

Keine Fahrzeugart in Deutschland wächst so rasant wie die Sport Utility Vehicle (SUV). Das Kraftfahrtbundesamt führt die sportlichen Geländelimousinen mittlerweile sogar als eigene Fahrzeugklasse. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres erreichten die SUV einen Marktanteil von 31,4 Prozent aller neu zugelassenen Pkw und waren damit in Deutschland die am meisten verkaufte Karosserievariante, schreibt der Experte Ferdinand Dudenhöffer.
Erstmals dürften in diesem Jahr in Deutschland mehr als eine Millionen SUV neu zugelassen werden, prognostiziert der Chef des CAR-Instituts an der Uni Duisburg-Essen in einer Analyse die manager-magazin.de vorliegt. Die einst führende sogenannte Fließheck-Limousine kam im ersten Halbjahr auf 28,1 Marktanteil.
Mittlerweile aber polarisiere auch keine andere Autoklasse auf Deutschlands Straßen so sehr die Menschen wie die teils bulligen PS-Protze, erzeugten die Gefährte gar "Hass und Begeisterung" in der Bevölkerung, habe der Experte festgestellt. Verbote für SUV in Städten würden verstärkt thematisiert. Das Marken-Image sei gefährdet.
Dabei verbrauchen die SUV im Schnitt gar nicht so viel mehr Sprit als andere Wagenklassen, wie die Studie zeigt. Gleichwohl bricht Dudenhöffer mit einem bemerkenswerten Vorschlag ein Tabu: "In Deutschland könnte es Sinn machen, diese Modelle nicht anzubieten. Es wäre eine Möglichkeit, um mehr Glaubwürdigkeit in der Klimadebatte zu erzielen", schreibt der Experte insbesondere mit Blick auf die in Deutschland überwiegend verkauften Diesel-Varianten.
Dieser Schritt brächte auch spezifische Vorteile für die Anbieter. Da in den USA der Diesel in dieser Klasse so gut wie nicht existiere, würde ein Verzicht auf Dieselmotoren bei den "Monster"-SUV einerseits Entwicklungskosten einsparen und zugleich die soziale Akzeptanz der Premiumhersteller steigern können, glaubt Dudenhöffer.
Ob die soziale Akzeptanz der Premium-Hersteller so niedrig ist, wie die Aussage erscheinen lässt, bedürfte sicher noch eines stichhaltigen Nachweises. Auch bliebe abzuwarten, ob sich das Image der Premiumhersteller mit einem Verzicht auf eine in Deutschland eben sehr beliebte Wagenklasse deutlich heben ließe.
Dennoch: "Ein Verzicht auf Riesen-SUV in Deutschland würde den Autobauern gut zu Gesicht stehen", ist Dudenhöffer überzeugt und zieht dabei bewusst die Parallele zu dem Hersteller Volvo, der zuletzt angekündigt hatte, die Spitzengeschwindigkeit seiner neuen Fahrzeuge auf 180 Stundenkilometer drosseln zu wollen. "Was Volvo mit der Beschränkung der Spitzengeschwindigkeit entschieden hat, war richtig und wegweisend."
Was andernorts auf Zustimmung stößt oder längst die Regel ist, muss aber nicht beim deutschen Kunden auf Akzeptanz stoßen. Allen umweltpolitischen Diskussionen zum Trotz ist der Trend zu stärker motorisierten und damit tendenziell schnelleren Autos ungebrochen. Wie die aktuellen Zahlen Dudenhöffers dokumentieren, gilt das ebenso für die SUV.
Dabei sind es die Hersteller selbst, die den Trend zu größeren und damit einem tendenziell steigenden Spritzverbrauch der neuen SUV verstärken, zeigt die Studie:
2010 existierten in Deutschland gerade mal zehn SUV-Modelle mit einer Länge von 4,90 Meter. Das entsprach lediglich 2,3 Prozent aller im Markt angebotenen SUV. Im laufenden Jahr kann der Kunde zwischen 21 Modellen dieser "Monster"-SUV wählen. Das Angebot dieser immens langen und ebenso deutlich breiteren Sport Utility Vehicle hat sich damit mehr als verdoppelt binnen 10 Jahren.
In der Summe aber blieben die großen SUV für den deutschen Markt gleichwohl eine Nische. Das gelte auch aus wirtschaftlicher Sicht für die Hersteller, heißt es in der Studie.
Umgekehrt seien Fahrzeuge wie ein BMW X7, Audi Q8, Range Rover Sport oder Mercedes GLS für die Autobauer mit Risiken verbunden. Diese Riesen-SUV könnten "mehr Markenwert zerstören als auf der Einnahmeseite in Euro in die Klasse fließen", warnt Dudenhöffer.
Den schwäbischen Auto-Koloss gibt's nun mit noch mehr Luxus: Mercedes hat in China ein neues SUV-Topmodell vorgestellt - den Mercedes-Maybach GLS 600. Mit der Bezeichnung Maybach versieht Mercedes seit einigen Jahren seine besonders edlen Abkömmlinge. Beim Maybach-SUV versucht die Sternen-Marke noch eine Extra-Portion Luxus aus der S-Klasse-Limousine in den Pseudo-Geländegänger zu packen. Heißt also: Feinstes Nappaleder auch hinten, die Fondssitze lassen sich elektrisch in eine Liegeposition bringen ...
... und natürlich kommen auch die Rückbänkler in den Genuss von Massage und Belüftung. Ach ja, das Trittbrett zum Erklimmen der hinteren Hochsitze fährt hydraulisch aus. Für standesgemäße Fahrleistungen säuselt ein V8-Motor mit 560 PS unter der Haube. Einen Preis für den Wagen hat Mercedes noch nicht verraten. Wohl noch eine Preisklasse oberhalb des Maybach-Dickerchens fährt ein britischer Konkurrent vor ...
.... die Sportwagenmarke Aston Martin begibt sich nun ins steinigere Terrain und hat in China den 5,04 Meter langen Sportgeländewagen DBX vorgestellt. Aston Martin reiht sich damit in die Riege der Luxusautomarken ein, die auf den SUV-Trend setzen. Aston setzt hohe Erwartungen in den 2 Meter breiten und mindestens 2,2 Tonnen schweren Koloss, ...
... denn bei den Briten kriselt es seit Monaten gehörig, seit dem Börsengang im Oktober 2018 ging es mit dem Kurs der Aktie um 80 Prozent runter, also steil bergab. Der ab dem Frühjahr 2020 erhältliche DBX soll die Marke nun wieder bergauf führen - mit mehr als ordentlichen Fahrleistungen: Dank 550 PS unter der Haube absolviert der DBX den Sprint von 0 auf 100 km/h in 4,5 Sekunden, erst bei 291 km/h ist auf der Autobahn Schluss.
Der V8-Motor stammt übrigens von Daimlers Performancesparte AMG, mit der Aston Martin kooperiert. Auch beim Infotainmentsystem setzt Aston Martin auf Mercedes-Teile. Punkten will Aston Martin mit dem Wagen bei Kunden in China, den USA, Russland und dem Mittleren Osten - für die schnüren die Briten elf unterschiedliche Ausstattungspakete, die etwa Skitaschen, waschbare Sitzbezüge für Haustiere oder auch eine Picknickdecke enthalten.
Aston Martin hat den DBX besonders auf eine Kundengruppe zugeschnitten: auf Frauen ab 40 Jahren. Die Sitzposition etwa ist so gewählt, dass auch kleinere Menschen gut die Tasten in der Mittelkonsole erreichen können. In Deutschland müssen sie dafür mindestens 193.500 Euro locker machen - der DBX reiht sich preislich damit knapp unter dem Lamborghini Urus ein. Der dürfte den Briten auch bei den Absatzzahlen als Vorbild dienen: Der italienische Geländegänger steht mittlerweile für fast zwei Drittel aller Lambo-Verkäufe, ...
... dabei stellte die italienische VW-Tochter Lamborghini ihren 5,11 Meter langen "Urus" erst Ende 2017 vor. Der Urus ist eine Art Wolf im SUV-Kleid - ein hochgebockter Supersportwagen, der mit 650 PS satte 305 km/h Spitze schafft und in 3,6 Sekunden auf 100 km/h sprintet. Braucht man das auf unbefestigten Wegen? Eher nein, aber ...
...um die Sinnfrage geht es bei dem flinken Riesen, der seit dem Sommer 2018 ausgeliefert wird, ohnedies weniger. Das gilt ja auch für die sonstigen Fahrzeuge der Marke. Ach ja, der Urus mit seinem V8-Motor verbraucht offiziell 12,9 Liter Sprit auf 100 Kilometer und ist ab 204.000 Euro zu haben. Lamborghini hat sich damit im Turbo-Tempo ein Stück vom lukrativen Markt der PS-starken und teuren Nobel-SUVs gesichert. Noch eine Preis- und Leistungsklasse weiter oben fährt ...
... Rolls-Royce mit etwas Hochgebocktem vor: Der SUV Cullinan wird seit Ende 2018 an die Kunden ausgeliefert. Benannt ist der erste Rolls-SUV übrigens nach dem weltgrößten je gefundenen Diamanten - und auch sonst trägt er dick auf. Positioniert ist der 5,34 Meter lange Luxusgeländewagen natürlich ganz oben: Die Preise beginnen bei 315.000 Euro ...
... für das edle Picknick im Grünen hält der Wagen Klappsitze in der Kofferraumklappe bereit. Die Türen sind wie bei Rolls üblich gegenläufig angeschlagen. Unter der Haube werkt ein Zwölfzylindermotor mit 571 PS, der den 2,7-Tonnen-Wagen in 5,2 Sekunden auf 100 km/h wuchtet. Vierradantrieb und Luftfederung sind serienmäßig ...
... auch bei etwas rumpligerem Untergrund werden die Champagner-Kelche zwischen den hinteren Sitzen stabil gehalten. Im Superluxus-SUV-Rennen ist Rolls-Royce eher Spätstarter. Betuchte Autofans haben mittlerweile reichlich Auswahl bei teuren Geländegängern ...
... früher dran im Superluxus-SUV-Segment war Bentleys Bentayga, der seit 2016 auf dem Markt ist. Der Koloss der britischen VW-Tochter ist mit 5,14 Metern einen Hauch kompakter als der Cullinan. Zu Anfang wurde der Geländeriese nur mit einem Zwölfzylinder-Benziner verkauft, der 608 PS auf die Straße bringt und den Wagen in 4,1 Sekunden auf 100 km/h prügelt. Bei 301 km/h ist Schluss. Den Anfang 2017 gestarteten Verkauf von Bentaygas mit Dieselmotor ...
... hat Bentley aber wegen der allgemeinen Diesel-Verunsicherung wieder eingestellt - dabei war der V8-Selbstzünder mit 435 PS mit einem Normverbrauch von 7,9 Liter Diesel geradezu sparsam. Aber auch mit Benziner kommt das Dickschiff selbst im Krisenjahr 2018 gut an: Zuletzt verkaufte Bentley 4323 Bentaygas. Das waren um gut 1000 Stück mehr als die Absatzzahlen von Bentleys Limousine Continental.
Auch Fiats Nobeltochter Maserati bietet seit drei Jahren etwas abseits befestigter Straßen: Seit dem Frühjahr 2016 verkauft Fiats Nobeltochter Maserati den SUV Levante. Zur Auswahl steht für den Levante zwei Sechszylinder und zwei Achtzylinder-Ottomotoren, die Ferrari zuliefert - und eine etwas sparsamere V6-Dieselvariante. Der Benziner leistet in maximal geschärfter Trofeo-Variante 580 PS und bringt 5 Meter langen und 2,1 Tonnen schweren Wagen in 4,1 Sekunden auf 100 km/h.
In Basisausführung ist der Levante ab 71.200 Euro zu haben, die Trofeo-Topversion - die bis 300 km/h Spitze fährt - schlägt sich jedoch mit mindestens 155.000 Euro zu Buche.
Selbst Ferrari will seinen Kunden den sportlichen Ritt abseits perfekt geteerter Straßen ermöglichen. Auch die italienische Sportwagen-Ikone denkt über ein viersitziges "Utility Vehicle" nach. Zielgruppe eines solchen Ferrari, der größer als der aktuelle Viersitzer GTC 4 Lusso (im Bild) ausfallen soll, wären vor allem chinesische Kunden. Ab 2022 soll der "Purosangue", so der kolportierte Name, auf den Markt kommen - und natürlich "das schnellste Fahrzeug seiner Klasse" werden.
Die Chauffeurklasse für ruppiges Terrain und gepflegte Jagdausflüge bietet auch Porsche an: Den SUV Cayenne gibt es schon seit einiger Zeit mit langem Radstand. Das Fahrzeug verkauft sich in China besonders gut.
Audi zielte schon mit seinem Q7 auf die Luxus-SUV-Klasse, die Ingolstädter wollen aber noch weiter hinaus: Eine Coupé-Version des SUVs namens Q8 ist seit Sommer 2018 auf dem Markt - zum Preis ab 74.300 Euro, Die seit kurzem erhältliche stärkere SQ8-Version (im Bild) mit mindestens 435 PS kostet knapp 30.000 Euro mehr. Angedacht ist auch ein noch größeres Dickschiff mit der Baureihenbezeichnung Q9.
Kein Wunder, dass da auch BMW bei seinen SUVs Richtung Luxusklasse aufrüstet: Mittlerweile ist der Riesen-SUV X7 auf dem Markt, ein SUV oberhalb des X5. Der Wagen kommt auf mächtige 5,2 Meter Länge, hat sechs Sitze an Bord - und kostet mindestens 86.100 Euro.
.... die Sportwagenmarke Aston Martin begibt sich nun ins steinigere Terrain und hat in China den 5,04 Meter langen Sportgeländewagen DBX vorgestellt. Aston Martin reiht sich damit in die Riege der Luxusautomarken ein, die auf den SUV-Trend setzen. Aston setzt hohe Erwartungen in den 2 Meter breiten und mindestens 2,2 Tonnen schweren Koloss, ...
Foto: Aston Martin.... die Sportwagenmarke Aston Martin begibt sich nun ins steinigere Terrain und hat in China den 5,04 Meter langen Sportgeländewagen DBX vorgestellt. Aston Martin reiht sich damit in die Riege der Luxusautomarken ein, die auf den SUV-Trend setzen. Aston setzt hohe Erwartungen in den 2 Meter breiten und mindestens 2,2 Tonnen schweren Koloss, ...
Foto: Aston MartinPlatz 10: Audi Q2
Der Kompakt-SUV aus Ingolstadt ist erst seit 2016 auf dem Markt. Audi reagiert mit ihm auf den Trend zu kleineren und sparsameren SUV.
Zulassungen 2017: 23.147 Fahrzeuge
Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt
Platz 9: Hyundai Tucson
Als Nachfolger des ix35 bedient der Wagen ebenfalls die Freunde etwas kleinerer SUV.
Zulassungen 2017: 23.645 Fahrzeuge
Platz 8: Audi Q5
Seit zehn Jahren ist der zweite Audi-SUV am Markt. Die Ingolstädter hatten zuvor den Q7 auf die Straße gebracht, der es nicht in diese Top Ten schafft.
Zulassungen 2017: 23.663 Fahrzeuge
Platz 7: Renault Captur
Der so genannte Mini-SUV zeigt, dass ein solches Fahrzeug nicht notwendigerweise ein Spritschlucker sein muss. Das spasamste Modell kommt offiziell mit 3,6-3,7 Litern Diesel auf 100 Kilometern aus.
Zulassungen 2017: 23.700 Fahrzeuge
Platz 6: Nissan Qashqai
Der Japaner ist auf dem deutschen Markt ein Dauerbrenner. Eine Langversion hat Platz für zwei weitere Sitze.
Zulassungen 2017: 26.682 Fahrzeuge
Platz 5: BMW X1
Anders als Konkurrent Audi schaffen es die Münchener nur mit diesem Modell in die deutschen Top Ten. Dafür aber weiter oben. Der BMW X3 erreicht nur Platz 21.
Zulassungen 2017: 35.016 Fahrzeuge
Platz 4: Opel Mokka
Mit dem Mokka hat Opel den Einstieg in das boomende Kompakt-SUV-Segment etwas spät (2012), aber erfolgreich geschafft.
Zulassungen 2017: 35.631 Fahrzeuge
Platz 3: Ford Kuga
Ford ist mit dem Kuga seit 2008 am Markt. Zunächst wurde er in Saarlouis gebaut, inzwischen wird er bei Valencia (Spanien) gefertigt.
Zulassungen 2017: 37.962 Fahrzeuge
Platz 2: Mercedes-Benz GLC-Klasse
Daimlers Kompakt-SUV ist der erfolgreichste Premiumwagen in dieser Klasse.
Zulassungen 2017: 39.397 Fahrzeuge
Platz 1: VW Tiguan
Weitgehend unangefochten zieht der Tiguan seine Kreise an der Spitze des Rankings. Er ist damit so etwas wie der Golf unter den SUV.
Zulassungen 2017: 71.436 Fahrzeuge