Autohersteller
Opel macht Sanierer Sedran zum Chef
Das ging schnell: Opel hat seinen Strategievorstand Thomas Sedran zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden gekürt. Der erfahrene Sanierer führt nun vorübergehend die Geschäfte. Doch daraus könnte ein längerfristiges Engagement werden, wie die Opel-Historie zeigt.
Opel-Strategievorstand Thomas Sedran wird nun Interimschef des kriselnden Autoherstellers
Foto: Gm Company/ dpa
Rüsselsheim - Strategievorstand Thomas Sedran führt ab sofort die Geschäfte des kriselnden Autobauers Opel. Der Aufsichtsrat der Adam Opel AG ernannte den 47-Jährigen am Dienstag zusätzlich zu seinen derzeitigen Aufgaben zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden.
Sedran solle die Geschäfte führen, bis ein neuer Opel-Chef gefunden sei, teilte Opel in Rüsselsheim nach einer außerordentlichen Sitzung des Kontrollgremiums mit. Der bisherige Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke musste in der vergangenen Woche überraschend abtreten.
Sedran ist erst seit April bei Opel. Er kennt den Autobauer aber aus seiner Zeit bei AlixPartners sehr gut: Für die Unternehmensberatung begleitete er die jüngste Opel-Sanierung, bei der ein Werk geschlossen und 8000 Mitarbeiter entlassen wurden.
Ob Sedran tatsächlich nur als Interimschef bleibt, ist längst noch nicht abgemacht. Sein Vorvorgänger Nick Reilly wurde mit ähnlichen Worten vorgestellt, als er im November 2009 zu dem angeschlagenen Autohersteller stieß. Doch wenige Monate später wurde Reillys Mandat dann in Richtung Dauerlösung erweitert.
Sedran dürfte härteren Kurs fahren
Der promovierte Ökonom Sedran soll die Rüsselsheimer Marke, die seit Jahren milliardenschwere Verluste anhäuft, zurück auf Erfolgskurs führen. Dabei muss er sich sputen: Das Management des US-Mutterkonzerns General Motors (GM) verliert allmählich die Geduld mit der Europatochter und wechselt die Opel-Lenker immer schneller aus.
Opel leidet wie andere Hersteller auch unter der Absatzflaute in Europa. Das führt zu teuren Überkapazitäten. Strackes Antwort darauf war ein Wachstumsplan, der unter anderem auf Export, Investitionen und die Allianz mit dem französischen Partnerkonzern PSA Peugeot-Citroën setzte. Bis 2016 wollte er auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Allerdings klaffte in seinem Sanierungsplan nach Medienberichten ein Loch in dreistelliger Millionenhöhe.
Experten erwarten nun, dass Sedran härter durchgreifen und einen radikaleren Sparkurs einleiten wird. Sedran hat den Großteil seiner Karriere für Unternehmensberatungen gearbeitet, darunter Roland Berger und AlixPartners. Als Berater ist er seit mehr als 20 Jahren Experte für das Automobilgeschäft. Er besitzt einen Abschluss als Master of Business Administration der Universität Hohenheim und promovierte an der Ludwig Maximilian Universität München.