Der Absatz in Europa und den USA zieht an, die Schwellenländer bleiben wachstumsstark, vor allem in China und Indien boomt das Geschäft. Auf der Lkw-Messe IAA Nutzfahrzeuge ist von Krise keine Rede mehr. Von der Neuordnung der Branche um so mehr.
Die Krise ist vorbei: LKW von Volkswagen auf der IAA Nutzfahrzeuge 2010 in Hannover
Foto: Jochen Lübke/ dpa
Krise, welche Krise? Die schlechte Stimmung, die hier in Hannover noch vor zwei Jahren vorherrschte, scheint wie weggeblasen. Nachdem noch im Frühjahr vergangenen Jahres bei vielen Herstellern die Auftragseingänge nahe der Null-Linie dahindümpelten, verzeichnet die Branche wieder ordentliche Bestelleingänge. Die Nutzfahrzeugsparte des Branchenprimus
Daimler erwartet für 2010 sogar wieder einen Milliardengewinn.
Generell gilt: Der Absatz in Europa und den USA kommt wieder zurück, "der Großteil des Wachstums findet aber weiterhin in den Schwellenländern statt", sagt Roman Mathyssek, LKW-Experte beim Beratungsunternehmen IHS-Automotive. Vor allem in China und Indien boomt das Geschäft, was auch den lokalen Truck-Herstellern kräftigen Aufwind beschert und auch bei der immer noch im Gang befindlichen Konsolidierung der Branche eine nicht unerhebliche Rolle spielen dürfte. Aus vielen der international einst wenig beachteten Hersteller wie Dong Feng oder FAW aus China oder
Tata aus Indien sind inzwischen Branchenriesen geworden, die auch als potenzielle Übernehmer für europäische und US-Marken gehandelt werden.
So wird in der Branche derzeit heiß diskutiert, wer sich etwa die italienische Fiat-Tochter Iveco einverleiben könnte, die die Italiener derzeit feil bieten. Neben
Daimler wird hier in Branchenkreisen auch Tata als potenzieller Käufer gehandelt. Auch
Renault will sich von seinem Anteil an dem LKW-Hersteller
Volvo trennen. Auch die beiden noch verbliebenen unabhängigen US-LKW-Hersteller
Paccar und Navistar werden als potenzielle Übernahmekandidaten gehandelt.
Als gesetzt gilt ohnehin schon, dass auch
Scania und der Münchner Konkurrent
MAN unter Regie des Volkswagenkonzerns in nicht allzu ferner Zukunft noch enger zusammenrücken werden. Das dürfte spätestens dann der Fall sein, wenn sich
Volkswagen die Mehrheit an MAN gesichert hat. Momentan hält VW rund 30 Prozent an dem DAX-Konzern.
Wo so viele Karten potenziell neu gemischt werden, fallen die übrigen Themen fast zwangsläufig ein wenig ab. Klar, auch dieses Jahr werden die Trucks wieder noch ein bisschen grüner. Neben konventionellen Dieseln, die schon wegen der immer schärferen Regulierung immer weniger Schadstoffe in die Umwelt pusten dürfen, stehen inzwischen auch immer mehr serienreife Hybrid-LKW mit kombiniertem Verbrennungs- und Elektromotor an den Ständen. Deren Einsatzbereich ist aus Sicht von Experten allerdings begrenzt.
"Um das Thema Hybrid wurde anfangs etwas zu viel Wirbel gemacht. Für Müllwagen ist das sicher prima, aber für LKW, die überwiegend auf langen Strecken unterwegs sind, ist die Technik nicht wirtschaftlich", sagt LKW-Experte Mathyssek.
Ähnliches gilt für rein elektrische LKW, von denen ebenfalls einige an den Ständen stehen. Sie eignen sich, zumindest so lange sie nur von einer Batterie getrieben werden, primär für den innerstädtischen Lieferverkehr. Und auch dort nur bis zu einer gewissen Größe. Den 40-Tonner mit Batterieantrieb wird es wohl auch in vielen Jahren noch nicht geben.