Pharmakonzern Astrazeneca will mit Corona-Impfstoff künftig Geld verdienen

Bislang gab Astrazeneca im Gegensatz zu Biontech und Pfizer seinen Covid-Impfstoff zum Selbstkostenpreis ab. Künftig will der Pharmakonzern damit moderate Gewinne erzielen. Das Vakzin soll aber für jeden weltweit bezahlbar bleiben, versichert Konzernchef Soriot.
Astrazeneca-Chef Pascal Soriot: Der Gewinn je Aktie kletterte im dritten Quartal um 14 Prozent - und blieb damit hinter den Erwartungen der Märkte

Astrazeneca-Chef Pascal Soriot: Der Gewinn je Aktie kletterte im dritten Quartal um 14 Prozent - und blieb damit hinter den Erwartungen der Märkte

Foto: BRENDA GOH / REUTERS

Der britisch-schwedische Pharmakonzern Astrazeneca will ab nächstem Jahr mit seinem Corona-Impfstoff moderate Gewinne erzielen. Das Unternehmen hatte betont, während der Pandemie mit seinem Vakzin keinen Profit machen zu wollen. Der Konzern spricht mit einigen Ländern, die es sich leisten könnten, über Impfstoff-Lieferungen, die Astrazeneca im kommenden Jahr einen kleinen Gewinn bringen könnten. Verkäufe an arme Länder sollen weiterhin nicht auf einen Profit abzielen.

"Wir haben dieses Projekt begonnen, um zu helfen, aber wir haben auch gesagt, dass wir in der Zukunft einen Übergang zu kommerziellen Bestellungen haben werden", sagte Konzernchef Pascal Soriot (62) am Freitag zu Journalisten. "Er wird nie sehr teuer sein. Denn wir wollen, dass der Impfstoff für jeden weltweit bezahlbar bleibt."

Im dritten Quartal trug der Corona-Impfstoff Vaxzevria einen Cent zum Ergebnis je Aktie bei, wie Astrazeneca weiter mitteilte. Dieser Anteil werde allerdings im laufenden Quartal in die Entwicklung von Medikamenten gegen Corona investiert. Im Oktober hatte Astrazeneca in den USA eine Notfallzulassung für ein Antikörpermittel für Corona-Patienten beantragt.

Der bereinigte Gewinn je Aktie insgesamt stieg um 14 Prozent auf 1,08 Dollar, blieb damit aber hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Mit dem Verkauf seines Corona-Impfstoffs erzielte das Unternehmen aus Cambridge einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Dollar. Der Konzernumsatz legte um 47 Prozent auf 9,74 Milliarden Dollar zu. Aktien  von Astrazeneca fielen daraufhin zeitweise um knapp 6 Prozent und waren Schlusslicht im Londoner Auswahlindex FTSE.

Biontech und Pfizer erzielen zweistellige Milliardenumsätze mit Covid-Impfstoff

Der Wettbewerber Biontech gibt den gemeinsam mit Pfizer vermarkteten Covid-19-Impfstoff nicht zum Selbstkostenpreis ab. Im dritten Quartal fuhr Biontech dank des Impfstoffgeschäfts einen Umsatz von 6,08 Milliarden Euro ein. Im selben Zeitraum des Vorjahres, vor Zulassung des Impfstoffs, waren es nur 67,5 Millionen Euro - ein Plus von 8907 Prozent. Erst vor wenigen Tagen hob Biontech seine Umsatzerwartungen für das Vakzin von 15,9 auf jetzt 16 bis 17 Milliarden Euro in diesem Jahr an. In den ersten neun Monaten dieses Jahres erzielte das Unternehmen gut 7,1 Milliarden Euro Gewinn.

Pfizer hatte jüngst seine Umsatzprognose für den Covid-19-Impfstoff auf 36 Milliarden Dollar in diesem Jahr angehoben von zuvor 33,5 Milliarden und erwartet weitere 29 Milliarden Umsatz 2022.

Geschäft mit Krebsmedikament wächst

Teile des Hauptgeschäfts des Konzerns, der sich auf die Behandlung von Krebs und seltenen Krankheiten spezialisiert hat, enttäuschten die Analysten. Das Lungenkrebsmedikament Tagrisso erzielte zwar im Vorjahresvergleich einen um acht Prozent höheren Umsatz von 1,25 Milliarden Dollar. Dies war jedoch weniger als erwartet.

Die Analysten von UBS und Jeffries erneuerten am Montag ihre Kaufempfehlung für die Aktie von Astrazeneca mit einem Kursziel jeweils von rund 10.000 Pence. Die US-Bank JPMorgan beließ die Einstufung für Astrazeneca auf "Übergewichten", die Experten von Goldman Sachs hingegen blieben bei ihrer Verkaufsempfehlung. Der Umsatz des Pharmakonzerns sei im dritten Quartal zwar etwas besser als erwartet ausgefallen, der bereinigte Gewinn je Aktie habe aber enttäuscht, begründete Goldman-Analyst Keyur Parekh.

Astrazeneca war in den vergangenen Monaten häufiger in die Schlagzeilen geraten. So empfahl die Ständige Impfkommission in Deutschland Vaxzevria wegen möglicher Nebenwirkungen nur für ältere Menschen, auch in anderen Ländern bekamen Jüngere den Impfstoff nicht oder es wurde ganz darauf verzichtet. Dazu gab es Lieferprobleme in der Europäischen Union, woraufhin die EU rechtliche Schritte eingelegt hatte. Erst im September wurde der Streit beigelegt.

rei/Reuters/dpa-afx

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