Zwischen Mindestlohn und 500.000 Euro Preisgeld Das verdienen Tour-de-France-Fahrer

Chris Froome (Mitte), Tour-Seriensieger der vergangenen Jahre, in ungewohnter Schieflage
Foto: REUTERSFünf Siege in sechs Jahren Tour de France - das britische Team Sky ist so etwas wie der FC Bayern München der Radsportwelt. Jahr für Jahr zogen zuletzt die anderen Mannschaften aus, die Dominanz der Herren in schwarz und weiß zu brechen; Jahr für Jahr prallten fast alle Attacken an der individuellen Klasse der Sky-Fahrer ab. Auch 2018 deutet aktuell alles auf einen erneuten Triumph der Männer von der Insel hin, wenngleich nicht Seriensieger Christopher Froome, sondern dessen Adjutant Geraint Thomas die Gesamtwertung anführt.
Nicht nur Skys Erfolge auf der größten Bühne des Radsports legen den Vergleich mit dem deutschen Fußball-Rekordmeister nahe; auch finanziell sind die Briten - soweit die Daten für solch einen Vergleich vorliegen - dem Rest der Konkurrenz entrückt. Fast 31,1 Millionen Pfund (damals 36,5 Millionen Euro) ließen sich die Hauptsponsoren Sky, Sky Italia und 21st Century Fox im Jahr 2016 das gemeinsame Radsport-Projekt kosten (neuere Bilanzen liegen derzeit nicht vor).
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Zum Vergleich: Das Team Ag2r La Mondiale, dessen Fahrer Romain Bardet vor der Tour zu den größten Konkurrenten von Christopher Froome gezählt wurde, kommt laut einer Analyse des Radsport-Blogs "The Inner Ring" auf ein Jahresbudget von gut 15,5 Millionen Euro, Konkurrent Cofidis bleibt knapp unter der 10-Millionen-Marke.
Wie viel Geld geht davon an die Fahrer? Was verdienen die Stars und was aufstrebende Jungfahrer? Und wie stark lohnt sich ein Sieg bei einer großen Rundfahrt finanziell? Eine Übersicht:
Millionengagen und Mindestlöhne

Rad-Superstar Peter Sagan (in grün) vor dem deutschen Sprinter John Degenkolb (in weiß)
Foto: PHILIPPE LOPEZ/ AFPKnapp 80 Prozent der Ausgaben von Team Sky - und damit auch knapp 80 Prozent seines 31-Millionen-Pfund-Budgets - geht laut Jahresabschluss für "Staff and rider costs" drauf, das heißt für die Bezahlung von Froome und Thomas, aber auch von Mechanikern, Fahrern, Köchen und der sportlichen Leitung. Wie viel davon bei den Fahrern landet, lässt sich aus der Bilanz nicht herauslesen, zumal die Athleten nicht unbedingt unter den offiziell 33 Beschäftigten des Rennstalls gezählt werden müssen, sondern auch als "contractors", also gewissermaßen als Subunternehmer, in den Büchern landen.
Zur Einschätzung der Fahrergehälter gibt es entsprechend zwei maßgebliche Faktoren: Medienberichte, die entweder von Experteneinschätzungen oder aber durchgestochenen Zahlen leben, und die für Rennen der obersten Kategorie geltenden Mindestlöhne des Weltradsportverbands UCI.
Letztere haben der Verband und Vereinigungen von Fahrern und Teams erst im September vergangenen Jahres angehoben: Teams der World Tour, also der höchsten UCI-Kategorie, müssen ihren Fahrern seitdem mindestens 38.115 Euro pro Jahr zahlen; für junge Athleten unter 25, die erstmals für ein Team starten, sind es 29.370 Euro. 2018 und 2019 sollen diese Summen jeweils um zwei Prozent steigen.
Am anderen Ende der Rangliste sind nur wenige Fahrer unterwegs: Der slowakische Sprinter Peter Sagan, der seit 2017 für das deutsche Bora-Hansgrohe-Team fährt, soll dort bis zu 6 Millionen Euro im Jahr verdienen. In ähnlichen Sphären sind laut verschiedenen Berichten Tour-Seriensieger Christopher Froome und Ex-Champions wie der Italiener Vincenzo Nibali unterwegs. Edelhelfer, die ihre Kapitäne den Großteil des Rennens über im Windschatten halten und Attacken anderer Rennställe abwehren, sehen Experten im mittleren sechsstelligen Bereich.
Wie die Top-Löhne zustande kommen

Froomes einstiger "super domestique", der Australier Richie Porte
Foto: Samuel Golay/ dpaDie Preise, die Fahrer aufrufen können, sind laut Insidern und Berichten in Radsportmedien stark marktgetrieben. Zwar hätten die Sportler wie in jedem anderen Profisport Berater, die für ihre Klienten Optima herauszuholen versuchten, letztlich müsse aber jeder Sportler mit erfolgreichen Auftritten selbst Argumente für mehr Geld liefern. Wer eine oder gar mehrere Millionen Euro verdienen wolle, müsse dafür schon einen Sieg bei den Klassikern des Radsports - traditionsreichen Rennen wie der "Hölle des Nordens" von Paris nach Roubaix - in seinen "Palmarès", der Auflistung seiner Erfolge, stehen haben, so ein Agent gegenüber "Sky Sports".
Besonders spannend wird das Spiel von Angebot und Nachfrage, wenn die Edelhelfer der Teams, im französischen Jargon der Szene "super domestiques" genannt, so gut fahren, dass sie bei anderen Teams auch selbst als Kapitäne antreten könnten. Mit dem Australier Richie Porte und dem Spanier Mikel Landa hat etwa Team Sky in den vergangenen Jahren gleich zweimal solche Edelhelfer ziehen lassen - die hohen Gagen der Sky-Fahrer dürften entsprechend auch mit der Abwehr von Abwerbeversuchen anderer Teams zu erklären sein.
Was bringt ein Etappensieg bei der Tour ein?

Christopher Froome (im gelben Trikot) mit Peter Sagan (in grün) und Adam Yates 2016 in Paris
Foto: APDie Tour de France ist die größte Geldmaschine im Welt-Radsport. 100 Millionen Euro Umsatz macht alleine der Veranstalter, die Amaury Sport Organisation (ASO) - alleine das Sponsoring des Gelben Trikots kostet aktuell 7 Millionen Euro. Einen Teil der Sponsoring-Gelder schüttet die ASO an die Fahrer aus: Nicht nur für den Gesamtsieg in Paris oder den Gewinn des gepunkteten oder grünen Wertungstrikots gibt es Prämien. Auch, wer auf einzelnen Etappen als erster die Sprint- oder Bergwertungsstationen erreicht, gewinnt ein wenig Geld. Knapp 2,3 Millionen Euro sind insgesamt im Topf.
Ein knappes Viertel davon, 500.000 Euro, gehen an den Mann, der das gelbe Trikot am letzten Tag der Tour nach Paris trägt; der Zweitplatzierte erhält immerhin noch 200.000, der Drittplatzierte 100.000 Euro. Doch auch einzelne Tage in gelb lohnen sich: Peter Sagan, der das "maillot jaune" nach seinem Sieg auf der zweiten Etappe 2018 für einen Tag trug, konnte sich dafür 500 Euro gutschreiben lassen.
Wer auf der allerletzten Etappe im Wertungstrikot (grün für Sprints, gepunktet für Bergwertungen) über die Champs-Elysees fährt, bekommt dafür 25.000 Euro; jeder Tag in grün oder gepunktet ist 300 Euro wert. Dem von einer Jury ausgewählten kämpferischsten Fahrer der Tour winken 20.000 Euro; der "combatif du jour", der kämpferischste Fahrer eines Tour-Tages, erhält pro Etappe 2000 Euro. (Es gibt noch weitere große und kleine Preisgelder - eine sehr ausführliche Auflistung finden Sie etwa bei Eurosport.)
Gute Auftritte bei der Tour lohnen sich also. Doch auch wenn Solo-Ritte über Alpenpässe und hart ausgefochtene Sprint-Duelle am Ende von Etappen etwas anderes suggerieren mögen: Der Radsport ist ein Teamsport. Entsprechend wandern die individuellen Preisgelder üblicherweise in die Teamkasse, um am Ende anteilig an alle Beteiligten ausgeschüttet zu werden.