
Geldanlage Der Dealmaker, der Game-Changer, das Genie - diese Ceos sind Lieblinge der Investoren
Martin Sorrell (70) wird von vielen seiner Konkurrenten gehasst, weil sie unter seinem nicht zu brechenden Expansionsdrang leiden. Er gilt als maßloser Eroberer, der sich ständig neue Firmen einverleibt. Eines seiner Opfer bezeichnete ihn einmal voller Verachtung als "ekelhaften Zwerg". Der Mann war gezwungen, an Sorrell zu verkaufen.
Was bei dem zum Sir geadelten Sorrell inzwischen oft vergessen wird: Auch er hat einmal ganz klein angefangen. 1985 stieg der Brite in das Kleinunternehmen "Wire and Plastic Products" ein, spezialisiert auf Einkaufskörbe für Supermärkte. Daraus formte er in den folgenden Jahrzehnten systematisch die größte Werbeholding der Welt: die WPP Group, mit 11,5 Milliarden Pfund Umsatz, 120.000 Mitarbeitern und Büros in mehr als 100 Ländern.
Seine Maxime: Fressen statt gefressen werden. Nur zwei Jahre nachdem er bei dem Einkaufskorbhersteller die Macht übernommen hatte, kaufte er in einer feindlichen Übernahmeschlacht für 566 Millionen Dollar die traditionsreiche New Yorker Werbeagentur J. Walter Thompson, die damals siebenmal größer war als WPP. Zwei Jahre später war der nächste Werberiese an der Reihe, die renommierte Ogilvy Group.
Einsame SpitzeSo hat portfolio die Konzernchefs bewertet
Insgesamt wurde die Performance von rund 200 CEOs analysiert. Basis waren die vom US-Magazin "Fortune" veröffentlichte Liste der "Most Admired Companies", die vom "Institutional Investor" durchgeführte Analystenbefragung zu den besten CEOs in Europa, den USA und Asien sowie das CEO-Ranking der US-Anlegerzeitschrift "Barrons". Konzerne aus den Industrienationen und ihre Konkurrenten aus den Schwellenländern wurden aufgrund der unterschiedlichen Wirtschaftssysteme und komplett anderen Dynamik getrennt untersucht.
Bewertet wurden Eigenkapitalrendite, Total Shareholder Return, Umsatzwachstum sowie Zuwachs des Free Cashflow, berechnet als jährlicher Durchschnitt seit Amtsantritt des CEOs. Falls das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt noch nicht börsennotiert war, wurde die Performance ab IPO berechnet. Konzernchefs, die über die Hälfte ihrer Amtszeit negative Cashflows erwirtschafteten, fielen aus der Wertung, außergewöhnliche Schwankungen der Kennzahlen wurden geglättet, Perioden mit negativem Eigenkapital nicht berücksichtigt.
Jede der einzelnen Kennzahl wurde gesondert gerankt. Der Durchschnitt der jeweiligen Rangkoeffizenten bestimmte die endgültige Reihenfolge der Liste, sodass jede der vier Kennzahlen mit gleichem Gewicht in die Bewertung einfloss.
Binnen drei Jahren kaufte Sorrell 16 Unternehmen und schuf so in kürzester Zeit ein Imperium. Den wilden Raubzug finanzierte er auf Pump und über die Ausgabe neuer Aktien.
Heute gehören über 150 Unternehmen zu WPP. Eigenständige Werbeagenturen, PR-Firmen und Marktforscher, die teilweise untereinander im Wettbewerb stehen. Auch die in Hamburg gegründete Werbeagentur Scholz & Friends zählt inzwischen zu Sorrells Reich. Seine Truppen arbeiten für Giganten wie Nestlé, Shell oder Ford.
Die portfolio-Analyse zeigt, dass WPP seit den 80er Jahren stetig wächst und daraus genügend Kraft schöpft, um auch große Krisen immer wieder zu überstehen. Und davon gab es einige. Anfang der 90er Jahre schien die aggressive Übernahmetour das Unternehmen zu überfordern, die Schulden drohten WPP abzuwürgen.
Als dann auch noch die Konjunktur einbrach und die Gewinne ausblieben, kolla bierte die Aktie. WPP verlor an der Börse 90 Prozent ihres Werts. Jahre später setze die Finanzkrise der Holding ähnlich brutal zu: Alle großen Konzerne kürzten ihre Werbebudgets, WPP litt darunter wie kaum ein anderes Unternehmen.
Tempi passati. Inzwischen setzt Sir Martin seine Einkaufstour fort, als sei nichts gewesen. Im vergangenen Geschäftsjahr kaufte die Gruppe eine Reihe von Medien-Startups für 460 Millionen Pfund. Sorrells Strategie ist seit jeher dem klassischen Shareholder-Value-Leitbild verpflichtet: 2016 will er die Hälfte seiner Gewinne in Form von Dividenden ausschütten. Die Börsenbilanz von WPP kann sich sehen lassen: durchschnittlich 22 Prozent Total Shareholder Return in den vergangenen 30 Jahren.
Das Genie

Im eleganten Stadtteil La Jolla, 20 Kilometer vom Stadtzentrum San Diegos entfernt, säumen meterhohe Palmen die hügeligen Straßen. Gut gelaunte Touristen flanieren über den Coast Boulevard, der Blick geht auf die felsigen Klippen, wo wilde Seehunde in der Sonne liegen. In der Bucht reiten Surfer über die Wellen des rauen Pazifiks.
Nur eine Viertelstunde Autofahrt von diesem malerischen Ort entfernt hat das Unternehmen Illumina seinen Sitz. In einem verglasten Bürokomplex, der etwas erhöht auf einem Hügel liegt, arbeiten Forscher seit der Jahrtausendwende daran, das menschliche Erbgut zu entschlüsseln.
Als Jay Flatley (63) im Jahr 1999 den Chefposten bei Illumina übernahm, setzte die Biotech-Firma gerade mal 1,3 Millionen Dollar um. 15 Jahre später haben sich die Erlöse auf 1,8 Milliarden Dollar mehr als vertausendfacht. Flatleys größter Coup: Im Jahr 2007 kaufte er das Biotech-Start-up Solexa mitsamt seiner neuartigen an der Cambridge University entwickelten Technologie zur DNA-Entschlüsselung. Mit der Übernahme schwang sich Illumina zum Weltmarktführer in der Sequenziertechnik auf. Heute lässt sich mithilfe der Hightechgeräte des Hauses die DNA von Lebewesen für wenige Tausend Euro pro Genom auslesen.
Diese Schlüsseltechnologie wird die Pharmaindustrie in den kommenden Jahren antreiben. Auf die Genstrukturen kleinster Patientengruppen zugeschnittene Medikamente, die Entwicklung hochwirksamer Immuntherapien und Antikörper - das alles hängt von der schnellen und kostengünstigen Sequenzierung von Abermillionen DNA-Ketten ab. Für die Behandlung von Krebspatienten werden Illumina- Geräte schon eingesetzt. Sie entschlüsseln die Genetik von Tumoren, um daraus die richtigen Therapien abzuleiten. "Uns erwarten gigantische Märkte, an deren Oberfläche wir gerade erst anfangen zu kratzen", sagt Flatley.
Der Game Changer
Digitale Ausgabe Gedruckte Ausgabe manager magazin testen + Geschenk AboDie Wall Street liegt dem Illumina-CEO zu Füßen. Zu Recht, wie das Ranking zeigt: Nur einem anderen Unternehmen ist es seit 2008 gelungen, seinen Umsatz derart rasant zu steigern. Und Grenzen dieses Wachstums sind nicht zu erkennen. In ein paar Jahren, so malt Flatley es sich aus, werde jedes Genom schon bei der Geburt ausgelesen. Dann ließe sich zum Beispiel messen, wie groß das Risiko eines Neugeborenen ist, irgendwann einmal an Diabetes zu erkranken - ein Fortschritt für die gesamte Menschheit, insbesondere aber für die Shareholder seines Konzerns. Disruptive Geschäftsmodelle, die Altbewährtes durch neue Technologien ersetzen, sind gegenwärtig das heißeste Ding, an Technologiebörsen genauso wie bei den großen Venture-Capital-Gesellschaften: Netflix löst das Fernsehen ab, Fin-Techs machen den Banken zu schaffen, Uber-Fahrzeuge höhlen das Taxigewerbe aus. Wo Tradiertes zerstört wird, ist Platz für Neues. Und das gedeiht auf den Ruinen zumeist prächtig.
Jeffrey Sprecher (60) ist so einer, der den digitalen Wandel für sich zu nutzen weiß. Er hat weltweit die Warenterminbörsen entvölkert, hat mit Orderscheinen umherfuchtelnde Händler durch Computer ersetzt. Seither taugen Handelssäle nur noch als Ort der Inszenierung für TV-Kameras und Fotografen. Sprecher ritt die Deregulierungswelle an den Finanzmärkten, brachte die alte Ordnung mit hoch leistungsfähigen Rechnern und Handelssystemen zum Einsturz und installierte sich selbst als neue Macht.

2001 übernahm der Newcomer die Londoner International Petroleum Exchange, die globale Leitbörse für Öltermingeschäfte. Der Deal wird zum Muster für alle späteren Zukäufe. Sprecher schließt den Handelssaal, ersetzt Trader durch Computer, senkt die Kosten und trimmt alles auf maximale Effizienz. Und: Er mischt sich nicht ins operative Geschäft ein. "Ich bin ein guter Entrepreneur", so seine Selbsterkenntnis, "aber kein guter Manager."
Vor zwei Jahren gelang ihm sein größter Coup, die Übernahme der altehrwürdigen New York Stock Exchange (NYSE) für acht Milliarden Dollar. 80 Millionen investierte er in die Renovierung des 200 Jahre alten Gebäudes. Die Händlerbüros wurden in offene Konferenzräume umgewandelt, die Belegschaft strich Sprecher auf die Hälfte zusammen. Die operative Marge der NYSE hat sich seither verdoppelt.
Durch das hohe Auftragsvolumen generiert Jeffrey Sprechers Konzern, die Intercontinental Exchange (ICE), Unmengen an Cash. Der Untersuchung zufolge konnten nur wenige andere Unternehmen ihren Cashflow Jahr für Jahr so kräftig steigern. Der Börsenkonzern kann seine Aktionäre deshalb besonders stark am wachsenden Gewinn beteiligen oder Aktien zurückkaufen. Das treibt die Kurse - seit Jahren.
Der Underdog
Als Runningback des Footballteams der University of Maryland ärgerte sich Kevin Plank (43) regelmäßig darüber, dass seine Baumwoll-T-Shirts schon nach ein paar Minuten klitschnass geschwitzt am Körper klebten. Schließlich nahm er 17.000 Dollar in die Hand, um das Ärgernis für immer aus der Welt zu schaffen. Plank ließ von einem Schneider atmungsaktive Funktionsshirts speziell für Footballspieler entwickeln. Das Geld hatte der damals 23-Jährige mit einem Blumenlieferdienst an Valentinstagen verdient. Heute ist der Mann mehrfacher Milliardär und denkt darüber nach, wie er Nike und Adidas das Geschäft abgraben kann.
Einsame SpitzeSo hat portfolio die Konzernchefs bewertet
Insgesamt wurde die Performance von rund 200 CEOs analysiert. Basis waren die vom US-Magazin "Fortune" veröffentlichte Liste der "Most Admired Companies", die vom "Institutional Investor" durchgeführte Analystenbefragung zu den besten CEOs in Europa, den USA und Asien sowie das CEO-Ranking der US-Anlegerzeitschrift "Barrons". Konzerne aus den Industrienationen und ihre Konkurrenten aus den Schwellenländern wurden aufgrund der unterschiedlichen Wirtschaftssysteme und komplett anderen Dynamik getrennt untersucht.
Bewertet wurden Eigenkapitalrendite, Total Shareholder Return, Umsatzwachstum sowie Zuwachs des Free Cashflow, berechnet als jährlicher Durchschnitt seit Amtsantritt des CEOs. Falls das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt noch nicht börsennotiert war, wurde die Performance ab IPO berechnet. Konzernchefs, die über die Hälfte ihrer Amtszeit negative Cashflows erwirtschafteten, fielen aus der Wertung, außergewöhnliche Schwankungen der Kennzahlen wurden geglättet, Perioden mit negativem Eigenkapital nicht berücksichtigt.
Jede der einzelnen Kennzahl wurde gesondert gerankt. Der Durchschnitt der jeweiligen Rangkoeffizenten bestimmte die endgültige Reihenfolge der Liste, sodass jede der vier Kennzahlen mit gleichem Gewicht in die Bewertung einfloss.
Längst hat er aus Under Armour einen Vollausrüster für Sportarten wie Basketball, Golf und Fußball gemacht. Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen in den USA mehr um als Adidas, jahrelang die Nummer zwei hinter Marktführer Nike. Der durchtrainierte Ex-Sportler Plank fühlt sich wohl in der Rolle des größenwahnsinnigen Draufgängers. Er begreift die Märkte als ein Spiel, das er für sich entscheiden muss, stets auf Attacke aus: "Wo immer wir antreten, wollen wir Nike, Adidas und Reebok schlagen." Das passt zum Image der Marke: Don't give up. Get up.
Noch wächst Under Armour vor allem in den USA stark, erzielt nur ein Zehntel des Umsatzes im Ausland. Doch Plank will den Sportartikler zu einer globalen Marke hochrüsten. Neben Lateinamerika und Asien hat er sich vor allem Deutschland vorgenommen. Im Juli eröffnete ein Headquarter in München, ab der nächsten Saison läuft der Szeneklub FC St. Pauli in Under-Armour-Trikots auf.
Absolut betrachtet ist der Hersteller nach wie vor ein Zwerg. Nike setzt zehnmal mehr um, Adidas ist rund sechsmal größer. Planks Firma wächst allerdings in einem halsbrecherischen Tempo - seit zehn Jahren legt der Umsatz im Schnitt um 30 Prozent zu. Der Aktienkurs kennt nur eine Richtung: rechts oben.
Erfolgsgeschichten wie die von Plank zeigen, dass das langfristige Wohl eines Unternehmens maßgeblich vom Geschick des CEOs abhängt. Zumal wenn der Chef die Marke erst geschaffen hat und somit als Garant für die Strategie steht. Investorenlegende Warren Buffett vergleicht die Auswahl guter Unternehmensführer gar mit der Suche nach der ewigen Liebe: "Das ist wie eine Hochzeit. Sie wollen ja nicht heiraten, um jemanden zu ändern. Es ist besser, sich jemanden zu suchen, der zu einem passt."
Und wenn man den dann doch irgendwann verlassen will, wird man damit an der Börse auch noch reich.
Übersicht: Die 30 erfolgreichsten Konzernchefs