

Ja, ja, Steuerung per Gesten oder Touchscreen, ferngesteuertes Parken, Laserlicht und künstlicher Sternenhimmel - die Liste der Gadgets und Features im neuen BMW 7er ist lang. So, wie man es erwartet vom Flaggschiff des führenden Herstellers von Luxusautos.
Doch etwas anderes ist dem Konzern, dessen neuer Chef Harald Krüger die Limousine am Mittwochabend in der Münchener Zentrale und zuvor zum Produktionsstart im Werk Dingolfing vorstellte, wichtiger.
An erster Stelle nennt BMW "wegweisende Technologien im Bereich Leichtbau". Die mit einer halben Milliarde Euro aufgerüstete niederbayerische Fabrik versammle in dieser Disziplin nun "weltweit einzigartiges Knowhow", als "erste Automobilfertigungsstätte, in der carbonfaserverstärkter Kunststoff (CFK) in Hybridbauweise im Karosseriebau eingesetzt wird".
Hybrid bedeutet, dass Carbon als Material für Autokarosserien zwar in die Großserie einzieht, aber nur als ein Bestandteil in einem Mix mit anderen Werkstoffen: vor allem klassischem Stahlblech und Aluminium.
Die von BMW "EfficientLightweight" genannte Technik, die verschiedenen Materialien miteinander zu verweben, spart laut BMW bis zu 130 Kilo Gewicht gegenüber dem Vorgängermodell. Leicht wird die hochmotorisierte Chefkutsche so nicht, aber sie entfernt sich trotz all der zusätzlichen Technik etwas von der Zwei-Tonnen-Marke. Der Kraftstoffverbrauch mag den 7er-Kunden egal sein, aber die EU-Vorgaben zum CO2-Ausstoß sind nur einzuhalten, wenn auch die dicksten Limousinen etwas abnehmen.
Um dieses Ziel zu erreichen, hätte es allerdings eine logische Alternative gegeben: voll auf Carbon setzen, so wie beim Elektroauto i3 oder dem Plug-in-Hybrid i8. Die 7er-Reihe wäre der nächstliegende Versuch gewesen, die in der Marktnische gewonnenen Erfahrungen auch einmal in der Großserie einzusetzen und so die gewaltigen Investitionen zu amortisieren.
Immerhin ist BMW unter Krügers Vorgänger Norbert Reithofer als "Carbon Guy" zusammen mit Großaktionärin Susanne Klatten eine teure Wette auf Carbon als Material der Zukunft eingegangen: Die Anteilsübernahme am Hersteller SGL, die gemeinsamen Carbonfabriken, die aufwändige eigene Karosserieproduktion in Leipzig lohnen sich kaum, wenn Carbon ein Material der Zukunft bleibt. SGL ist trotz des Marktstarts von i3 und i8 zwischenzeitlich zum Sanierungsfall geworden.
"Der Spiegel" beschrieb im April die Hintergründe der Entscheidung, den neuen 7er als Hybrid statt Voll-Carbon-Auto zu bauen. Die Gewichtsersparnis ist in beiden Varianten vergleichbar, aber Carbon ist in der Herstellung viel teurer. Der Verfall der wichtigsten Metallpreise hat diese Rechnung noch einfacher gemacht. Statt auch noch den 7er in die Carbon-Wette einzusetzen, erschien es dem Konzern wohl weniger riskant, erneut eine Revolution im Leichtbau anzuzetteln.
Allein in der Avantgarde ist BMW nicht. Derselbe "Spiegel"-Artikel erwähnte auch einen Ingenieur aus Sindelfingen, der ebenfalls an einer Hybrid-Karosserie arbeite und "erste Prototypen in Vorserienautos eines BMW-Konkurrenten verbaut" habe. Dieser stufe die Technik als "sehr aussichtsreich" ein, halte das Projekt aber noch geheim. Der Standort Sindelfingen weckt die Assoziation mit Daimler.
Die reine Alukarosserie wiederum ist ein Markenzeichen von Audi und dessen Oberklassemodell A8 - allerdings schon seit mehr als 20 Jahren. Mutterkonzern Volkswagen investiert Milliarden unter anderem in Leichtbau, um wieder Vorsprung durch Technik zu gewinnen. Konzernchef Martin Winterkorn vereinbarte im April mit dem Land Niedersachsen eine Leichtbau-Forschungsfabrik namens "Open Hybrid LabFactory". Die soll 2016 in Wolfsburg loslegen.
Gut möglich, dass der Wettbewerb der drei Oberklasse-Rivalen sich auch in der Karosserietechnik entscheidet. Die Kunden allerdings werden sich weiter vor allem für den Komfort interessieren.
In München hat BMW die neue Generation der 7er-Baureihe vorgestellt. Die sieht äußerlich so wuchtig-elegant aus, wie man es von Oberklasse-Limousinen gewohnt ist.
Die Präsentation in der BMW World an der Konzernzentrale geriet weniger opulent als die des Vorgängermodells 2008 auf dem Moskauer Roten Platz. Der wahre Luxus zeigt sich erst in den Details ...
Erstmals können Fahrer einige Funktionen des Autos per Handgesten steuern und so etwa die Radiolautstärke regeln oder einen Telefonanruf annehmen. BMW ist der erste Hersteller, der diese Steuermöglichkeit anbietet. Die bisher üblichen Drehknöpfe sind aber noch vorhanden.
Stolz sind die Bayern darauf, dass der neue 7er als erstes Serienauto fahrerlos einparken kann - sofern Käufer auch den dafür notwendigen Display-Schlüssel und die entsprechende Option ordern. Das Auto-Parken lässt sich per Druck auf das berührungsempfindliche Display aktivieren.
Dass der 7er oft als Chauffeur-Auto geordert wird, lässt sich auch an den Bildern des Fonds erkennen. Der lässt sich zur rollenden High-Tech-Lounge aufrüsten - samt Massagesitzen, die laut BMW auch ein "aktives Körpertraining zur Regeneration" ermöglichen. Doch die Revolution beim 7er-BMW findet nicht beim Aufpreis-Schnickschnack statt ...
... sondern bereits in der Fabrik: Bei der Fertigung des neuen Luxus-Flaggschiffs mixt BMW sämtliche Leichtbau-Materialien: Carbon kommt im Dach und in den Schwellern zum Einsatz, Magnesium trägt die Armaturentafel, einige Fahrwerksteile bestehen aus Aluminium - und auch hochfesten Stahl verbaut BMW. Damit ...
... ist der neue 7er um 130 Kilogramm leichter als sein Vorgänger. "Noch nie wurden in einem Automobil verschiedene Materialien derart intelligent kombiniert", lobt BMW-Chef Harald Krüger seine Entwickler.
Die Luxus-Leichtigkeit senkt den Verbrauch und verbessert das Handling. Mit mehr als einer halben Milliarde Euro wurde das niederbayerische Werk Dingolfing für die neue Hybrid-Leichtbautechnik aufgerüstet. Besser vermarkten lassen sich jedoch die technischen Finessen des Autos, etwa bei der Lichttechnik ...
... so rollt der 7er auf Wunsch und gegen Aufpreis einen Lichtteppich im Dunklen aus. Der "Welcome Light Carpet" zeichnet laut BMW eine markante Lichtgrafik im Ein- und Ausstiegsbereich. Das Panorama-Glasdach beinhaltet auf Wunsch auch eine von LED-Modulen beleuchtbare Sternen-Grafik - für den romantischen Blick in den Nachthimmel.
Sicherheitstechnisch relevanter ist das Laserlicht, das auf Wunsch nun auch im 7er um Einsatz kommt - und die Fernlichtreichweite auf 600 Meter verdoppelt. Auch bei den Assistenzsystemen und technischen Helferlein bringt BMW sein Flaggschiff auf den neuesten Stand.
Verbessert hat BMW den Lenk- und Spurführungsassistenten und den automatischen Abstandshalter, der nun bis zu Geschwindigkeiten von 210 km/h funktioniert. In Staus kann der 7er nun fast vollkommen automatisch fahren und lenken, sofern eine Hand des Fahrers am Steuer bleibt.
Passagiere sollen im neuen 7er besonders komfortabel über schlechtere Straßen rollen - dank Luftfederung und einer Wankstabilisierung, die auf Navi-Daten zurückgreift. Manche Funktionen können Fondpassagiere gegen Aufpreis auch über ein herausnehmbares Tablet steuern.
Bei so vielen aufpreispflichtigen Wahlmöglichkeiten gerät die Motorisierung fast zur Nebensache. Der 7er wird mit Sechs- und Achtzylinderaggregaten angeboten, in der Plugin-Hybridversion kommt ein Vierzylindermotor zum Einsatz. In den Handel kommt die 5. Generation des 7ers Ende Oktober, die Preise in Deutschland starten bei 81.900 Euro.
BMW greift an: Der Einstieg bei Wundercar soll den Münchenern helfen, in der neuen Welt der Mobilität groß aufzutrumpfen.
Schon bisher wagt sich BMW vergleichsweise weit vor: Zusammen mit dem Autovermieter Sixt betreibt BMW das Carsharing-Angebot DriveNow, das bereits in acht Städten aktiv ist. Mit dem Mitfahrt-Vermittler Flinc besteht eine Partnerschaft, Anfang des Jahres hat sich BMW an dem Parkflächen-Vermieter Parkmobile beteiligt. Damit reagiert BMW auch auf die Aktivitäten der Konkurrenz.
Daimler startete bereits 2011 mit dem Carsharing-Angebot Car2Go, das mittlerweile in 30 Städten weltweit verfügbar ist. Mittlerweile wird Car2Go von der Daimler-Tochter Moovel betrieben, die fleißig in weitere digitale Mobilitätsangebote investiert. Im September 2014 hat Moovel den Taxi-Vermittler MyTaxi übernommen, am Mitfahrbörsen-Betreiber Carpooling ist Daimler ebenfalls beteiligt.
Über die Moovel-App können Nutzer vergleichen, wie sie am schnellsten von A nach B kommen und was die Fahrt per Carsharing, Leihfahrrad, Taxi, Bahn oder Bus kostet.
Toyota: Der weltgrößte Autohersteller forscht viel zu neuen Mobilitätsangeboten (unter anderem im Bereich intelligente Rollstühle), doch für das aktuelle Geschäft ist das Segment eher unbedeutend. Im französischen Grenoble betreibt Toyota testweise das Sharingsystem Ha:mo mit dem futuristischen Dreirad i-Road. Gern führt der Konzern auch sein Ein-Personen-Gefährt Winglet vor.
Fiat: Die Italiener haben spät gemerkt, dass Autokonzerne nicht unbedingt nur Autos verkaufen müssen. Doch zur Überraschung vieler Experten erweist sich gerade Italien als spannender Markt für Carsharing. Nachdem Daimler mit Car2Go in Mailand in gerade einem Jahr 70.000 Nutzer gewonnen hat, erhöht Fiat als Exklusiv-Partner der Freefloat-Carsharing-Marke Enjoy das Tempo. Betreiber ist der Energiekonzern Eni, er setzt ausschließlich das Modell Fiat 500 ein bisher in Mailand, Rom und Florenz.
Ford tut was bei Mobilitätsdiensten, wenn auch nicht im großen Stil: Der US-Hersteller hat im September 2013 sein deutschlandweites Angebot Ford Carsharing gestartet. Ford kooperiert mit Flinkster, dem Carsharing-Angebot der Deutschen Bahn, die Autos sind an festen Standorten anmietbar und lassen sich mittlerweile sogar per App öffnen.
Opel: Auch Opel ist eher spät auf den Trend zu neuen Mobilitätsformen aufgesprungen. Im vergangenen Jahr starteten die Rüsselsheimer ihren Freefloat-Carsharing-Service Spotcar ausgerechnet in Berlin. Dort tummeln sich bereits mehr als zehn Anbieter. Besonderheit: Opel rechnet nur die Kilometer ab, nicht die gefahrenen Minuten. Zudem arbeitet die Opel-Tochter Opel Rent mit dem Privat-zu-Privat-Carsharinganbieter Tamyca zusammen.
Renault: Der französische Hersteller sieht sich gern als Vorreiter bei den Elektroautos. In Sache neue Mobilität wagt das Unternehmen eher kleine Schritte. Ein Carsharing-System mit dem Stromwinzling Twizy in Saint-Quentin bei Paris (Twizyway) wurde im vergangenen Jahr sang- und klanglos beendet. Der Hersteller betont aber, dass seine Elektroautos technisch besonders gut ausgerüstet seien, um in Carsharing-Flotten aufgenommen zu werden.
Peugeot: Die Franzosen haben schon am Anfang der Unternehmensgeschichte Geld ganz anders verdient - mit Pfeffermühlen und Fahrrädern. Im Bereich neue Mobilität vermietet Peugeot seit 2010 Autos und Zubehör unter der Marke Mu by Peugeot. Den Markt hat der Hersteller damit allerdings nicht eben aufgewirbelt.
Die japanische Automarke Honda will Stadtbewohner nicht zum Autoteilen erziehen sondern den Verkehrskollaps in Großstädten mit Mini-Elektroautos abwenden. Der zweisitzige Prototyp Honda Micro Commuter ist nur 2,5 Meter lang, kann automatisch einparken und automatisch einem Führungsfahrzeug folgen. Das Kleinstauto wird derzeit in Japan im Feldversuch getestet.
Unkompliziertes und umweltschonendes Autoteilen damit will die französische Automarke Citroën in der Carsharing-Metropole Berlin punkten. Ihr Angebot Multicity funktioniert ähnlich wie Car2Go oder DriveNow, die Fahrzeuge können überall im Geschäftsgebiet angemietet und abgestellt werden. Allerdings umfasst die Multicity-Flotte ausschließlich Elektrofahrzeuge und verrechnet günstigere Minutenpreise als die Konkurrenz.
Nissan: In Yokohama testet der mit Renault verbündete Hersteller ein Freefloat-Carsharing namens Choimobi. Fahrzeug der Wahl ist eine leicht abgewandelte Version des Renault Twizy. Im Herbst verlängerte Nissan das Programm um ein Jahr, nachdem die Nachfrage die Erwartungen leicht überstieg.
Europas größter Autohersteller Volkswagen tastet sich erst vorsichtig an neue Mobilitätsdienste heran. Das VW-eigene Carsharing-Angebot Quicar läuft bisher nur als Pilotprojekt in Hannover mit eigenen Stationen für Anmieten und Rückgabe der Fahrzeuge. Deutschlandweit sammelt Volkswagen über Umwege Autoteil-Erfahrung: Seit April 2013 hält VW die Mehrheit am bundesweit tätigen Carsharing-Anbieter Greenwheels.
Die VW-Nobeltochter Audi setzt auf Autoteilen in der deluxe-Variante: Bei Audi Unite teilen sich bis zu fünf Personen ein Audi-Fahrzeug, das Pilotprojekt läuft bislang nur in Stockholm. In Berlin haben die Ingolstädter Audi Select gestartet. Dabei kann ein Audi-Kunde innerhalb eines Jahres bis zu drei verschiedene Audi-Modelle fahren, die Mietpreise beginnen ab rund 1000 Euro pro Monat. Auch der Sportwagen R8 ist dafür verfügbar, allerdings zu einer etwas höheren Rate.
Schon bisher wagt sich BMW vergleichsweise weit vor: Zusammen mit dem Autovermieter Sixt betreibt BMW das Carsharing-Angebot DriveNow, das bereits in acht Städten aktiv ist. Mit dem Mitfahrt-Vermittler Flinc besteht eine Partnerschaft, Anfang des Jahres hat sich BMW an dem Parkflächen-Vermieter Parkmobile beteiligt. Damit reagiert BMW auch auf die Aktivitäten der Konkurrenz.
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