Auto-Vermietgeschäft Sixt drückt in den USA aufs Tempo

Expansion in den USA: Firmenchef Erich Sixt baut das Geschäft mit Franchisenehmern aus
Foto: dapdMünchen - Deutschlands größter Autovermieter Sixt legt im Auslandsgeschäft kräftig zu und baut sein Netz in den USA jetzt viel schneller auf als bisher geplant. Die Investitionen belasten aber zunächst einmal den Gewinn. Konzernchef Erich Sixt sagte am Montag für das Gesamtjahr einen höheren Umsatz und ein sehr gutes Ergebnis voraus - aber der Rekordgewinn von 2011 werde nicht erreicht werden.
Bis Ende September verbuchte der MDax-Konzern ein Umsatzwachstum von 2 Prozent auf 1,20 Milliarden Euro und einen Gewinnrückgang um 10 Prozent auf 72,3 Millionen Euro - vor allem wegen hoher Investitionen in den USA. Um im weltweit größten Autovermietmarkt schneller Fuß zu fassen, baut Sixt jetzt mit Franchiese-Nehmern ein flächendeckendes Netz auf.
Von Kalifornien bis New York seien die Lizenzen in allen wichtigen Bundesstaaten erteilt, mehr als 100 potenzielle Franchisenehmer hätten sich bereits gemeldet, und die ersten Partner könnten schon in den kommenden Wochen starten, sagte der Firmenpatriarch in Pullach.
Franchisekonzept in den USA senkt Investitionskosten
Der Umsatz der ersten sieben konzerneigenen Vermietstationen in den USA sei höher als erwartet. Aber samt Werbekampagne liege der Anlaufverlust dieses Jahr zwischen 5 und 10 Millionen Euro. "Mit organischem Wachstum und ohne Mammutzukäufe kann es nicht gelingen, tausende Stationen aufzumachen", sagte Erich Sixt. Deshalb starte die Franchise-Offensive zwei Jahre früher als ursprünglich geplant.
Der Konzern bekomme von den Partnern rund 6 Prozent ihres Umsatzes als Konzessionsgebühr. Dafür müsse er weder eigenes Kapital einsetzen noch das unternehmerische Risiko tragen. Ab 2014 werde die Sixt AG in den USA mindestens 100 Millionen Dollar Umsatz machen, kündigte der Vorstandschef und Großaktionär an. "Wir sind hier auf dem richtigen Kurs."
Wachstumsmotor in diesem Jahr ist weiterhin das Auslandsgeschäft mit einem Plus von 20 Prozent. In allen Ländern Europas habe die Nachfrage nach Mietwagen kräftig zugelegt - dank der deutschen Urlauber sogar im krisengeschüttelten Spanien, erklärte Erich Sixt. Damit habe sein Unternehmen gegenüber der Konkurrenz weiter aufgeholt. Bis 2015 will Sixt die Rivalen Hertz, Avis und Europcar überholen und auch in Europa die Nummer eins werden.
In Deutschland legte das margenstarke Vermietgeschäft nur noch leicht zu. "Wir sind in allen Ländern - mit Ausnahme USA profitabel", sagte Sixt. Das Geschäftsreisen- und Flughafengeschäft werde im Inland wie im Ausland schwächer - die Konjunkturschwäche mache sich bemerkbar.
Aufbau des CarSharing und Euro-Krise belasten weiter Gewinne
Beim kleineren und ohnehin margenschwachen Leasinggeschäft verbuchte Sixt einen deutlichen Umsatzrückgang. Der Wettbewerb in der Sparte sei härter geworden, und zugleich konzentriere sich Sixt inzwischen auf die profitableren Flottenmanagment- und Komplett-Service-Verträge, sagte Finanzchef Julian von Putlitz.
Im Gesamtjahr werde Sixt die 1,56 Milliarden Euro Umsatz des Vorjahres übertreffen und "sehr gut verdienen, daran gibt es keinen Zweifel. Aber der Wermutstropfen ist, wir werden das Rekordergebnis von 2011 nicht erreichen", sagte Erich Sixt. Auch 2013 werde der Konzern darunter bleiben.
So werde der Aufbau des US-Geschäfts und des Carsharing-Geschäfts DriveNow mit BMW den Gewinn weiterhin belasten. Mit einer Rendite von rund 10 Prozent sei das Unternehmen, das soeben 100 Jahre alt geworden ist, Unternehmen trotzdem das profitabelste Unternehmen der Branche.
Mit Sorge blickt der Unternehmenschef ins kommende Jahr. "Ich gehe davon aus, dass Euro-Land 2013 in die Rezession rutscht", sagte Vorstandschef Erich Sixt am Montag. Die Zahl der Geschäftsreisenden sei schon zuletzt in ganz Europa zurückgegangen, hier mache sich die Krise im Süden bemerkbar.
Weil aber gleichzeitig mehr Touristen Mietwagen buchten, habe Sixt in allen Ländern mit eigenen Gesellschaften schwarze Zahlen geschrieben, auch in Spanien. Der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung könne sich der Konzern auf Dauer nicht entziehen. Zudem werde auch in schlechten Zeiten investiert.