Rolls-Royce-Produktion nahe Chichester in Südengland (Bild Archiv)
Foto: REUTERSBMW sieht eine mögliche Verschiebung des Brexits skeptisch. "Ein scheibchenweise verschobener Starttermin wäre für uns kein gutes Szenario", sagte Einkaufsvorstand Andreas Wendt der Wirtschaftszeitung "Automobilwoche".
BMW habe sich mit seinen vier Werken in Großbritannien jetzt auf den EU-Austritt Londons am 29. März vorbereitet und die jährliche Wartung deshalb von Juli auf April vorgezogen. "Das gibt uns Spielraum für einen geordneten Übergang", sagte Wendt. Mit der Produktionspause in den Wochen nach dem Brexit will BMW das Risiko von Unterbrechungen in der Versorgungskette verringern und danach wieder möglichst reibungslos starten.
Die angeschlagene britische Premierministerin Theresa May hingegen arbeitet auf eine Verschiebung des Brexit hin und will einen EU-Ausstieg ohne Abkommen - einen sogenannten harten Brexit - auf jeden Fall ausschließen, berichten britische Medien. Damit wolle sie das Heft des Handelns gegen Widerstände im Parlament und in der eigenen Regierung in der Hand behalten.
BMW baut in England den Mini, den Rolls-Royce sowie Karosserieteile und Motoren auch für BMW-Autos. Umgekehrt werden viele Bauteile für Mini und Rolls-Royce aus der EU zugeliefert. Für Mini ist das Vereinigte Königreich der mit Abstand größte Markt. Der BMW-Konzern hat im vergangenen Jahr fast jedes zehnte Auto auf der Insel verkauft - 238.000 Fahrzeuge.
MIini-Werk in britischen Oxford
Foto: AFPWendt sagte: "Klar ist, dass sich ein No-Deal-Brexit nachteilig auf unsere Geschäftstätigkeit auswirken würde." BMW sei aber auf alle Szenarien vorbereitet.
Ökonomen sehen für den Fall eines harten Brexits mehr als100.000 Arbeitsplätze in Deutschland in Gefahr, davon mindestens 15.000 bei den Autobauern hierzulande, stellte eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle unlängst fest.
"Die Beschäftigungseffekte eines harten Brexit würden vor allem an den Automobilstandorten spürbar werden", sagte Studienautor Oliver Holtemöller. Besonders harte Einschnitte brächte ein unkontrollierter Austritt der Briten für Beschäftigte in Wolfsburg und im niederbayerischen Dingolfing-Landau. Hier stellen Volkswagen beziehungsweise BMW zusammen mit Kfz-Zulieferern die größten Arbeitgeber.
Bereits Ende Januar schlug der britische Autoherstellerverband SMMT Alarm: Im Jahr 2018 ist die Zahl der produzierten Autos in Großbritannien um 9,1 Prozent auf 1,52 Millionen Fahrzeuge gesunken. Die Branche befinde sich in "Alarmstufe Rot", erklärte SMMT-Chef Mike Hawes ...
... wegen der Unsicherheit um den Brexit. 850.000 Menschen arbeiten insgesamt in der britischen Autoindustrie, das Land ist nach Deutschland, Spanien und Frankreich der viertgrößte Autoproduzent der EU. In Zukunft dürften die Produktionszahlen noch weiter sinken ...
... der japanische Autohersteller Honda will ab 2021 sein Werk in Swindon mit 3500 Beschäftigten schließen. Offiziell hieß es, dass der EU-Austritt Großbritanniens nicht der Grund für die Schließung sei - was die Arbeiter in Swindon jedoch bezweifeln. Die Autofabrik in Großbritannien ist Hondas ...
... einzige Fertigungsstätte in Europa. Im vergangenen Jahr liefen dort 161.000 Fahrzeuge der Modelle Civic und CR-V (im Bild)vom Band, wie die SMMT-Statistik zeigt. Honda war damit der viertgrößte Autoproduzent in Großbritannien. Ab 2021 fällt also etwas mehr als ein Zehntel der britischen Autoproduktion weg. Auch der größte britische Autoproduzent steckt in Nöten:
Der zum indischen Tata-Konzern gehörende Autobauer Jaguar Land Rover stellte in seinen drei Werken in Großbritannien zuletzt 449.000 Fahrzeuge her. Jaguar Land Rover musste zuletzt 4 Milliarden Euro abschreiben und will 4500 Stellen streichen - vor allem in Großbritannien. Als Grund für den Jobabbau gibt der Autohersteller den Brexit, Absatzrückgänge in China und die globalen Handelsstreitigkeiten an.
Beim nach Fertigungszahlen zweitgrößten Autohersteller im Land, dem japanischen Autobauer Nissan, gibt es ebenfalls unerfreuliche Veränderungen. 442.254 Fahrzeuge liefen zuletzt in Nissans Werk in Sunderland vom Band. Die Japaner bauen hier die SUV-Modelle Juke und Qashqai, den Minivan Note, das Elektroauto Leaf und mit q30 und qx30 auch zwei Modelle der Nissan-Nobeltochter Infiniti. Doch ...
... die nächste Generation des SUVs Nissan X-Trail (im Bild das aktuelle Modell) für den europäischen Markt wird nun nicht mehr wie vorgesehen in Sunderland gebaut - sondern in Japan. Grund für den Rückzieher ist der Brexit: Die Unsicherheiten über die künftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU seien für die Investitionsplanung nicht hilfreich, erklärte Nissans Europa-Chef Gianluca de Ficchy unverblümt.
Auch die BMW-Tochter Mini, die mit 234.183 produzierten Fahrzeugen im vergangenen Jahr Großbritanniens drittgrößter Autohersteller war, bereitet sich auf drohendes Ungemach durch den Brexit vor: Sollte Großbritannien Ende März ohne Folgeabkommen aus der EU austreten, will BMW Wartungsarbeiten vorziehen und sein Werk in Oxford im April eine Woche lang stilllegen. Einen möglichen Stellenabbau hat BMW allerdings noch nicht angekündigt.
Japans Autoriese Toyota betreibt in Großbritannien ein mittelgroßes Werk, in dem 2018 129.000 Fahrzeuge der Modelle Auris und Avensis hergestellt wurden. Damit ist Toyota Großbritanniens fünftgrößter Autohersteller. Die Japaner haben schon vor einigen Monaten erklärt, dass sie die Produktion in Großbritannien zeitweise stilllegen werden, wenn die Briten die EU ohne Handelsabkommen verlassen.
Ford ist die meistverkaufte Automarke Großbritanniens. Der US-Konzern produziert in dem Land zwar keine Pkw mehr, fertigt aber an zwei Standorten Motoren. Vor kurzem drohte Ford der britische Premierministerin Theresa May mit einem kompletten Produktionsabzug. Zumindest eines der beiden Werke wird tatsächlich geschlossen, wie Ford im Juni verkündete. Bereits zuvor hatte Ford angekündigt, 1000 Jobs in Großbritannien zu streichen - als Teil eines europaweiten Kostenstraffungsprogramms.
Sechstgrößter Pkw-Hersteller in Großbritannien war 2018 die britische Opel-Schwester Vauxhall: 77.500 Astra-Fließheckfahrzeuge und -Kombis liefen im Werk Ellesmere Port vom Band. Zudem betreibt die Opel-Mutter PSA Group noch ein Nutzfahrzeug-Werk in Luton, in dem Transporter der Marken Opel, Citroen und Peugeot gefertigt werden. PSA denkt aber laut Medienberichten darüber nach, wegen des Brexits eines der beiden Werke zu schließen - insgesamt beschäftigt PSA in den beiden Werken etwa 3000 Mitarbeiter.
Britische Nobelmarken haben zwar noch keine Stellenstreichungen angedroht - rüsten aber ebenfalls für den Brexit: Aston Martin hat etwa einen eigenen Lieferketten-Chef ernannt und Notfallpläne für einen ungeordneten Brexit ausgearbeitet. Dazu zählen etwa Extra-Vereinbarungen für Luftfracht-Lieferungen und die Nutzung alternativer Häfen.
Rolls-Royce zieht seine jährliche Produktionspause auf Anfang April vor, um sich gegen einen chaotischen Brexit zu wappnen. Doch die BMW-Tochter hat in Brexit-Zeiten auch Gutes zu vermelden: Die Fertigung des neuen Geländewagens Cullinan (im Bild) läuft unter Volllast, es gibt mehr Nachfrage als Produktionskapazitäten vorhanden sind.
Die zu VW gehörende britische Luxumarke Bentley stellt wegen des Brexit ebenfalls ihre Lieferketten um - und lässt sich einige Teile über andere Häfen als Dover liefern. Ein ungeregelter Austritt aus der EU könnte das Ergebnis aber stark belasten und die für 2019 geplante Rückkehr zu Gewinnen verhindern, warnte Bentley-Chef Adrian Hallmark Mitte Januar.
Bereits Ende Januar schlug der britische Autoherstellerverband SMMT Alarm: Im Jahr 2018 ist die Zahl der produzierten Autos in Großbritannien um 9,1 Prozent auf 1,52 Millionen Fahrzeuge gesunken. Die Branche befinde sich in "Alarmstufe Rot", erklärte SMMT-Chef Mike Hawes ...
Foto: GEOFF CADDICK/ AFPDer zum indischen Tata-Konzern gehörende Autobauer Jaguar Land Rover stellte in seinen drei Werken in Großbritannien zuletzt 449.000 Fahrzeuge her. Jaguar Land Rover musste zuletzt 4 Milliarden Euro abschreiben und will 4500 Stellen streichen - vor allem in Großbritannien. Als Grund für den Jobabbau gibt der Autohersteller den Brexit, Absatzrückgänge in China und die globalen Handelsstreitigkeiten an.
Foto: Peter Byrne/ dpaFord ist die meistverkaufte Automarke Großbritanniens. Der US-Konzern produziert in dem Land zwar keine Pkw mehr, fertigt aber an zwei Standorten Motoren. Vor kurzem drohte Ford der britische Premierministerin Theresa May mit einem kompletten Produktionsabzug. Zumindest eines der beiden Werke wird tatsächlich geschlossen, wie Ford im Juni verkündete. Bereits zuvor hatte Ford angekündigt, 1000 Jobs in Großbritannien zu streichen - als Teil eines europaweiten Kostenstraffungsprogramms.
Foto: Carl Court/ Getty ImagesSechstgrößter Pkw-Hersteller in Großbritannien war 2018 die britische Opel-Schwester Vauxhall: 77.500 Astra-Fließheckfahrzeuge und -Kombis liefen im Werk Ellesmere Port vom Band. Zudem betreibt die Opel-Mutter PSA Group noch ein Nutzfahrzeug-Werk in Luton, in dem Transporter der Marken Opel, Citroen und Peugeot gefertigt werden. PSA denkt aber laut Medienberichten darüber nach, wegen des Brexits eines der beiden Werke zu schließen - insgesamt beschäftigt PSA in den beiden Werken etwa 3000 Mitarbeiter.
Foto: PAUL ELLIS/ AFPBritische Nobelmarken haben zwar noch keine Stellenstreichungen angedroht - rüsten aber ebenfalls für den Brexit: Aston Martin hat etwa einen eigenen Lieferketten-Chef ernannt und Notfallpläne für einen ungeordneten Brexit ausgearbeitet. Dazu zählen etwa Extra-Vereinbarungen für Luftfracht-Lieferungen und die Nutzung alternativer Häfen.
Foto: Aston Martin