Mehr Recycling BMW verschärft seine Klimaziele

Mehr für die Zukunft: Szene an BMW-Messestand in Peking im September 2020
Foto: Thomas Peter / REUTERSBMW hat seine erst vor einem Jahr beschlossenen Klimaziele deutlich nachgebessert: Der CO2-Fußabdruck der Autos von den Rohstoffen bis zur Stilllegung soll bis 2030 nicht nur um 33 Prozent, sondern "um mindestens 40 Prozent" gesenkt werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag in München mit. Neben dem Hochlauf der Elektromobilität soll dabei vor allem das Recycling der teuren Rohstoffe helfen.
"Dabei geht es nicht nur um ökologische, sondern auch um betriebswirtschaftliche Nachhaltigkeit", sagte Vorstandschef Oliver Zipse (57). "Denn die aktuelle Entwicklung von Rohstoffpreisen zeigt, mit welchen Auswirkungen eine Industrie rechnen muss, die von begrenzten Ressourcen abhängig ist." BMW rechnet in diesem Jahr mit Zusatzkosten von mindestens einer halben Milliarde Euro für Rohmaterial. Heute seien knapp 30 Prozent der Autos aus recyceltem Material gefertigt, Ziel für die Modellgenerationen ab 2025 seien 50 Prozent. Zuvor hatte der SPIEGEL über die Pläne berichtet . In Partnerschaft mit dem Chemiekonzern BASF und dem Entsorger Alba solle ein Kreislaufssytem vor allem für Kunststoff geschaffen werden.
Mit dem wachsenden Anteil von Elektroautos steige der Bedarf an Kobalt, Nickel, Aluminium und anderen Rohstoffen. Neben Verfügbarkeit und steigenden Preisen spreche auch Nachhaltigkeit für eine Kreislaufwirtschaft: "2017 hat die Menschheit erstmals mehr als 100 Milliarden Tonnen Rohstoffe binnen eines Jahres verbraucht - diesem Trend müssen wir auch in der Autoindustrie entgegenwirken", sagte Zipse. Sekundärmaterial ist deutlich weniger CO2-intensiv.
Wahl der Technik fürs Klima "vollkommen egal"
Auf der Automesse IAA nächste Woche will der Konzern die Kreislaufwirtschaft zu seinem Leitmotiv machen. BMW bekenne sich zum Ziel der Klimaneutralität über die gesamte Wertschöpfungskette bis spätestens 2050, sagte Zipse. Das Unternehmen hat die Vorstandsgehälter an das Erreichen der Klimaziele geknüpft.
Einen Zeitplan für den Abschied von Verbrennungsmotoren, wie ihn mehrere Wettbewerber verfolgen, lehnt Zipse ausdrücklich ab - ebenso wie die Festlegung auf batterieelektrische Fahrzeuge. Im kommenden Jahr will BMW ein Wasserstoffauto in Kleinserie auf den Markt bringen. Dem Klima sei es "vollkommen egal", welche Technik verwendet werde, betonte der Konzernchef bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. "Relevant für den Klimaschutz ist ausschließlich das tatsächlich emittierte CO₂ – und zwar gesamthaft: von den eingesetzten Rohstoffen und Materialien über den industriellen Fertigungsprozess, die aktive Nutzung eines Fahrzeugs bis hin zur Wiederverwertung der Rohstoffe."
Volkswagen setzt erheblich aggressive als BMW auf Elektroautos, will damit bis 2030 aber lediglich 30 Prozent seiner CO₂-Emissionen des Jahres 2018 einsparen. Bis 2050 will Volkswagen ebenso wie BMW klimaneutral werden.