Nachschubprobleme für Elektroautos In Audis e-tron-Fabrik stehen die Bänder still

Steht aktuell still: e-tron-Produktionslinie im Werk Brüssel

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Audi e-Tron: So sieht das neue Elektroauto aus

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Die europäischen Tesla-Jäger werden bei der Aufholjagd weiter von Zulieferproblemen ausgebremst. Wie ein Sprecher des belgischen Audi-e-tron-Werkes in Brüssel am Freitag dem manager magazin sagte, hat Audi die e-tron-Produktion zunächst für vier Tage von Donnerstag bis einschließlich Dienstag ausgesetzt. Als Grund gab der Werkssprecher "Engpässe bei der Teilezulieferung" an. Er bestätigte damit einen entsprechenden Bericht  der belgischen Wirtschaftszeitung "L'Echo".

Um welche Teile und welche Zulieferer es sich handelt, kommentierte er nicht. Er betonte aber, das die Lieferprobleme nicht im Zusammenhang mit dem Coronavirus stünden. Bereits Ende Januar hat Audi aufgrund von Zulieferproblemen im Werk Brüssel kurzarbeiten lassen und Zeitarbeitsverträge nicht verlängert.

Ob es bei der bislang angekündigten Produktionsunterbrechung bleiben wird, ist offen: Laut "L'Echo" hat Audi bei der zuständigen Behörde Onem (Office National de l'emploi) bislang 16 Tage Kurzarbeit eingereicht  - die maximal mögliche Zahl. Auch Verträge von Zeitarbeitnehmern würden auslaufen gelassen, bestätigte der Sprecher andere Medienberichte. 

Nach Angaben von Audi trugen zudem auch Anlaufprobleme bei der bereits verschobenen und nun gestarteten Produktion des neuen, flacheren Sportback-Modells des e-tron zu den Produktionsproblemen bei. Nach Informationen von manager magazin hat Audi intern bereits die Prognosen für den e-tron gesenkt: Bis zu 70.000mal sollten der e-tron und ein Ableger im Jahr 2020 verkauft werden, inzwischen liegen die Szenarien bei gut 40.000 Fahrzeugen.

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Bekannt ist bereits, dass es Engpässe bei der Batteriezulieferung gibt. Laut "L'Echo" scheinen mittlerweile allerdings Lieferschwierigkeiten bei weiteren Teilen hinzugekommen zu sein. Unter anderem nennt die Zeitung hier Rücklichter und Sonnenblenden.

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Dass es bei Audis-Elektro-SUV nicht so läuft wie ursprünglich geplant, ist nichts Neues. Nachdem Audi im Juni fast alle ausgelieferten Modelle des Wagens wegen möglicher Brandgefahr zurück in die Werkstätten rufen musste, hatte der Autobauer seine Prognose für den e-tron deutlich abgesenkt: Von ursprünglich bis zu 70.000 Exemplaren im Jahr 2020 auf gut 40.000.  Eine Zahl, die Batterieexperten immer noch für Wunschdenken halten.

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Für den e-tron ist Audi bislang vom Batterielieferanten LG Chem abhängig , der immer neue Produktionsprobleme meldet und die Batteriezellen nicht in ausreichender Zahl liefern kann. Akkus von Samsung, die eigentlich im Sommer kommen sollten, haben Beobachtern zufolge bislang nicht die gewünschte Qualität. 

Nun muss sich Audi mit Porsche um die geringeren Kapazitäten balgen. Denn der Porsche Taycan, dessen Deutschlandstart sich gerade wieder um mehrere Wochen verschoben hat, hängt ebenfalls von LG Chem ab. Zuletzt hatte Audi offenbar gegenüber Porsche im Konzern das Nachsehen. Auch Mercedes setzt für seinen EQC auf LG Chem  - und ist angesichts der dortigen Probleme mitgefangen.

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Eigentlich will Audi mit seinem Elektro-SUV dem Marktführer Tesla ordentlich Paroli bieten, ist vom Status eines echten Konkurrenten aber wohl noch weit entfernt. Im Gesamtjahr kam Audi mit dem e-tron laut dem unabhängigen Elektroauto-Analysten Matthias Schmidt in Westeuropa auf 18.028 Zulassungen - davon 3578 in Deutschland. Konkurrent Tesla verbuchte mit 109.469 Zulassungen für alle seine Modelle in Europa mehr als das Sechsfache.

Der e-tron ist Audis erstes Elektroauto und wird seit Herbst 2018 in Brüssel gebaut. Er soll etwas mehr als 400 Kilometer fahren können und kostet rund 81.000 Euro. Eine kleinere Version mit rund 330 Kilometer Reichweite ist ab rund 70.000 Euro zu haben.

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