Abkommen für Massenproduktion Apple-Fertiger Foxconn hilft strauchelndem Elektroauto-Start-up Byton

Soll nun ab dem ersten Quartal 2022 produziert werden: Elektro-SUV Modell M-Byte des chinesischen Start-ups Byton
Foto:DPA

Soll nun ab dem ersten Quartal 2022 produziert werden: Elektro-SUV Modell M-Byte des chinesischen Start-ups Byton
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Der vor allem als Hersteller diverser Apple-Geräte bekannte Auftragsfertiger Foxconn stößt ins Autogeschäft vor. Der Elektronikspezialist aus Taiwan will die strauchelnde chinesische Elektroauto-Firma Byton beim Aufbau der Produktion des ersten Serienfahrzeugs unterstützen, wie die Unternehmen am Montag mitteilten.
Byton wollte bereits im vergangenen Jahr die Fertigung in China aufnehmen, in der Corona-Pandemie wurden die Pläne jedoch auf Eis gelegt. Nun werde ein Start der Produktion bis zum ersten Quartal 2022 angepeilt, hieß es. Dazu haben Byton und Foxconn ein strategisches Rahmenabkommen geschlossen, wie die in Taiwan gelistete Foxconn-Mutter Hon Hai erklärte.
Byton war von ehemaligen BMW-Managern gegründet worden und kooperiert unter anderem mit dem chinesischen Autokonzern FAW. Das erste Modell der Firma, der SUV M-Byte, sorgte für Aufsehen unter anderem mit einem riesigen Display praktisch von Tür zu Tür im Cockpit. Ein serienreifes Modell wurde 2019 auf der Automobilausstellung IAA in Frankfurt am Main vorgestellt und sollte nach damaligen Ankündigungen 2021 auch in Europa auf den Markt kommen.
Doch wie manager magazin im Oktober 2020 berichtete, lief es bei Byton zuletzt höchst unrund. Viele Topmanager sprangen ab, das Unternehmen saß auf einem Haufen Schulden. Und mit dem Einstieg von FAW werde Byton "in brutalster Weise chinesisiert", klagten Insider.
Lange sah es so aus, als werde Byton zum reinen Techniklieferanten für ein Elektromodell von FAWs Premiummarke Hongqi (Red Flag) degradiert. Mit der Foxconn-Kooperation scheint sich für Byton ein neuer Weg in Richtung eigenständiger Marke aufzutun. Foxconn wolle "industrielle Ressourcen und seine Expertise in fortschrittlicher Fertigungstechnologie" einbringen, teilten die Unternehmen mit.
Foxconn hatte vor einem Jahr bereits eine Kooperation mit dem Autokonzern Fiat Chrysler für den chinesischen Markt bekannt gegeben. Doch der Status dieses Projekts ist unklar. Laut einem Bericht der "Financial Times" hat Foxconn vor einiger Zeit eine offene Plattform für Elektroautos vorgestellt, die sowohl Software- als auch Hardware-Komponenten umfasst. Für die Plattform habe Foxconn bereits 200 Zulieferer gewonnen, schreibt die Wirtschaftszeitung.
Mittelfristig wolle sich Foxconn wohl als Elektroauto-Fertiger für Apple und Amazon etablieren, heißt es in dem Bericht. Für beide Techfirmen fertigt Foxconn bereits herkömmliche IT-Produkte. Doch im Elektroauto-Fertigungsgeschäft winken laut Insidern höhere Bruttomargen von 10 Prozent gegenüber 6 Prozent bei der Smartphone-Auftragsfertigung. Letztere steht aktuell für rund die Hälfte des Foxconn-Umsatzes, der 2020 bei 185 Milliarden Dollar lag.
Das Elektroauto-Segment soll bereits ab kommenden Jahr nennenswert zu Foxconns Umsatz beitragen. Im Jahr 2025 hoffe Foxconn, bereits ein Fünftel seiner Gesamtumsätze aus der Elektroauto-Sparte zu generieren, schreibt die "Financial Times".
Der Name ist für deutsche Ohren ungewöhnlich - doch das chinesische Start-up WM Motor fährt mit seiner Marke "Weltmeister" bereits erste Erfolge ein. Im Frühjahr 2018 startete Weltmeister den Verkauf seines Elektro-SUV EX5, der mittlerweile in drei Akku-Varianten für Reichweiten von 300, 400, und 460 Kilometern erhältlich ist. Insgesamt hat Weltmeister 3 Milliarden Euro an Geldern eingesammelt, die jüngste Finanzierungsrunde führte der chinesische Suchmaschinenbetreiber Baidu an. Zu punkten versucht ...
... WM Motor, anders als viele Konkurrenten, mit einem vergleichsweise günstigen Preis bei umfangreicher Ausstattung. Die EX5-Basisversion wird zu Preisen ab rund 30.000 Euro verkauft. Geführt wird das Unternehmen von einstigen Volvo China-Chef Freeman Shen. Im Produktionsanlauf wurden erstmal wenige tausend Stück pro Jahr produziert, von Januar bis Oktober 2019 hat Weltmeister 11,500 Fahrzeuge verkauft. Doch WM peilt sechsstellige Produktionszahlen innerhalb weniger Jahre an.
Auf ähnliche Verkaufszahlen in China - nämlich 11.800 Fahrzeuge in den ersten zehn Monaten 2019 - kommt das Start-up Xiaopeng Motors, das oft auch als Xpeng bezeichnet wird. Als Geldgeber hat XPeng die chinesischen IT-Riesen Alibaba und Foxconn an Bord. Sein erstes Modell, der Elektro-SUV G3, wird seit Ende 2018 in China ausgeliefert.
Der Wagen hat seit Juli dieses Jahres leistungsfähigere Akkus an Bord, die nun für Reichweiten von bis zu 520 Kilometern gemessen am NEFZ-Zyklus sorgen sollen. Die Basisversion, deren Akku für 400 Kilometer Reichweite gut ist, startet bei knapp 19.000 Euro in China.
Nio: Seit Juni 2018 wird Nios erstes Serienfahrzeug ES8 in China an Kunden ausgeliefert: Ein Elektro-SUV mit 350 Kilometern Reichweite und einem Wechselakku-System zum Preis ab 68.000 Dollar. Zuletzt kämpfte das Unternehmen jedoch mit massiven Verlusten und hat Schwierigkeiten, frisches Kapital von Investoren einzusammeln - obwohl laut Eigenangaben die Absatzzahlen zuletzt in China nach oben gingen.
Insgesamt 17.400 Fahrzeuge hat Nio laut Eigenangaben in diesem Jahr ausgeliefert. Neben dem ES8 hat Nio auch auch den kleineren SUV ES6 auf dem Markt, vor kurzem stellte das Start-up noch ein drittes Serienmodell vor - wohl auch, um seine Fortschritte zu demonstrieren. Nio hat Joint-Venture-Vereinbarungen mit Chinas Autoherstellern Changan und JAC geschlossen. Der ES8 soll ab 2020 auch in Europa erhältlich sein.
Zu den Geldgeber des Start-ups, das seit 2014 bereits über 4 Milliarden Dollar an Investorengeldern eingetrieben hat, zählen der chinesische Internetriese Tencent, der Venturekapitalgeber Sequoia und Chinas Suchmaschinenbetreiber Baidu. Der Börsengang in den USA im SEptember 2018 brachte aber deutlich weniger ein als ursprünglich erhofft, lange Zeit hat das Unternehmen viel Cash verbrannt und im Oktober 2019 auch noch seinen Finanzchef verloren. Nio fährt also aktuell über sehr rauhes Terrain.
Byton: Das erst Anfang 2016 gegründete Start-up zeigte auf der IAA die Serienversion seines ersten Fahrzeugs, des M-Byte. Der Elektro-SUV soll in Standardausführung 400 Kilometer weit mit einer Batterieladung fahren und zwischen 300.000 und 400.000 Yuan (43.000-57.000 Dollar) kosten soll. Die Vorproduktion ist in China nun angelaufen, ab Mitte 2020 soll der SUV in China auf den Markt kommen und bald darauf auch in den USA und Europa erhältlich sein.
Im Inneren bietet der Wagen einen 1,25 Meter breiten und 25 Zentimeter hohen Bildschirm über die gesamte Breite des Autos. Entriegeln lässt sich das Auto per Gesichtserkennung, bedienen durch Gesten- und Sprachsteuerung. Aber auch Byton tat sich Berichten zufolge zuletzt schwer, frisches Geld aufzustellen. Und der neue Großinvestor, der chinesische Autobauer FAW, soll intern ziemlichen Druck machen, das Fahrzeug abzuspecken.
Neben FAW sind als Geldgeber unter anderem Apples Auftragsfertiger Foxconn und Chinas Internetriesen Tencent an Bord. Geführt wurde Byton bis April 2019 vom ehemaligen Entwicklungsleiter des BMW i8, Carsten Breitfeld (im Bild). Breitfeld ist mittlerweile zum Konkurrenten Faraday Future gewechselt, dennoch arbeiten bei Byton noch viele BMW-Leute, die am Marktstart von BMWs i3 beteiligt waren. Auch ehemalige hochrangige Tesla-Mitarbeiter sind bei Byton an Bord.
Aiways: Ende November hat das Start-up Aiways den Verkauf seines ersten Modells U5 in China gestartet: Der Elektro-SUV U5 kostet in Basisversion nach Subventionen knapp 200.000 Yuan (26000 Euro). Die Basisakkus sollen für 500 Kilometer Reichweite sorgen, allerdings gemessen nach dem früheren Prüfzyklus NEFZ - im Alltag sind das wohl nur rund 300 Kilomert. Doch der 4,7 Meter lange Wagen bietet bis zu sieben Personen Platz - er ist also in dieser Größenklasse vergleichsweise günstig.
Aiways, hinter dem ehemalige Manager eines VW-Jointventures in China und große Autohändler stecken, will seinen U5 im kommenden Jahr auch in Europa anbieten - allerdings nur zum Leasing. Um die Qualitäten des Wagens zu demonstrieren, hat Aiways mehrere U5 im Sommer von China nach Europa fahren lassen - hier ein Bild aus der Russland-Etappe. Autojournalisten, die mitfuhren, attestierten dem Wagen erstaunlich hohe Qualität beim Innenraum. Auch die Akku-Reichweite hielt, was Aiways versprach.
Thunder Power: Bereits im Herbst 2015 hat das Start-up aus Taiwan ein erstes Konzeptauto präsentiert - mit 650 Kilometer Reichweite, 250 km/h Spitze und gefälligen Formen, die vom italienischen Designbüro Zagato stammen. Auch bei Technikdetails sind die Taiwanesen ehrgeizig. So soll sich ihr Auto auch kabellos per Induktion in kurzer Zeit laden lassen.
Fast 400 Patente hat Thunder Power laut Eigenangaben bereits eingereicht. Die Probeproduktion startete offenbar Anfang 2019, Ende des Jahres soll die erste Kleinserie des Wagens produziert werden. Laut früheren Angaben peilt Thunder Power einen Einstiegspreis von rund 63.000 Dollar an. Für die Taiwanesen arbeitet unter anderem der ehemalige Entwickler des Supersportwagens Bugatti Veyron. Wer Thunder Power finanziert, ist aber eher undurchsichtig.
Hybrid Kinetic Group: Auf dem Genfer Autosalon 2016 fiel das Konzeptauto H600 mit hübschem Äußeren auf, die angekündigten Leistungsdaten beeindruckten In weniger als 3 Sekunden soll die 800-PS-Luxuslimousine den Sprint auf 100 km/h schaffen, dank Range Extender in Form einer Mikroturbine über 1000 km weit mit einer Akkuladung kommen. Doch ...
... zu künftigen Fabriken in China und den Finanziers im Hintergrund hält sich das Unternehmen noch sehr bedeckt. Kopf hinter HK ist der chinesische Milliardär Rong Yang, der einst den chinesischen Autohersteller Brilliance leitete und nun im Exil in den USA lebt. Geplant war der Marktstart des Wagens ursprünglich für 2019 oder 2020 - in letzter Zeit hat man allerdings gar nichts mehr von Hybrid Kinetic vernommen. Ob aus dem Konzeptauto tatsächlich noch ein Serienfahrzeug wird, lässt sich aktuell kaum einschätzen.
Auch etabliertere Autohersteller rüsten in China auf: Tesla Motors hat in Rekordzeit seine "Gigafactory" nahe Shanghai aufgezogen und will im kommenden Jahr die ersten Model 3-Fahrzeuge aus chinesischer Produktion verkaufen. Elektroauto-Lokalmatador BAIC verkaufte von seiner Modellreihe EC in diesem Jahr bereits rund 60.000 Stück, das Modell Yuan des E-Auto-Spezialist BYD kam in diesem Jahr auf 35.000 verkaufte Fahrzeuge. Zuletzt sanken die Zulassungszahlen bei beiden wegen gekürzter Subventionen jedoch deutlich.