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Übersicht: Die weltgrößten Truckhersteller 2010

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Nutzfahrzeuge VW legt Übernahmeangebot für MAN vor

Volkswagen hat seinen Anteil an dem Nutzfahrzeughersteller MAN auf mehr als 30 Prozent ausgebaut und unterbreitet den übrigen Aktionären nun ein Pflichtangebot. Der Wolfsburger Autobauer will seine Tochter Scania mit MAN zusammenführen und einen neuen Nutzfahrzeugriesen schaffen. Aktien von MAN und Scania ziehen deutlich an.

Hamburg/Wolfsburg - Der Wolfsburger Volkswagen-Konzern  will den Lastwagenbauer MAN  übernehmen. Damit ebnet Europas größter Autobauer nach mehrjährigen Verhandlungen den Weg zur Bildung eines Lkw-Riesen zusammen mit seiner schwedischen Tochter Scania .

Den MAN-Aktionären bietet VW 95 Euro je Stammaktie an, wie der Konzern am Montag mitteilte. Der Preis je Vorzugspapier solle dem gewichteten inländischen Durchschnittskurs der MAN-Aktie während der vergangenen drei Monate entsprechen und dürfte damit in der Größenordnung von 60 Euro liegen. Damit entspricht VW den gesetzlichen Bedingungen, die beim Überschreiten der Schwelle von 30 Prozent ein Pflichtangebot verlangen. VW gab zudem bekannt, nun über 30,47 Prozent der Stimmrechte an dem Münchener Maschinen- und Nutzfahrzeugkonzern zu halten, nachdem der Anteil bislang knapp unter dieser Schwelle lag.

"MAN und Scania werden durch die engere Zusammenareit ihre Profitabilität weiter steigern und damit zusätzlichen Wert für alle Aktionärsgruppen schaffen", sagte VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch.

Volkswagen  hatte schon vor längerem eine engere Zusammenarbeit der beiden Lastwagenhersteller MAN  und Scania  eingeleitet, war dabei aber nicht so rasch vorangekommen wie von dem mächtigen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech gefordert. Gründe dafür waren neben Widerständen bei beiden Unternehmen vor allem kartellrechtliche Hürden. Für eine Vertiefung der Zusammenarbeit seien fusionskontrollrechtliche Genehmigungen und eine weitere Aufstockung des VW-Anteils an MAN nötig, stellte der Wolfsburger Konzern fest. Daher habe der Vorstand beschlossen, die dafür nötigen Voraussetzungen zu schaffen, erklärte VW-Chef Martin Winterkorn.

VW gibt Beschäftigungs- und Standortgarantien ab

Zuletzt hatte Winterkorn auf der Hauptversammlung vergangene Woche angedeutet, dass Volkswagen künftig stärker im Nutzfahrzeugmarkt präsent sein wolle. Das Segment der schweren Lkw und Busse sei "ein hochinteressantes, strategisches Geschäftsfeld", betonte Winterkorn in seiner Rede vor den Aktionären. Scania und MAN führten intensive Gespräche über eine engere Zusammenarbeit. Der Volkswagen-Konzern sehe in einer "Partnerschaft auf Augenhöhe große Chancen". Fest stehe dabei aber, dass alle Geschäftsfelder und die markenspezifischen Eigenschaften von Scania und MAN "unantastbar bleiben", so Winterkorn.

Winterkorn gab am Montag darüber hinaus eine Art Beschäftigung- und Standortgarantie ab: "Selbstverständlich respektieren wir die Mitbestimmungs- und Arbeitnehmerrechte in vollem Umfang und stehen zu Standorten und Beschäftigten", erklärte Winterkorn. Vor allem bei MAN hatte es Sorgen gegeben, dass der enorm profitable und erfolgreiche Hersteller Scania bei einer Fusion die Führung übernehmen würde und MAN darunter leiden müsste.

Komplettübernahme könnte VW zehn Milliarden Euro kosten

Analyst schätzt Kosten für MAN-Übernahme auf zehn Milliarden Euro

Analysten gehen davon aus, dass VW abwarten will, wie viele Aktien zu der Offerte angeboten werden, bevor über eine möglich Aufstockung des Angebots nachgedacht wird. Die im Dax notierten MAN-Papiere gewann mehr als 2 Prozent an Wert und notierten mit 98,50 Euro deutlich über dem Pflichtangebot. Titel von Scana legten zwischenzeitlich sogar um mehr als 5 Prozent zu.

"Das Angebot hat Phantasie ausgelöst, dass VW sein Angebot aufstocken muss", sagte BHF-Bank Analyst Aleksej Wunrau. Bei Scania überwiege die Erleichterung darüber, dass die Schweden nun nicht die Hauptlast für die Integration tragen müssten, hieß es. Die VW-Aktie notierte im Minus, da die Wolfsburger nun voraussichtlich mehr aufbringen müssten als bei einer MAN-Übernahme durch Scania.

Die Eigentumsverhältnisse zwischen VW, MAN  und Scania  sind verwirrend: MAN hält 17 Prozent an Scania, VW hält 30,47 Prozent an MAN und 71 Prozent der Stimmrechte an Scania. Im Endeffekt bestimmen aber die Wolfsburger jetzt.

Frank Schwope von der NordLB rechnet damit, dass Volkswagen bei einer Komplettübernahme von MAN rund zehn Milliarden Euro zahlen müsste. Angesichts einer Nettoliquidität von zuletzt knapp 20 Milliarden Euro wäre der Konzern finanziell dazu in der Lage. Volkswagen will in den nächsten Jahren Weltmarktführer Toyota  überholen und fährt derzeit in mehreren Regionen der Welt die Produktion hoch. Zusammen mit MAN und Scania hat der Konzern aus Niedersachsen vom Kleinwagen bis hin zu Schwerlaster alles im Angebot was auf der Straße rollt.

mg/rei/rtr/dpa-afx/dapd
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