Catharina Cramer
Foto: obs/Warsteiner BrauereiWas immer die Traditionsbrauerei Warsteiner derzeit anstellt - der Erfolg aus alten Zeiten will sich einfach nicht einstellen. Die zusätzlich eingeführte Geschmacksrichtung "herb", neue alkoholfreie Getränke, dazu die Fokussierung auf Kneipen in Berliner Szenevierteln haben den Absatzschwund bis heute nicht bremsen können.
Nun soll es die Unternehmensberatung Roland Berger richten. Die Münchener entwickeln ab Herbst eine Art Rettungsplan für das Familienunternehmen, berichtet die "Lebensmittelzeitung". Warsteiner bestätigte die Informationen dem Blatt zufolge.
Firmen-Inhaberin Catharina Cramer will demnach sicherstellen, dass die Brauerei auch in der nächsten Unternehmergeneration eine Zukunft hat. Sowohl beim Absatz als auch bei den internen Abläufen und Kostenstrukturen solle "jeder Stein umgedreht" werden, ließ Finanzchef Carsten Rockholtz die Zeitung wissen.
Seit Jahren versucht Warsteiner, sein Image so auszurichten, dass die Biere bei jungen und zahlungskräftigen Kunden wieder besser ankommen. Lange vorbei sind die Jahre, als die Sauerländer bundesweit als Premium-Marke Nummer eins wahrgenommen wurden.
Im ersten Halbjahr 2017 brach der Absatz laut "Lebensmittelzeitung" um weitere 5 Prozent ein, während der Gesamtmarkt lediglich 2,1 Prozent verlor. In den Jahren zuvor ging es mal 4, mal 7 Prozent in den Keller.
Die Wende soll nun unter anderem ein neuer Bierkasten bringen, der ab November in die Getränkemärkte kommen soll. Ansonsten sei jeder Mitarbeiter aufgefordert, an dem Erneuerungsprozess mitzuwirken. Vorfestlegungen gebe es nicht, beteuert die Geschäftsführung.
In zwei bis drei Jahren soll ein runderneuertes Unternehmen mit einer aufgefrischten Marke den Biermarkt wieder aufmischen. Den Erfolg soll auch ein neuer Geschäftsführer-Posten für den Bereich Strategie und Unternehmensentwicklung sicherstellen. Wer den Job machen soll, hat Firmeninhaberin Cramer noch nicht verkündet.
Der bereits im Februar angekündigte Deal ist offiziell: Die größte japanische Brauerei Asahi kauft die italienische Marke Peroni, Grolsch aus den Niederlanden und Meantime aus Großbritannien von AB Inbev. Der Weltmarktführer Anheuser-Busch InBev gibt diese drei Premium-Marken nicht ganz freiwillig ab - die Wettbewerbsbehörden sollen vor der großen Fusionsentscheidung im Mai besänftigt werden, denn...
...der weltgrößte Brauer wird mit der geplanten Übernahme von SAB Miller noch größer. Die derzeitigen Marktzahlen führen die beiden Konzerne noch getrennt. Welche Marken der Riese in Deutschland vertreibt und welche Traditionsbrauereien noch ihren Gründerfamilien gehören: ein Überblick.
Auch in Deutschland ist AB Inbev mit verschiedenen Marken vertreten: Becks gehört dazu, aber auch Franziskaner, Hasseröder oder Diebels. 21 Prozent des Weltmarktes kann AB Inbev derzeit dominieren, mit Fusionspartner SAB Miller kommen bei Zustimmung durch die EU-Kommission weitere 9,6 Prozent hinzu. Dürfen sich die beiden Bier-Riesen zusammenschließen, kommt bald beinahe jedes dritte Bier aus einem Hause. Große Konkurrenz für den heutigen Platz drei...
...den niederländische Konzern Heineken. Er wird gefolgt von Carlsberg, wieder ein Konzern mit deutschen Marken. Die Dänen haben sich auf Norddeutschland konzentriert. Duckstein kommt aus dem östlichen Niedersachsen, Lübzer aus Mecklenburg. In Hamburg hat sich Carlsberg die Holsten-Brauerei gesichert, unter deren Dach weitere deutsche Marken angesiedelt sind. Darunter ist auch...
Astra vertreten, das eine besonders innige Beziehung zum FC Sankt Pauli pflegt (hier ein Bild aus dem Jahr 2001). Im weltweiten Ranking folgen Konzerne aus China, Kanada und Japan ohne deutsche Marken.
Es folgt auf Platz 21 die Bielefelder Pudding-Dynastie Oetker, die einen großen Mischkonzern aufgebaut hat. Ihre Radeberger-Gruppe hat 0,6 Prozent Weltmarktanteil und umfasst einige der bekanntesten Biermarken Deutschlands: Neben dem Namensgeber aus Sachsen gehören etwa Jever, Schöfferhofer, Clausthaler, Brinkhoffs und Sternburg dazu.
Die meistgetrunkenen Biere Deutschland sind derweil unabhängig: 7,75 Millionen Hektoliter Ausstoß hat das Fürstliche Brauhaus zu Oettingen laut statista in 2015 - das Unternehmen firmiert als Genossenschafts-Brauerei. Mit 0,5 Prozent Marktanteil stehen die Schwaben weltweit auf Platz 25.
Deutschlands Platz 2 geht mit insgesamt 4,26 Millionen Hektolitern Ausstoß an die Privatbrauerei Krombacher - AB Inbev möchte hier etwa mit Becks und Corona angreifen. Bei alkoholfreien Bieren ist Krombacher in 2015 Marktführer.
3,8 Millionen Hektoliter Bier stammten 2015 aus Bitburg - die dortige Brauerei ist seit fast 200 Jahren in Familienhand.
Eva-Catharina Cramer führt die Warsteiner-Brauerei aus Nordrhein-Westfalen. Diese ist vor allem ein regionales Schwergewicht: Zu dem Unternehmen im Familienbesitz gehören auch die Marken Herforder und Paderborner.
Veltins hält mit einem Jahresausstoß von 2,8 Millionen Hektoliter die großen Konzerne aus der Top 5 des Bierausstoßes in Deutschland heraus - denn Becks aus dem Hause AB Inbev folgt erst auf Rang 6.