bei der Präsentation den Vorzug. Das ID.4-Schwestermodell Skoda Enyaq IV feierte schon am 1. September Premiere. Auf den Markt kommt es aus dem Stammwerk Mlada Boleslav aber erst im Frühjahr 2021 - dann jedoch mit Preisen ab 33.800 Euro vor Subvention.
Foto: VolkswagenIn der Modellpalette mit Verbrennungsmotor entspricht der ID.4 dem VW Tiguan, dem inzwischen weltweit am häufigsten verkauften Modell des Volkswagen-Konzerns. 2019 schaffte der Tiguan einen Absatz von 778.000 Stück, der Golf fiel auf 702.000 zurück. In Europa ist die Reihenfolge noch umgekehrt, der Trend zum SUV aber ungebrochen.
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