Hohe Nachfrage
Deutsche Autobauer verkürzen Werksferien
Die Fahrzeuge von BMW, Daimler und Volkswagen sind so gefragt, dass die Hersteller kaum noch mit der Produktion hinterher kommen. Die Autobauer wollen deshalb ihre Werksferien verkürzen und ihre Tagesschichten verlängern.
Nachfrageboom bei deutschen Autobauern: BMW, Daimler und Chrysler kommen mit der Produktion kaum hinterher
Foto: ddp
Hamburg/Stuttgart - Die ungebremste Nachfrage nach deutschen Autos hat die Aktien der großen Hersteller am Donnerstag zeitweise an die Dax-Spitze katapultiert.
Volkswagen-Papiere legten zeitweise 2 Prozent zu, gefolgt von
BMW und
Daimler mit Kursgewinnen von je 1 Prozent.
"Die Werke laufen auf vollen Touren. Die Auftragslage ist sehr positiv", begründete ein BMW-Sprecher die Euphorie in der Automobilindustrie. Die deutschen Autohersteller können sich vor Aufträgen kaum noch retten und wollen daher die Produktionsbänder länger laufen lassen.
Wegen der weltweit hohen Nachfrage weitet etwa BMW die Produktion aus. In den beiden Werken Dingolfing und Regensburg sollen die Werksferien auf eine von bisher vier Wochen gekürzt werden. "Wir nutzen alle Möglichkeiten zur Flexibilisierung." Dazu zählten auch Arbeitszeitkonten, auf denen die Mitarbeiter Überstunden buchen, die sie in schlechteren Zeiten abbummeln. Lücken sollen durch Leiharbeiter gefüllt werden.
In Großbritannien investiert BMW zudem eine halbe Milliarde Pfund in Ausbau und Erneuerung der Produktion des Kleinwagens Mini. Die für die kommenden drei Jahre geplanten Ausgaben sollen zum größten Teil in den Aufbau neuer Anlagen und die Ausstattung des Mini-Werks in Oxford fließen.
VW will Schüler und Studenten einsetzen
Auch Daimler kommt mit der Pkw-Produktion nicht nach. "Es werden mehr Autos bestellt als erwartet", sagte eine Sprecherin des Betriebsrats. Die Arbeitnehmervertretung verhandele derzeit mit der Geschäftsleitung über eine Verlängerung der täglichen Schichten und weitere Sonderschichten an Samstagen im zweiten Halbjahr. "Wir sind noch in Gesprächen", sagte die Betriebsratssprecherin.
Traditionelle Werksferien in im Sommer gibt es in den Daimler-Werken nicht. Per Ende Mai verkaufte Daimler mit 534.000 Pkw 10 Prozent mehr Fahrzeuge als im Vorjahr, die Produktion hatte im ersten Quartal um 11 Prozent auf knapp 342.000 Pkw zugelegt.
Volkswagen will während der üblichen Werksferien, die diesmal von Ende Juli bis Mitte August sind, teilweise weiterproduzieren. Die Tochter Audi setzt im Werk Ingolstadt während der Ferienzeit 2000 Schüler und Studenten ein, um Lücken schließen, während die Stammbelegschaft Urlaub macht.
"Wenn von Wolfsburg bis Stuttgart und München die Werksferien wegen zu hoher Nachfrage verkürzt werden, ist das für den Anleger eine gute Sache", erklärte ein Händler. Auch die europäischen Autobauer profitierten von der guten Stimmung: Der Europäische Branchenindex kletterte bis zu 1,3 Prozent.