Personalrochaden
Opel tauscht zwei weitere Vorstände aus
General Motors ist wohl mächtig unzufrieden mit den Sanierungsfortschritten bei Opel. Wenige Tage nach der Ablösung des Opel-Chefs wechselt der kriselnde Autohersteller auch die Vorstände für Entwicklung und Finanzen aus. Einer der Neuen kommt von VW.
In welche Richtung Opel künftig steuert, ist noch nicht sicher. Klar ist jedoch: Opel startet mit einem runderneuerten Vorstand.
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Frankfurt am Main - Das Stühlerücken in der Führungspitze des angeschlagenen Autobauers Opel geht weiter. Nach der Bestellung des Sanierungsexperten Thomas Sedran zum Interims-Chef wechselt die ums Überleben kämpfende GM -Tochter auch die Vorstände für Finanzen und Forschung aus.
Der neue Finanzchef Michael Lohscheller kommt von VW, der künftige Forschungsvorstand Michael Ableson steigt intern auf. Beide würden "den Opel-Revitalisierungsplan weiter beschleunigen", erklärte Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky am Mittwoch in Rüsselsheim.
Der Umbau macht deutlich, wie unzufrieden der amerikanische Mutterkonzern General
Motors (GM) inzwischen mit der Lage bei Opel ist. Denn die Krise bei der Traditionsmarke mit dem Blitz hatte sich zuletzt noch verschärft. So schrumpfte im ersten Halbjahr der Europa-Absatz um 15 Prozent auf knapp 458.000 Fahrzeuge ein. Opel gehört damit zu den Verlieren unter Autobauern in Europa, denn anders als viele Konkurrenten können die Rüsselsheimer den Nachfrageeinbruch nicht durch Verkäufe in Boomregionen wie China oder Südamerika ausgleichen.
VW findet Ersatz für abgeworbenen Manager
Ab dem 1. September soll Lohscheller (43) als neuer Finanzvorstand und Opel/Vauxhall Vice President Finance mithelfen, Opel wieder auf die Spur zu bringen. Der Diplom-Kaufmann war zuletzt für die Finanzen bei der amerikanischen Tochter des Wolfsburger Rivalen
Volkswagen zuständig. Dort habe er in den vergangenen vier Jahren für einen Umschwung im Amerika-Geschäft gesorgt, erklärte Opel. Der Manager durchlief zudem verschiedene Managementpositionen bei
Daimler, beim japanischen Mitsubishi-Konzern sowie beim Gabelstapler-Produzenten Jungheinrich.
Lohscheller löst Mark James (50) ab, über dessen berufliche Zukunft der Autobauer erst später nähere Informationen geben will. Einen Nachfolger für Lohscheller hat Konkurrent VW bereits gefunden: Künftig soll Hardy Brennecke (38) bei der amerikanischen Volkswagen-Tochter für die Finanzen verantwortlich sein. Brennecke arbeitete zuletzt an Schlüsselprojekten des VW-Konzerns.
Auch in der Forschung und Entwicklung bei der Adam Opel AG soll mit neuer Führung frischer Wind einkehren. Ableson wird ebenfalls ab 1. September das Vorstandsressort leiten. Zudem soll der 50-Jährige ab sofort im Mutterkonzern die Position des GM Europe Vice President Engineering übernehmen. Zuletzt war Ableson beim Autobauer in Rüsselsheim für die Entwicklung von Kompaktwagen verantwortlich, wozu etwa der Astra und der Astra GTC zählen. Der Manager ist seit mehr als 25 Jahren bei GM. Ableson löst auf seinem Posten Rita Forst (57) ab, die laut Opel zurücktreten wird.
Wie andere Massenhersteller spürt auch Opel massiv die Auswirkungen der Schuldenkrise in Südeuropa. In vielen Ländern können sich die Kunden angesichts drastischer Sparprogramme ihrer Regierungen keine Neuwagen mehr leisten oder stellen aus Sorge um die Zukunft größere Anschaffungen erst einmal zurück. Dazu kommt der jahrelange Schlingerkurs des amerikanischen Mutterkonzerns und die Unklarheit über die weiteren Sanierungsschritte. Bislang gilt in den deutsche Opel-Werken eine Standortgarantie bis Ende 2016. Aber mit dem Wechsel an der Opel-Spitze könnten nach Auffassung von Beobachtern härtere Einschnitte drohen.