

Es sollte Audis ganz großer Coup sein: Der Auftritt des neuen Elektroautos e-Tron im neuen Avengers-Film. Mit "Endgame" verabschieden sich die Helden der Avengers-Reihe um Iron Man und Thor. Der Film brach gleich am ersten Wochenende Rekorde und spielte weltweit 1,2 Milliarden Dollar ein. Gelungener Auftritt also für Audi? Fast.
In einer der für Audi wichtigsten Szenen fährt der Hauptcharakter Tony Stark mit dem e-Tron GT aggressiv durch die Straßen und kommt vor dem Avengers-Hauptquartier zum Stehen. Zu hören ist dabei aber nicht das leise Surren eines Elektroautos, sondern der kernige Sound eines Benzinmotors - Kategorie Achtzylindermotor. Was scheint wie ein grober Fehler der Toningenieure, ist aber von Audi genau so gewollt.
"Die Produktionsfirma hatte den Wunsch, dass wir für den e-Tron GT einen emotionalen Sound kreieren, der auch zum Film passt", sagt Josef Schloßmacher, Sprecher bei Audi. "Das haben wir umgesetzt. Und die Kunden haben jetzt eine ungefähre Idee davon, was Audi für den e-Tron plant."
Die Ingolstädter argumentieren, dass Elektroautos per Gesetz voraussichtlich noch in diesem Jahr ein künstliches Geräusch erzeugen müssen. Damit sollen Passanten auf die, gerade bei langsamen Fahrten, nahezu geräuschlosen E-Autos aufmerksam gemacht werden. Ob es unbedingt das künstlich erzeugte Röhren eines leistungsstarken Benzinmotors braucht, um Passanten zu warnen, darüber streitet sich auch die Fangemeinde im Netz.
Andere Zuschauer nehmen es mit Humor und spielen auf den neuen James-Bond-Film an, in dem Daniel Craig alias 007 einen Aston Martin Rapide E fährt und damit erstmals elektrisch auf Verbrecherjagd geht.
Audis e-tron im Test: Auf Augenhöhe mit Tesla? (Video)
Loren Angelo, Vizepräsident Marketing bei Audi of America, sagte vor der Filmpremiere: "Seit Tony Stark 2008 den legendären Audi R8 der Welt vorstellte, haben Marvel-Fans die Marke wirklich angenommen. Jetzt stellen wir den rein elektrischen Audi e-Tron GT vor und erwarten eine ebenso starkes Echo der Fans auf den neuen Supersportwagen von Tony Stark."
Ganz falsch liegt Angelo damit wohl nicht, die Aufmerksamkeit ist Audi zumindest sicher, und zahlreiche Reaktionen gab es im Netz ebenfalls. Ob die Mehrheit der Kinozuschauer aber überhaupt bemerkt hat, dass in Tony Starks neuem Audi kein Verbrenner mehr arbeitet, ist dagegen fraglich - diese Botschaft ging möglichweise im kernigen Gespratzel des Audi-Sounds unter.
Bei Form und Format geht Audi kein Risiko ein und verpackt die Elektrotechnik deshalb in einem geräumigen SUV.
Die Preise starten bei 79.900 Euro und die ersten Autos werden noch in diesem Jahr ausgeliefert.
Der e-tron hat zwei e-Motoren mit zusammen 408 PS. Genug für einen Sprintwert von 5,7 Sekunden und 200 km/h Spitze.
Endlich elektrisch: Mit reichlich Verspätung will Audi mit dem e-tron den Rückstand gegen Tesla und Jaguar aufholen.
Die Ladeklappe ist ein nettes Gimmick, weil sie elektrisch öffnet. Dahinter steckt ein Akku von 95 kWh, der im WLTP-Zyklus für mehr als 400 Kilometer reichen soll.
Vollladen kann man auch den Kofferraum. Er fasst 600 Liter. Dazu gibt's noch ein zweites Staufach mit 60 Litern im Bug.
Das Cockpit erinnert stark an die konventionellen Oberklasse-Modelle von Audi.
Besonders stolz ist Audi auf sieben sehr unterschiedliche Fahrprofile, für die neben dem Ansprechverhalten des Motors auch Lenkung, Fahrwerk, Bremsen, Kraftverteilung, Stabilitäts- und Traktionskontrolle modifiziert werden.
Hinterbänkler haben im e-tron besser lachen, weil der Mitteltunnel im Fußraum verschwunden ist.
Zu den insgesamt sieben Fahrprofilen zählen auch einzelne Modi mit komplett abgeschalteter Stabilitätskontrolle, sodass man mit dem Stromer sogar driften kann.
Für die ersten Testfahrten mit den finalen Prototypen hat Audi nach Namibia gebeten, weil der e-tron dort zwischen Zivilisation, Wildnis und Wüste die ganze Bandbreite seiner Fahrprofile beweisen sollte.
Kameras statt Rückspiegel - diese Technik setzt bislang nur Audi in Serie ein.