Weltgrößte Werbeagentur WPP kappt Prognose - drei Milliarden Euro Börsenwert verbrannt

WPP-Logo in London: Die weltgrößte Werbeagentur verliert immer mehr Kunden
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Agenturnetzwerke: Die größten Unternehmen
Die weltgrößte Werbeagentur WPP hat erneut ihre Prognosen gesenkt und ihre Anleger verprellt. Der Kurs sackte um mehr als 20 Prozent auf ein Sechs-Jahres-Tief von 818 Pence ein. Innerhalb kurzer Zeit wurden mehr als drei Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet.
Die Werbeagentur, deren langjähriger Chef und Gründer Martin Sorrell vor ein paar Monaten überraschend zurückgetreten war, litt im dritten Quartal unter schwindenden Umsätzen in ihren Niederlassungen in New York und London, wie der neue Firmenchef Mark Read einräumte.
Der Umsatz sank um 0,8 Prozent auf 3,76 Milliarden britische Pfund (4,26 Milliarden Euro), wobei Währungseffekte das Wachstum um 2 Prozentpunkte schmälerten. Im vorangegangenen Quartal waren die Erlöse noch um 0,7 Prozent gestiegen.
Für das Gesamtjahr rechnet Read nun mit einem stärkeren Rückgang der Ergebnismarge als bisher. Außerdem stellte er einen rund einprozentigen Rückgang der Erlöse in Aussicht. Bislang hatte WPP mit einem Zuwachs von 0,3 Prozent gerechnet. Noch Anfang September hatte er sich zuversichtlicher gezeigt was den Umsatz angeht. Die Prognose für die Gewinnmarge hatte er damals bereits zurück genommen.
Konkurrenz durch Facebook und Google
WPP-Chef Read sieht das Problem in den strukturellen Veränderungen der Branche. "In der Vergangenheit haben wir uns zu langsam daran angepasst, sind zu kompliziert geworden und haben in unsere Kerngeschäfte zu wenig investiert", sagte er.
WPP hat mit zunehmender Konkurrenz von Beratungshäusern wie Deloitte und Accenture zu kämpfen. Auch Facebook und Google mischen mittlerweile in dem umkämpften Werbemarkt mit, während Großkunden wie Unilever Ausgaben für Werbung kürzen und immer mehr aus dem eigenen Haus anbieten.
Der Kurseinbruch bei WPP belastete an diesem Donnerstag auch andere Aktien europäischer Werbekonzerne teils erheblich. In der Stoxx-600-Branchenübersicht war der Mediensektor mit einem Abschlag von 2,9 Prozent der schwächste.
In Paris verloren die Papiere von Publicis mehr als 4,5 Prozent. Hierzulande büßten ProSiebenSat.1 und RTL jeweils rund 3 Prozent ein. Die Papiere des deutschen Außenwerbe-Spezialisten Ströer gaben mit minus 0,7 Prozent vergleichsweise moderat nach, die des französischen Rivalen JCDecaux notierten nur knapp im Minus.