Hoher Konkurrenzdruck bei Essenlieferanten Uber plant Milliardenübernahme im US-Liefermarkt

Expandieren, um zu überleben: Uber will bei der Konsolidierung der US-Lieferdienste offenbar aktiv mitspielen.
Foto: Don Emmert/ AFPIn den USA schreitet die Konsolidierung der bislang größtenteils unprofitablen Essens-Lieferdienste weiter voran. Wie verschiedene Medien berichten, steht das vor allem als Mitfahrdienst bekannte Unternehmen Uber womöglich kurz davor, das Bringdienst-Start-up Postmates zu übernehmen. Dabei würde Postmates mit rund 2,6 Milliarden Dollar bewertet, schreibt beispielsweise das "Wall Street Journal ". Zugleich lote das in San Francisco sitzende Start-up auch die Option eines Börsenganges aus. Dabei wäre laut "Financial Times " JP Morgan als begleitende Bank federführend an Bord.
Uber-Aktien zogen angesichts der Spekulation an der Börse um mehr als 3 Prozent deutlich an. Das Unternehmen will schon länger im Geschäft mit Essensauslieferungen expandieren, in dem es selbst mit seiner Tochter Uber Eats aktiv ist, und damit auch von dem durch die Corona-Krise gewachsenen Ordervolumen profitieren. Der Markt ist allerdings hart umkämpft: Auf der einen Seite steigen die Kosten der Lieferfirmen für Werbung sowie Sicherheitsausrüstung, und auf der anderen stehen die Provisionen, die sie von Seiten der Restaurants erhalten, auch angesichts der Corona-Krise unter Druck.
Die Folge ist ein zunehmender Konsolidierungsdruck, der auf der Branche lastet: Die Firmen müssen ihre Kräfte bündeln, um effizienter arbeiten zu können. Dabei wird die Welt auch regional unter den großen Playern aufgeteilt.
So erhielt Ubers europäischer Rivale, die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway, zuletzt den Zuschlag zum Kauf des US-Services Grubhub für mehr als sieben Milliarden Dollar. Uber und der Berliner Konzern Delivery Hero hatten ebenfalls für Grubhub geboten, wurden bei dem Deal jedoch ausgestochen. US-Marktführer DoorDash sicherte sich laut "WSJ " zudem kürzlich eine Kapitalspritze in Höhe von 400 Millionen Dollar, in deren Rahmen das Unternehmen mit insgesamt 16 Milliarden Dollar bewertet werde. Auch DoorDash bereitet dem Bericht zufolge gegenwärtig den Gang an den Aktienmarkt vor. Delivery Hero , das bereits 2017 an die Börse ging, hat gute Chancen bald Wirecard im deutschen Aktienleitindex Dax zu ersetzen.
Hintergrund: Postmates wurde 2011 gegründet und gilt als kleinster unter den führenden Playern am US-Markt. Die Firma, die laut "FT" immerhin rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt, hat bislang Berichten zufolge etwa 900 Millionen Dollar bei Investoren mobilisiert. 2019 wurde Postmates dem US-Researchhaus Pitchbook zufolge mit 2,4 Milliarden Dollar bewertet.
Würde Uber Postmates tatsächlich übernehmen, so würde das auch die Abhängigkeit des Mitfahrunternehmens von seinem eigentlichen Geschäft verringern. Ein Vorteil, schließlich wurde das Kerngeschäft mit Fahrdienstleistungen durch die Corona-Krise schwer getroffen. In den vergangenen Monaten hatte Uber rund ein Viertel seiner Belegschaft entlassen und Nebengeschäfte abgestoßen. Die Tatsache, dass Postmates neben Essen auch andere Waren ausliefert, könnte ebenfalls zur Diversifizierung Ubers vorteilhaft beitragen.
Postmates-Gründer Bastian Lehmann (43), ein Deutscher, sah die Konsolidierung im Liefermarkt jedenfalls schon früh voraus. Bereits 2016 sagte er manager magazin, dass es im Essensliefersegment am Ende des Wachstumskampfes nur "ein bis zwei große Player geben" werde. Als gefährlichste Konkurrenten betrachtete Lehmann die aktuell im Liefersegment führenden Unternehmen seinerzeit allerdings kaum. "Unsere Augen sind auf Amazon gerichtet", sagte er.