Social-Media-Zensur in Fernost Chinas erfolgreiche Klone von Facebook, Google und Co.

Unerwünscht: Viele soziale Netzwerke aus den USA wie etwa Snapchat sind in China verboten. Das Geschäft machen stattdessen chinesische Kopien - unter den strengen Augen von Politik und Zensur.
Foto: LIONEL BONAVENTURE/ AFPDen Social-Media-Hype, den die westliche Welt seit einigen Jahren erlebt, gibt es auch in China. Allerdings findet er dort nicht auf Websites wie Facebook, Snapchat oder Instagram statt. Die sind in der Volksrepublik seit Jahren gesperrt.
Chinesen, die sich online vernetzen wollen, um persönliche Vorlieben, Web-Fundstücke oder Fotos zu teilen, treffen sich stattdessen auf sozialen Netzwerken chinesischer Betreiber. Diese haben zum Teil ebenfalls hunderttausende Nutzer und bieten meist ähnliche Funktionalitäten wie ihre westlichen Vorbilder.
Der Vorteil aus chinesischer Sicht ist jedoch: Das Geld, das sich mit solchen Websites verdienen lässt, bleibt im Lande - und die Inhalte, beispielsweise zu politischen Themen, unter Kontrolle. Dafür sorgt die Führung in Peking mit strenger Zensur.
Ein Überblick über die weltweit wichtigsten sozialen Netzwerke, die in China gesperrt sind, und deren chinesische Klone, die oft mit großem Erfolg die gleichen Dienste anbieten:
Chinas Facebook heißt ...

Facebook-Chef Mark Zuckerberg in Berlin: Chinesen vernetzen sich statt auf Facebook ...
Foto: Kay Nietfeld/ dpaDie Affinität des Facebook-Gründers und -Chefs Mark Zuckerberg zu China ist allgemein bekannt: Die Gattin des Jungmilliardärs, Priscilla Chan, hat chinesische Wurzeln, Zuckerberg selbst spricht inzwischen, wie er bereits in öffentlicher Rede unter Beweis gestellt hat, leidlich chinesisch und hat das Land mehrfach besucht. Selbst Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping hat er bei der Gelegenheit bereits persönlich getroffen.
Eins jedoch hat Zuckerberg in all den Jahren bislang nicht erreicht: Dass Peking die Sperre Facebooks in China aufhebt. Seit 2009 ist die Seite im chinesischen Internet nicht erreichbar, und es gibt keine Anzeichen, dass sich daran künftig etwas ändern könnte.

...vor allem auf Renren.com.
Angesichts der 1,4 Milliarden Einwohner der Volksrepublik und des damit verbundenen immensen Geschäftspotenzials für Facebook mag das aus Sicht Zuckerbergs ein ziemliches Problem sein. Aus Sicht der Chinesen jedoch ist es weniger eins: Sie können landeseigene Websites nutzen, die nahezu die gleichen Möglichkeiten bieten wie die US-Site.
Allen voran: Renren.com. Die Seite startete 2005 als Xiaonei.com und wurde später umbenannt. Fachmedien zufolge glich die Website in ihren Anfängen Facebook im Look so sehr, dass User denken mussten, es gebe tatsächlich eine geschäftliche Verbindung zwischen beiden. Inzwischen ist Renren.com mit mehreren Hunderttausend Nutzern Chinas führende Social-Networking-Site und an der US-Börse notiert.
Twitter hat eine China-Chefin - aber China hat kein Twitter

Geblockter Kurznachrichtendienst Twitter: Chinesen nutzen stattdessen ...
Foto: DADO RUVIC/ REUTERSAuch Twitter ist in China nicht verfügbar, wie übrigens auch in Nordkorea und dem Iran nicht. Die Verantwortlichen in Peking schalteten dem Kurznachrichtendienst nach den Unruhen von Xinjiang im Juli 2009 das Licht aus. Die Rolle, die Twitter seither als schnelles Massen-Informationsmedium bei diversen Volksbewegungen wie etwa dem sogenannten arabischen Frühling vor einigen Jahren gespielt hat, dürfte kaum dazu beitragen, dass sich an der Sperre etwas ändern wird.

... Weibo.
Wer in China kurze Nachrichten an möglichst viele Leute versenden will, kann das aber trotzdem tun. Der chinesische Twitter-Ersatz heißt Weibo und verfügt Berichten zufolge bereits über mehr als eine halbe Milliarde Nutzerkonten. Dass die meisten davon allerdings nicht aktiv sind, könnte an der chinesischen Zensur liegen, die auch bei Weibo konsequent durchgreift.
Ein schlechter Stand also für Twitter? Keineswegs, finden offenbar die Amerikaner. Firmenchef Jack Dorsey gab - natürlich via Tweet - vor wenigen Wochen bekannt, sein Unternehmen habe mit Kathy Chen nun eigens eine China-Chefin.
Youtube - Urheberrecht = Youku

Videos können die Chinesen nicht über YouTube schauen und teilen, denn die Seite ist in der Volksrepublik gesperrt. Stattdessen steht ...
Foto: LUCY NICHOLSON/ REUTERS
... Youku.com zur Verfügung.
Über die chinesische Website Youku.com können Nutzer Videos hochladen und allgemein verfügbar machen. Die Website ermöglicht es, Filme zu suchen, anzuschauen und zu teilen, und das auf den verschiedensten mobilen und nicht-mobilen Geräten.
Kein Wunder, wenn das jemandem bekannt vorkommt: Youku ist die chinesische Version von Youtube, das in der Volksrepublik ebenfalls gesperrt ist. Und Youku hat gegenüber dem US-Vorbild aus Sicht der Nutzer einen Vorteil: Wegen des weitgehend laschen Umgangs mit Urheberrechten in China, ist die Auswahl auch an Spielfilmen und Musikvideos in voller Länge größer.
Peking wacht am Eingang zum Internet

Ebenfalls gesperrt: Die weltgrößte Suchmaschine Google. "Googeln" müsste in China eigentlich "baiduen" heißen, denn ...
Foto: PAWEL KOPCZYNSKI/ REUTERSNicht nur die Google-Tochter Youtube hat den Weg durch die "große Firewall" der Chinesen noch nicht gefunden. Auch die weltgrößte Suchmaschine selbst lässt sich aus dem Web der Volksrepublik nicht aufrufen. Insbesondere Googles Email-Dienst Gmail hat in China keine Chance.

... die führende Suchmaschine in China ist Baidu.
Foto: © Stringer China / Reuters/ REUTERSDoch auch hier gilt (zumindest auf den ersten Blick): Kein Problem für die Chinesen. Ihnen steht die führende landeseigene Suchmaschine Baidu zur Verfügung, die Statistiken zufolge inzwischen zu den weltweit am häufigsten aufgerufenen Internetseiten gehört.
Das Problem ist jedoch auch in diesem Fall die Zensur, die seitens Baidu sogar durch Kooperation mit den chinesischen Behörden unterstützt wird.
Auch in China dürften die meisten Nutzer ihre Surf-Trips durchs Internet mit einer Eingabe in die Suchmaschine beginnen. Dass der Staat dort die Kontrolle ausübt, hat also besonders fatale Auswirkungen auf den Informationsstand der Bevölkerung.
Am Fenster zur Welt sind seit 2014 die Rollläden unten

Fenster in die Welt: Instagram sperrte Peking für chinesische Nutzer im Jahr 2014. Weil es keinen adäquaten Ersatz gibt, weichen viele Nutzer wohl ...
Foto: DPADie Foto-App Instagram war jahrelang erfolgreich in China aktiv und hatte sich bereits eine marktbeherrschende Stellung aufgebaut - bis zum September 2014. Da schob Peking dem Netzwerk den Riegel vor, offenbar in Folge der seinerzeitigen Freiheitsbewegung in Hongkong, die den chinesischen Verantwortlichen ein Dorn im Auge war.
Bemerkenswert jedoch: Bislang scheint es keinen klaren Ersatz für Instagram in China zu geben. Ein Grund könnte sein, dass Instagram von den Chinesen als eine Art Schaufenster ins Ausland, insbesondere in die weltweite Promi-Szene genutzt wurde. Eine Funktion, die ein chinesischer Klon kaum bieten kann.

... auf WeChat aus.
Foto: AFPFachmedien beobachten zwar verschiedene chinesische Foto-Apps. Diese dümpeln jedoch offenbar alle eher schlecht als recht vor sich hin und können vom Aus der Facebook-Tochter kaum profitieren.
Umso besser für ein anderes soziales Netzwerk in der Volksrepublik: WeChat ist nicht irgendein Messaging-Dienst, sondern derzeit das Maß aller Dinge in diesem Genre, auch über die Grenzen Chinas hinaus. Die App bietet zusätzlich zum Chat weitere Funktionen wie Spiele, Bezahlen oder Blogging. Selbst westliche Wettbewerber wie Whatsapp oder Facebook mit seinem Messenger orientieren sich inzwischen am Vorbild WeChat.
Und: Die App verfügt auch über Fotofunktionen. Fachleute vermuten daher, dass Chinesen, die bisher Instagram genutzt haben, zum Fototauschen und -teilen nun auf auf WeChat umsteigen könnten.
Der Dienst, den die Chinesen kaum vermissen

Zensiert: Snapchat ist in China ebenfalls nicht verfügbar. Ein Ersatz dafür ist nicht in Sicht - er wird in China offenbar auch nicht vermisst.
Foto: Peter Macdiarmid/ Getty ImagesEine App, die in westlichen Sphären gerade in jüngster Zeit stark an Aufmerksamkeit gewonnen hat, ist Snapchat. Der Dienst beruht darauf, Video-Schnipsel kurzzeitig verfügbar zu machen und dann wieder aus dem Netz verschwinden zu lassen.
In China jedoch ist auch Snapchat gesperrt. Und auch in diesem Fall ist ein chinesischer Eins-zu -Eins-Ersatz für das US-Vorbild nicht in Sicht.
Einen möglichen Grund dafür nennt ein offensichtlich mit China vertrauter Nutzer des US-Frageforums Quora. Das Vertrauen der Chinesen untereinander sei nicht besonders groß, schreibt er. Vermutlich würden die meisten befürchten, dass andere Nutzer rasch Kopien von den hochgeladenen Videos erstellen würden, die dann länger verfügbar wären.
Die Idee von Snapchat sei für chinesische Verhältnisse einfach "nicht brauchbar".