Best-Fair-Owner-Vereinbarung IG Metall ringt Bietern für Thyssen-Aufzüge Garantien ab

Testturm für Aufzüge von Thyssenkrupp: Die Entscheidung für den Verkauf der Aufzugssparte soll nächste Woche fallen
Foto: picture alliance/dpaIm milliardenschweren Bieterrennen um die Aufzugssparte von Thyssenkrupp haben die Arbeitnehmervertreter den konkurrierenden Finanzkonsortien Zusagen zur Sicherung der Beschäftigung abgerungen. "Mit diesen Fair- und Best-Owner-Vereinbarungen konnten wir einen elementaren Schritt in eine gesicherte Elevator-Zukunft machen", sagte der nordrhein-westfälische IG Metall-Chef Knut Giesler am Samstag.
So bleibe die Tarifbindung ebenso erhalten wie die Mitbestimmungsstrukturen. Auch müsse bei einem Weiterverkauf oder Börsengang erneut zunächst eine Vereinbarung mit den Arbeitnehmervertretern erzielt werde. Giesler ist stellvertretender Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Elevator, die der klamme Traditionskonzern versilbern will.
Auch Personalvorstand Oliver Burkhard - Gieslers Vorgänger an der Spitze des NRW-Verbandes der Gewerkschaft - zeigte sich zufrieden. "Wir haben die Verhandlungen zu Best-Fair-Owner Elevator mit den Bietern und der IG Metall soeben abgeschlossen und damit unser Versprechen eingelöst, eine gute Lösung für Thyssenkrupp, aber auch für Elevator-Beschäftigte zu finden", teilte Burkhard auf Twitter mit.
Damit sind beide Konsortien noch im Rennen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Blackstone, Carlyle und dem Canada Pension Plan Investment Board einerseits und einem von der RAG-Stiftung unterstützten Konsortium der Finanzinvestoren Advent und Cinven.
Kommende Woche soll die Entscheidung über den Verkauf fallen
"In der kommenden Woche wird der Vorstand der Thyssenkrupp AG eine Entscheidung treffen, an wen und in welchem Umfang Thyssenkrupp Elevator veräußert wird", kündigte Giesler an. Diese Entscheidung werde dem Aufsichtsrat zur Bestätigung vorgelegt. "Erst dann können wir über weitere Details unserer Vereinbarung informieren."
Giesler hatte seit Freitagnachmittag mit den Bietergruppen verhandelt. Er hatte langfristige Garantien für die Beschäftigten, die Standorte und Investitionen gefordert. Wie lange diese nun gelten, blieb zunächst offen. Die Aufzugssparte beschäftigt über 50.000 Mitarbeiter, darunter rund 5000 in Deutschland.
Hohe Schulden drücken - Thyssenkrupp tendiert zu Vollverkauf
Anfang der Woche war der finnische Aufzugskonkurrent Kone ausgeschieden. Er hatte Insidern zufolge mit über 17 Milliarden Euro den höchsten Preis geboten. Thyssenkrupp befürchtete jedoch ein langwieriges Genehmigungsverfahren mit ungewissem Ausgang. Die Gebote der Finanz-Konsortien hatten Insider auf 16 Milliarden Euro beziffert. Nach Reuters-Informationen tendiert Thyssenkrupp inzwischen zu einem Vollverkauf der Anteile. Dadurch ließe sich der höchste Preis erzielen, hieß es.
ThyssenKrupp Chefin Martina Merz: Allein unter Memmen
Thyssenkrupp braucht frisches Kapital. Die Nettofinanzschulden sind zuletzt auf 7,1 Milliarden Euro in die Höhe geschossenen. Zudem drücken Pensionslasten von rund neun Milliarden Euro. Vorstandschefin Martina Merz will nach eigener Aussage mit dem Verkauf des Tafelsilbers möglichst keine Löcher stopfen, sondern das Geld in Wachstumsgeschäfte investieren.
Der einst stolze Ruhrkonzern verbrennt seit Jahren Geld. Neben der operativen Schwäche verfügt der Konzern in Folge des milliardenschweren Fiaskos der Stahlsparte in Amerika nur über eine dünne Kapitaldecke.