Weltgrößter Autozulieferer erwartet globale Rezession Bosch sieht schwarz für die Autoindustrie

Rechnet mit ein Fünftel weniger produzierten Autos: Bosch-Chef Volkmar Denner
Foto: Sean Gallup/ Getty ImagesVolkswagen und Daimler haben am Mittwoch zu ihren Geschäftserwartungen wenig Erfreuliches mitzuteilen gehabt. Es zeichnet sich immer stärker ab: Die Corona-Pandemie wird tiefe Spuren in den Bilanzen der ohnehin schon unter Überkapazitäten und Nachfrageschwäche leidenden Autobauer hinterlassen.
Der weltweit größte Autozulieferer Bosch stimmt mittlerweile tiefste Töne in Moll an, wenn er auf die weitere Entwicklung der Autoindustrie blickt. So rechnet Bosch wegen der Corona-Krise und der Transformation in der Automobilbranche mit einer deutlich stärkeren Wirtschaftskrise als während der Rezession im Jahr 2009.
"In der Automobilproduktion rechnen wir aktuell für 2020 auf Basis der bislang bekannten Effekte mit einem Minus von mindestens 20 Prozent", sagte Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung, am Mittwoch in Stuttgart. Damit stimmt Bosch in etwa mit der Einschätzung des Prognosehauses IHS Markit überein, das mit 22 Prozent weniger Pkw-Absatz rechnet.
"Wir stellen uns auf eine globale Rezession ein, die auch unsere Geschäftsentwicklung 2020 deutlich belasten wird", ergänzte Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer. Im ersten Quartal sei der Umsatz der Bosch-Gruppe um 7,3 Prozent gesunken, allein im März seien die Erlöse um 17 Prozent abgesackt.
Eine konkrete Prognose für den Technologiekonzern wollte Denner angesichts der "erheblichen Unsicherheiten" nicht geben. Es werde im Konzern größter Anstrengungen bedürfen, überhaupt nur ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen.
Von Vorteil sei für Bosch jedoch die breite Aufstellung mit unterschiedlichen Unternehmensbereichen. Wichtig seien zudem Kostenreduzierungen und die Liquiditätssicherung. So gebe es derzeit an vielen europäischen Standorten Arbeitszeitverkürzungen, und Investitionen würden stärker geprüft. Außerdem habe man vor kurzem eine zusätzliche Kreditlinie von drei Milliarden Euro vereinbart. Ähnlich wie in der Finanzkrise 2008 und 2009 gelte diese Maßnahme der Vorsorge.
Bei einem Jahresumsatz von knapp 78 Milliarden Euro hatten die Schwaben im vergangenen Jahr noch ein Betriebsergebnis von 3,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das entspricht einer Umsatzrendite von 4,2 Prozent, bereinigt um den Einmaleffekt eines Spartenverkaufs waren es 3,5 Prozent. Das Kerngeschäft Autozulieferung hatte bereits mit einer Abkühlung des Marktes zu kämpfen und verdiente bei knapp 47 Milliarden Euro Umsatz nur 1,9 Prozent.
63 Bosch-Werke liegen brach, Hälfte der Mitarbeiter reduziert Arbeitszeit
Derzeit bereite sich das Unternehmen nach einem Produktionsstopp an fast 100 Standorten weltweit auf einen schrittweisen Hochlauf der Fertigung vor, erklärte Bosch-Chef Volkmar Denner. Derzeit liegen noch 63 Werke brach, mehr als die Hälfte der Bosch-Mitarbeiter in Deutschland hat die Arbeitszeit reduziert wegen Corona.
Auch bei den Autoherstellern geht nach vier oder mehr Wochen Pause die Produktion langsam wieder los. In China, wo Corona ausbrach und das als erstes mit striktem Shutdown gegen die Ausbreitung kämpfte, läuft die Fertigung wieder. "In den übrigen Regionen arbeiten wir mit Hochdruck daran."
Zu den vielen Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus gehört die Fertigung von Mund-Nasen-Schutz-Masken. Mit einem Analysegerät für Schnelltests zu Covid-19 bringt Bosch zudem ein Produkt auf den Markt, das vor allem Krankenhäusern und Arztpraxen innerhalb von zweieinhalb Stunden Ergebnisse bringt. "Die Nachfrage ist sehr groß", sagte Denner. Für dieses Jahr habe sich Bosch eine Million Schnelltests vorgenommen, für 2021 dann drei Millionen. Ein noch schnellerer Test sei in der Entwicklung.