Strafanzeige der Finanzaufsicht Bafin, Verdacht auf Marktmanipulation Razzia bei Wirecard, Verfahren gegen gesamten Vorstand

Wirecard: Strafanzeige der Bafin, Razzia in München, Kursrutsch der Aktie
Foto: Peter Kneffel/dpaDer Zahlungsdienstleister Wirecard ist wegen des Verdachts auf Marktmanipulation ins Visier der Ermittler geraten. Die Staatsanwaltschaft München I ließ am Freitag Geschäftsräume am Stammsitz des Dax-Konzerns im Münchener Vorort Aschheim durchsuchen, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte.
Auslöser für die Razzia sei eine Strafanzeige der Finanzaufsicht BaFin wegen des Verdachts auf Marktmanipulation im Vorfeld der Veröffentlichung des KPMG-Sonderberichts. Die Anzeige sei bereits vor ein paar Tagen eingegangen.
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Wirecard erklärte, die Ermittlungen richteten sich nicht gegen die Gesellschaft, sondern gegen ihre Vorstandsmitglieder. Das Unternehmen kooperiere mit den Ermittlungsbehörden. Noch vor wenigen Wochen hatte der neue Wirecard-Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann bekräftigt, man wolle die Corporate Governance stärken und Wirecard durch einen Umbau von Vorstand und Aufsichtsrat "in die nächste Phase führen."
Ermittlungen gegen alle vier Vorstandsmitglieder von Wirecard
Der Verdacht der Marktmanipulation beruht darauf, dass die verantwortlichen Vorstandsmitglieder von Wirecard durch die ad-hoc-Mitteilungen vom 12. März und vom 22. April 2020 "irreführende Signale für den Börsenpreis der Aktien der Wirecard AG gegeben haben könnten", teilte die Staatsanwaltschaft München gegenüber manager magazin mit. Die Staatsanwaltschaft München I habe daraufhin ein Verfahren gegen den gesamten Vorstand eingeleitet: Der Markmanipulation beschuldigt werden damit Wirecard-Chef Markus Braun, Finanzvorstand Alexander von Knoop, Chief Operating Officer Jan Marsalek und Chief Product Officer Susanne Steidl.
Die Untersuchung, ob Wirecard möglicherweise irreführend kommuniziert und damit Marktmanipulation begangen hat, ist nach Angaben einer Bafin-Sprecherin noch nicht abgeschlossen. Man sei dabei auf Feststellungen anderer Stellen - vor allem der Wirtschaftsprüfer - zu etwaigen Bilanzierungsverstößen angewiesen, um Anhaltspunkte für eine möglicherweise damit einhergehende Marktmanipulation durch Wirecard feststellen zu können.
Mit der Bestellung eines Sonderprüfers von KPMG wollte Wirecard-Chef Markus Braun eigentlich sämtliche Vorwürfe gegen Wirecard mit Blick auf die Bilanzierung entkräften. Im Vorfeld der Veröffentlichung des Sonderberichts hatte Wirecard mitgeteilt, die Prüfer von KPMG hätten keinen der von der "FT" erhobenen Vorwürfe mit Blick auf die Wirecard-Bilanz bestätigen können. Daraufhin hatte die Aktie von Wirecard deutlich zugelegt. Da der Bericht der KPMG Prüfer dann aber doch deutlich kritischer ausfiel, sackte die Aktie wieder ab: Anleger seien durch die Mitteilungen von Wirecard in die Irre geführt worden, so der Vorwurf.
Die Aktien von Wirecard rutschten am Freitag im nachbörslichen Handel gegen den allgemeinen Markttrend deutlich ab. Während der Dax deutlich zulegte, gaben die Aktien von Wirecard zuletzt um mehr als 8 Prozent nach und fielen wieder unter die Marke von 90 Euro.