Durchbruch für autonomes Fahren? Google-Tochter Waymo startet Service mit Robotertaxis

Ein selbstfahrendes Auto von Waymo, ein umgebauter Chrysler-Minivan, auf einer öffentlichen Straße in Phoenix

Ein selbstfahrendes Auto von Waymo, ein umgebauter Chrysler-Minivan, auf einer öffentlichen Straße in Phoenix

Foto: picture alliance / Waymo/dpa
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Die Google-Tochterfirma Waymo verkauft es in einem Blog-Beitrag  vorsichtig als "nächsten Schritt auf unserer Selbstfahr-Reise" - dabei ist es ein ziemlich bedeutender Schritt, den die Kalifornier nun wagen: Denn Waymo hat nun den ersten kommerziellen Robotertaxi-Dienst der Welt gestartet und ist der Konkurrenz damit einiges voraus.

Unter dem Namen "Waymo One" offeriert die Tochterfirma der Google-Holding Alphabet (Kurswerte anzeigen) nun Taxifahrten mit selbstfahrenden Autos. Erstmal gibt es den Dienst nur in einigen Vororten in der Stadt Phoenix im US-Bundesstaat Arizona. Doch anders als in der Testphase sollen die Nutzer nun für die Beförderung im Robotertaxi zahlen - Google versucht sich also erstmals an einem Geschäftsmodell für seine Roboterautos.

Doch die Details zeigen, dass sich Waymo eher vorsichtig als forsch an das Thema herantastet. Denn der Dienst startet mit mehreren Einschränkungen. Zunächst steht er nur jenen rund 400 Einwohnern offen, die den Service in den vergangenen Monaten bereits kostenlos getestet hatten.

Überraschend ist, dass zum Start des Dienstes menschliche Sicherheitsfahrer an Bord sind, die Fahrten überwachen und im Notfall eingreifen können. In den vergangenen Monaten hatte Waymo in Phoenix Robotertaxis getestet, die Passagiere selbstständig und ohne einen menschlichen Kontrolleur hinter dem Lenkrad transportierten. "Selbstfahr-Technologie ist für viele neu. Deshalb gehen wir da nur vorsichtig voran und haben das Sicherheitsgefühl und den Komfort unserer Passagiere im Kopf", begründet Waymo-CEO John Krafcik  diesen Schritt zurück.

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Selbstfahrende Autos: Wie weit die Hersteller beim autonomen Fahren sind

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Dabei dürfte der tödliche Unfall eines autonom fahrenden Testwagens des Fahrdiensts Uber eine Rolle spielen. Vor sieben Monaten war eine Fußgängerin von einem Uber-Roboterauto auf der Fahrbahn erfasst und tödlich verletzt worden. Das ließ die Diskussion, ob selbstfahrende Fahrzeuge bereits sicher genug für den öffentlichen Straßenverkehr sind, wieder aufflammen. Googles Roboterautos haben bereits 10 Millionen Meilen auf öffentlichen Straßen in 25 US-Städten absolviert. Dabei sind sie bislang nur in kleinere Unfälle verwickelt gewesen.

Waymos zu Robotaxis umgebauten weißen Minivans des Modells Chrysler Pacifica bedienen eine Fläche von rund 260 Quadratkilometern in vier Vororten von Phoenix. Google testet dort bereits seit 2016 selbstfahrende Autos. Waymo macht keine Angaben dazu, wie schnell mehr Nutzer und weitere Gebiete der Stadt im Bundesstaat Arizona hinzukommen sollen.

Worin Waymo schneller ist als die Konkurrenten

Wie viel eine Fahrt bei "Waymo One" kosten soll, ist noch nicht bekannt: Zu den Tarifen machte Waymo keine Angaben. Klar ist immerhin, wie der Service funktioniert: Passagiere bestellen die Autos per App, ähnlich wie bei den Fahrdiensten Uber oder Lyft. Vor der Buchung sehen sie einen Kostenvoranschlag für die Fahrt, der auf Distanz und benötigter Zeit basiert. Ein Reporter von "The Verge" zahlte für eine rund drei Meilen (knapp 5 km) lange Fahrt gut sieben Dollar. Die Preise wären damit in etwa auf dem Niveau von Fahrdiensten wie Uber und Lyft.


Im Video: mm-Reporter Jonas Rest über seine Fahrt in Googles Roboterauto

manager-magazin.de


Mit einem Robotertaxi-Dienst Einkommen zu generieren wird in der Branche als wichtiger strategischer Schritt gesehen. Waymo ist damit seinen US-Konkurrenten Uber und General-Motors Selbstfahr-Tochter Cruise Automation voraus, die geplante bezahlte Fahrdienste mit selbstfahrenden Fahrzeugen noch starten müssen. Daimler und Bosch planen ebenfalls einen Robotertaxi-Dienst, dessen Testbetrieb bereits im kommenden Jahr anlaufen soll - vermutlich in San Francisco. Auch Volkswagens Mobilitätstochter Moia will Anfang des kommenden Jahrzehnts autonome Fahrzeuge in den Stadtverkehr schicken. Der 2019 in Hamburg startende Moia-Shuttledienst setzt auf menschliche Fahrer, auch wenn die Selbstfahr-Technik bereits in Grundzügen an Bord ist.

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Waymo hat mit Jaguar und Fiat Chrysler Lieferverträge über zehntausende Fahrzeuge abgeschlossen, die zu Robotertaxis umgebaut werden. Die Google-Tochter will sich jedoch nicht nur auf den Betrieb eigener Robotertaxiflotten beschränken. Das Unternehmen arbeitet auch an autonom fahrenden Lkws. Zudem will Waymo seine Selbstfahr-Technik auch anderen Unternehmen gegen Gebühr zur Verfügung stellen.

Beim autonomen Fahren gilt Waymo in der Branche als führend. Selbst VW-Chef Herbert Diess gestand vor kurzem ein, dass Waymo dabei den Wolfsburgern voraus sei. Allerdings sind auch die Pläne der Konkurrenten durchaus ambitioniert: GMs Selbstfahr-Tochter Cruise will mit ihrem Roboterauto-Fahrdienst im kommenden Jahr in mindestens einer amerikanischen Stadt loslegen. Das Startup Drive.ai hat seinen Robotaxi-Testbetrieb in Arlington, Texas vor kurzem für alle Interessierten geöffnet. Kunden können sich dort allerdings nur zwischen einigen Gebäuden und Gebieten befördern lassen.

mit Material von dpa
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