

Stuttgart/Duisburg - Neuwagenkäufer in Deutschland haben laut einer Studie im Monat August so gute Chancen auf ein Schnäppchen gehabt wie seit langem nicht mehr. Das fanden die Autoexperten von der Universität Duisburg-Essen in ihren seit sieben Jahren laufenden Untersuchungen zum Preisdruck auf dem deutschen Automarkt heraus.
Laut der am Dienstag vergelegten Analyse lag der durchschnittliche Listenpreisrabatt auf die 30 beliebtesten Modelle in Deutschland mit 18,9 Prozent zwar auf dem Niveau des Vormonats Juli (19,0 Prozent). Doch im Vergleich zum August 2011 ist der Sprung von 14,9 Prozent beachtlich. Der Preiskampf im August habe ein neues Rekordniveau. Die zehn Modelle mit den derzeit höchsten Rabattenfinden Sie hier.
Die Autoren der Studie, Professor Ferdinand Dudenhöffer und Karsten Neuberger, werten die Rabattschlacht als weiteres Symptom für die Absatzprobleme der Branche. Normalerweise ließen Sonderaktionen im Ferienmonat August nach und zögen erst im verkaufsstärkeren Monat September wieder an. Doch diese Bewegung sei diesmal ausgeblieben.
Kunden stehen vor "heißem Rabatt-Herbst"
"Dies ist ein untrügliches Zeichen für die Nachfrageschwäche im deutschen Automarkt", schreibt Dudenhöffer. Die Auswirkungen der Euro-Schuldenkrise drücken auf den Autoabsatz auch in Deutschland - zuletzt waren die Werte so schwach gewesen wie im Jahr nach der Abwrackprämie. Der deutsche Automarkt hält sich jedoch noch vergleichsweise stabil. EU-weit dagegen ist die Nachfrage angesichts der Schuldenkrise seit Monaten auf Talfahrt.
Aufs Neue befeuern die Rabattschlacht laut der Studie auch die sogenannten taktischen Zulassungen, mit denen Händler Autos tageweise auf dem Papier anmelden, um sie dann nagelneu mit höheren Rabatten in den Markt geben zu dürfen. Die Rabattspirale und der Zwang, sie auch mitzugehen, trifft die Hersteller unterschiedlich stark. So gibt es auf der einen Seite etwa kerngesunde Hersteller wie Volkswagen , auf der anderen kriselnde wie Opel und Fiat . Fiat-Chef Sergio Marchionne etwa warf VW jüngst vor, mit der Preispolitik ein "Blutbad" anzurichten.
Die Wolfsburger führen derzeit die siebte Generation ihres Verkaufsschlagers Golf ein - und der Vorgänger Golf VI wird über Tageszulassungen teils mit 33 Prozent Rabatt in den Markt gedrückt.
Die Studie rät Kunden auf der Suche nach Neuwagen, den Preiskampf noch ein wenig zu beäugen. "Wichtige Indikatoren deuten darauf hin, dass der deutsche Automarkt vor einem heißen Rabatt-Herbst steht."
Honda Civic: Das Design des kompakten Japaners ist gewöhnungsbedürftig - am Preis gibt es im August kaum etwas zu meckern: bis zu 30 Prozent Rabatt sind bei der Aktion "40 Jahre Honda Civic" möglich, hat das CAR-Center der Universität Duisburg Essen in einer Studie ermittelt. Der Preiskampf auf dem deutschen Automarkt bleibt auch im August hart: Das Institut zählte insgesamt 357 Sonderaktionen der Autohersteller.
Citroën Berlingo: Der Kastenwagen ist im August in der Sonderaktion "Cool and Sound" um 27,3 Prozent unterhalb des Listenpreises zu haben. Üblicherweise fährt die Branche in den Urlaubsmonaten ihre Rabatte zurück und legt neue Aktionen erst wieder im September auf - doch in diesem Jahr ist das anders, heißt es in der Studie.
Chevrolet Aveo: Der Opel-Mutterkonzern General Motors will seine Konzernmarke Chevrolet in Europa stärken. Im August kam der Aveo mit einer Leasingaktion auf 26,5 Prozent Preisnachlass. Die anhaltend hohen Rabatte im Urlaubsmonat August seien ein "untrügliches Zeichen für die Nachfrageschwäche im deutschen Automarkt", schreibt CAR-Institutsleiter Ferdinand Dudenhöffer in der Studie.
Seat Ibiza: Null Anzahlung, null Zinsen - so bewirbt die VW-Tochter Seat ihre neueste Finanzierungsaktion. Mit der Zinsfreiheit und einer Aktionsprämie kommt der Seat rechnerisch auf 26,5 Prozent Rabatt gegenüber dem Listenpreis.
Chevrolet Spark: Der Kleinwagen der Amerikaner wird in einer Sonderaktion derzeit ohne Anzahlung und einer geringen Monatsrate verkauft - das ergibt einen Preisnachlass von 26,4 Prozent auf den Listenpreis von derzeit 9140 Euro.
BMW 3er-Serie: Ungewöhnliches Vorgehen bei BMW: Ihr gerade erst neu aufgelegtes Brot-und-Buttermodell verkaufen die Bayern im Leasingpaket mit einem rechnerischen Nachlass von 26,3 Prozent. Der hohe Kundenvorteil überrasche, heißt es in der Studie - und zeige, wie schwierig sich der deutsche Automarkt derzeit darstelle.
Renault Twingo: Der knuffige Kleinwagen ist derzeit im günstigen Leasingpaket zu haben - und kommt bei der unterstellten Restwertkalkulation von 53 Prozent nach 3 Jahren und 30.000 Kilometern auf einen Preisvorteil von 26 Prozent.
Mercedes S-Klasse: Schnäppchenjäger stellen sich unter einem Sonderangebot preislich etwas anderes vor. Doch für gut Betuchte ist der große Benz derzeit billig zu haben. Im Leasingangebot gewährt Mercedes für die S-Klasse derzeit 25 Prozent Preisabschlag - bei einer monatlichen Leasingrate von 999 Euro und einer Sonderzahlung von über 22.000 Euro.
Opel Corsa: Die Rüsselsheimer müssen nun in mehreren Werken Kurzarbeit einführen - ein Sondermodell ihres Kleinwagen-Bestseller verkaufen sie derzeit günstig: Auf 24,8 Prozent beläuft sich laut der Studie der derzeit gewährte Rabatt im Rahmen der Aktion "Darauf fährt ganz Deutschland ab".
Fiat Punto Evo: Die "Kundenauftragsprämie" genannte Aktion der Italiener führt laut der Studie beim Kauf eines Punto More zu einem Preisabschlag von 23,2 Prozent im Vergleich zum Listenpreis. Besonders preisbewusste Kunden sollten aber noch warten. In den nächsten Monaten dürfte sich der Preiskampf in Deutschland noch verschärfen, heißt es in der Studie.