Tesla-Chef Elon Musk ist sauer: "Preislimit von 60.000 Euro für ein Basismodell ist willkürlich - dieser Teil des Programms ist offensichtlich gegen Tesla gerichtet"
Foto: Mark Lennihan/ APDer Elektroauto-Hersteller Tesla hat die in Deutschland geplante Kaufprämie für Stromfahrzeuge kritisiert, weil die beiden aktuellen Modelle der Firma wegen ihres Preises davon ausgeschlossen sind. Das Preislimit von 60.000 Euro für ein Basismodell sei willkürlich, hieß es in einem Blogeintrag am Mittwoch. "Dieser Teil des Programms ist offensichtlich gegen Tesla gerichtet", erklärte der US-Konzern und verwies darauf, dass der Plan gemeinsam mit den Chefs der deutschen Autohersteller entwickelt worden sei.
"Es ist wichtig zu erwähnen, dass Model S und Model X in ihrem Segment genau die Autos ersetzen, die den höchsten CO2-Ausstoß haben", schrieb Tesla weiter. Das Model S kostet mindestens 88.000 Euro und das neue Model X ab 96.000 Euro.
Die beiden Tesla-Fahrzeuge gehören zu dem Marktsegment, in dem etwa BMW mit dem 7er oder Mercedes-Benz mit der S-Klasse unterwegs ist. In den USA sind Teslas Verkäufe inzwischen mindestens vergleichbar mit dem Absatz dieser Modelle, in Deutschland liegen die einheimischen Premium-Hersteller noch klar vor.
Zwei weitere Tesla-Topmanager gehen
Dass Tesla derzeit von der deutschen Kaufprämie ausgeschlossen ist, dürfte aber nur ein vergleichsweise kleines Problem für den US-Autobauer sein. Viel schwerwiegender ist der aktuelle Verlust von Top-Personal inmitten einer kritischen Produktionsphase. Am Mittwoch wurde bekannt, dass neben Josh Ensign, dem Vice-President des Bereiches Manufacturing, auch Greg Reichow, der Vizechef der Produktionssparte bei Tesla, das Unternehmen verlassen wird. Während Ensign bereits das Unternehmen verlassen hat und noch kein Nachfolger benannt ist, sagte Reichow, er würde so lange bei Tesla bleiben, bis ein Ersatzmann gefunden sei.
Der Abgang der beiden Top-Manager trifft Tesla zur Unzeit. Erst vor wenigen Wochen hatte Tesla den Prototyp des neuen Modell 3 vorgestellt - ein günstiges Modell, mit dem Musk den Massenmarkt erobern will.
Die Aktie von Tesla, die bereits in den vergangenen Tagen um knapp 10 Prozent nachgegeben hatte, beschloss den Handelstag an der Nasdaq mit einem Verlust von rund 4 Prozent bei 222 US-Dollar.
Nach US-Börsenschluss legte Tesla Zahlen für das abgelaufene Quartal vor. Die Aktie setzte daraufhin zur Erholung an, weil die Zahlen etwas besser als befürchtet waren und Tesla unter anderem die Auslieferungsprognose bestätigte. Zuletzt notierte sie wieder bei 234 US-Dollar.
Günstigeres Model 3 dürfte sich locker für die Kaufprämie qualifizieren
Tesla senkte zudem den günstigsten Leasing-Preis für das Model S in Deutschland von 527 auf 495 Euro im Monat. Das jüngst angekündigte günstigere Model 3, das 2017 auf den Markt kommen soll, dürfte mit einem US-Preis von 35 000 Dollar mühelos in die Obergrenzen der Kaufprämie passen.
In Deutschland soll es Kaufzuschüsse von 4000 Euro für reine Elektroautos geben. Die Prämien sollen spätestens 2019 auslaufen - oder wenn das Fördervolumen von 1,2 Milliarden Euro ausgeschöpft ist.
Die Elektro-Katze ist aus dem Sack: Am 30. März 2016 hat Tesla sein Model 3 öffentlich vorgestellt und erste Details zu dem Auto genannt, das Ende 2017 in den Handel kommt. 35.000 Dollar soll der Wagen kosten, mit dem Tesla-Chef Elon Musk die Mittelklasse aufrollen will - und der eine Reichweite von mindestens 340 Kilometern im Akku hat.
Auffällig an dem Wagen sind sein ausladendes Coupé-Heck und der lamellenfreie Kühlergrill, sogar die Basisversion ist in 6 Sekunden auf 100 km/h. In den ersten 24 Stunden sammelte Tesla 115.000 Vorbestellungen für den Wagen ein, bis Mitte Mai stiegen die Reservierungen auf 400.000 Stück.
Ein sportlicher, luxuriöser Wagen mit ordentlicher Reichweite zum Mittelklassepreis - so zielt Tesla auf den Massenmarkt. Dagegen bringen sich die etablierten Autohersteller in Stellung - mit sehr unterschiedlichen Strategien bei Zeitpunkt und Zielgruppe.
Opel bereitet einen Blitzstart gegen Tesla vor - wenn auch eine Klasse unterhalb des Model 3, das ein luxuriöser Kompaktwagen werden dürfte: Bereits im Jahr 2017 wollen die Rüsselsheimer mit dem Ampera-e einen fünftürigen Elektro-Kompaktwagen anbieten. Der Wagen soll große Reichweite zum erschwinglichen Preis offerieren. Anhaltspunkte dafür gibt es in den USA ...
... dort bringt die GM-Marke Chevrolet Anfang 2017 den Chevrolet Bolt auf den Markt, dessen Technologie Opel in großen Teilen für den Ampera-e nutzen wird. Der Bolt will mit einer Reichweite von 320 Kilometern und Preisen ab 37.500 Dollar (rund 33.000 Euro) auf Kundenfang gehen. Mit solchen Eckdaten liegt er exakt im Model 3-Segment - nur ganz so nobel ist er wohl nicht.
BMW rüstet derweil seinen E-Flitzer auf: Die Bayern haben mit dem i3 ein reines Elektroauto im Programm, dass sich mit seiner Karbonkarosserie deutlich von der Konkurrenz abhebt. Jetzt packen die Bayern ...
... mehr Saft in die Batterie: Ab Mitte 2016 soll der i3 mit einer Akkuladung nach offizieller Messung rund 280 Kilometer weit kommen - bislang waren es knapp 190 Kilometer.
Auch der US-Hersteller Ford lädt nach: Noch in diesem Jahr wollen die Amerikaner den Focus Electric aufpolieren - mit deutlich mehr Reichweite und kürzeren Ladezeiten. Bis 2020 investiert Ford 4,5 Milliarden Dollar in 13 neue Modelle mit Elektro- und Hybridantrieb. Ob die Tesla in seiner Nobel-Nische gefährden können, wird sich zeigen.
Nissan packt seinem Elektroauto Leaf mehr Reichweite in den Unterboden - wohl nicht ganz zufällig gerade jetzt. Der Kompaktwagen hat eine neue Batterie an Bord, mit der das Auto nach offizieller NEFZ-Messung rund 250 Kilometer weit elektrisch fährt. Gegen das Model 3 zieht der Leaf zwar nach wie vor den Kürzeren. Doch der Reichweiten-Abstand ist merklich kleiner geworden.
Auch VW arbeitet an einem kompakten, reinen Elektroauto. In Las Vegas stellte VW die E-Auto-Studie BUDD-e vor. Medienberichten zufolge will VW 2019 mit einem Serienfahrzeug in den Markt starten. Das soll mit 500 Kilometer Reichweite den Kompakt-Tesla und Opels Ampera-e übertrumpfen - und obendrein noch günstig sein.
Die deutschen Nobelhersteller gehen ihre E-Auto-Offensive eine Klasse höher an. Seit Ende 2015 liefert Tesla sein Luxus-Elektro-SUV Model X aus - und hat damit in dieser Klasse noch ein einzigartiges Angebot. Das bullige E-Auto aus Kalifornien fährt unter Alltagsbedingungen rund 400 Kilometer weit mit einer Akkuladung...
- und ist den USA ab rund 80.000 Dollar zu haben. Auto-Pilotfunktionen und diverse Assistenzsysteme gibt es gegen Aufpreis. Die deutschen Autohersteller wollen sich auch mit dem kalifornischen Strom-Geländegänger messen, wenn auch nicht sofort ...
Audi will Tesla ab 2018 mit einem Elektro-SUV davonfahren. Einen ersten Prototypen, den E-Tron Quattro, haben die Ingolstädter auf der IAA im September 2015 vorgestellt. Die Serienversion soll den Namen Q6 e-tron bekommen und wird ab 2018 in Brüssel gebaut ...
... mit einer Batterieladung soll der Audi unter Alltagsbedingungen mehr als 500 Kilometer weit fahren und in 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Zu den Preisen schweigt sich Audi noch aus, sie dürften sich aber am Model X orientieren.
Porsche fährt zu Ende des Jahrzehnts gegen Teslas Model S und dessen geplanten neuen Roadster an. Der vorerst Mission E getaufte Stromer der Zuffenhausener bietet 600 PS und soll mit einer Akkuladung 500 Kilometer weit kommen.
In 15 Minuten, so verspricht Porsche, lässt sich die Batterie zu 80 Prozent laden. Fix ist, dass das Auto in Serie gebaut wird - vor 2019 wird es aber nicht erhältlich sein.
Mercedes hat sich mit dem SLS E-Cell bereits im Markt für richtig teure Elektroautos versucht. Ein echter Erfolg war das 416.000 Euro teure Auto mit 250 Kilometern Reichweite aber nicht. Doch auch Daimler nimmt im Elektro-Luxussegment neuen Anlauf.
Bereits 2018 will Daimler ein neues Elektroauto-Modell auf den Markt bringen - mit einer Reichweite zwischen 400 und 500 Kilometern. Weitere E-Modelle sind Berichten zufolge in Planung. Aktuell hat Mercedes nur die E-Version der kompakten B-Klasse (im Bild) anzubieten. Die Fertigung des E-Smart wird gerade auf die neue Generation umgestellt.
Auch BMW arbeitet aktuell an einem Tesla-Fighter - zunächst offenbar auf Limousinenbasis. Mit dem Sportwagen i8, der Elektro- und Benzinmotor kombiniert, haben die Bayern einen eingermaßen umweltfreundlichen Sportwagen im Programm. Dessen Technik könnte BMW auch für eine Limousine nutzen ...
... in Arbeit ist Fachpresse-Artikeln zufolge eine viertürige E-Limousine mit dem Arbeitstitel i5. Sie soll früheren Berichten zufolge wie der i8 einen Hybridantrieb erhalten. Gegenüber dem manager magazin sprach BMW-Chef Krüger von einer Stromauto-Offensive - und kündigte ein weiteres Elektroauto der i-Familie an.
Nissan packt seinem Elektroauto Leaf mehr Reichweite in den Unterboden - wohl nicht ganz zufällig gerade jetzt. Der Kompaktwagen hat eine neue Batterie an Bord, mit der das Auto nach offizieller NEFZ-Messung rund 250 Kilometer weit elektrisch fährt. Gegen das Model 3 zieht der Leaf zwar nach wie vor den Kürzeren. Doch der Reichweiten-Abstand ist merklich kleiner geworden.
Foto: REUTERSDie deutschen Nobelhersteller gehen ihre E-Auto-Offensive eine Klasse höher an. Seit Ende 2015 liefert Tesla sein Luxus-Elektro-SUV Model X aus - und hat damit in dieser Klasse noch ein einzigartiges Angebot. Das bullige E-Auto aus Kalifornien fährt unter Alltagsbedingungen rund 400 Kilometer weit mit einer Akkuladung...
Foto: Marcio Jose Sanchez/ AP/dpaPräsentation des Model 3 in Los Angeles: Mit dem Wagen will Tesla den Massenmarkt erreichen. Sechs Gründe sprechen dafür, dass Firmenchef Elon Musk dieses Ziel erreichen wird - und noch mehr.
1. Tesla elektrisiert die Massen
Elon Musk und seine PR-Strategen haben es geschafft: Ganz ohne klassische Werbung haben sie Tesla zu einer Weltmarke gemacht. Der Autobauer hat sich ein Image als technologischer Vorreiter erarbeitet. Zudem stillt Tesla das wachsende Bedürfnis nach abgasfreien Autos und hat damit für viele Fans eine Art Weltretter-Status erlangt. Das Ergebnis ließ sich am Donnerstag weltweit vor den Tesla-Stores besichtigen: Dort warteten teilweise 500 Menschen und mehr stundenlang darauf, 1000 Euro für ein Auto anzuzahlen, das sie noch gesehen haben und das erst in zwei Jahren ausgeliefert wird. Insgesamt heimste Tesla 115.000 Reservierungen in den ersten 24 Stunden ein.
2. Das Supercharger-Ladenetz ist bisher ohne Konkurrenz
Tesla hat sich wie kein anderer Autobauer Gedanken gemacht, wie die Fahrer ihren Wagen wieder auftanken können. Während GM, VW, BMW und andere stark auf Energieversorger angewiesen sind, hat Tesla in Windeseile ein eigenes Netz von Schnellladern aufgebaut. Es umfasst inzwischen 613 Standorte an Autobahnen mit 3600 Steckplätzen. Das Aufladen dort ist kostenlos und dauert nur 20 bis 30 Minuten. Zudem rollt Tesla ein zweites Ladesäulen-Netz mit etwas langsameren Stationen an Hotels und Restaurants aus.
3. Regierungen fördern Elektroautos immer stärker
Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels, aber auch Luftverschmutzung in großen Städten, verlangen Regierungen zunehmend saubere Autos. Dabei ist absehbar, dass sich Politiker und Bevölkerung nicht mehr mit sparsamen Benzin- und Dieselautos zufrieden geben. Norwegen, die Niederlande und Indien planen bereits Verbote für Autos mit Verbrennungsmotor im kommenden Jahrzehnt. Für Deutschland ist das Jahr 2036 im Gespräch. Das alles verschafft den Elektroautos in den kommenden Jahren voraussichtlich einen gewaltigen Schub. Branchenführer Tesla dürfte davon überproportional profitieren.
4. Die Gigafactory verschafft Tesla wichtige Skalen-Vorteile
In der Wüste von Nevada errichtet Tesla die größte Batteriefabrik der Welt. Das Werk soll dabei helfen, die Akkupreise um mindestens 30 Prozent zu senken und auf diese Weise das Model 3 zu einem bezahlbaren Fahrzeug machen. Über diesen Vorteil verfügt in absehbarer Zeit kein etablierter Autohersteller.
5. Teslas Vertriebsmodell erhöht die Marge
Nicht beim Händler im Industriegebiet, sondern im schicken Innenstadt-Store kommen Tesla-Kunden in Kontakt mit den Elektroautos aus Kalifornien. Und diese Geschäfte sind Teil des Unternehmens - Händlerprovisionen wie bei etablierten Herstellern fallen weg. Zudem weigert sich Tesla bis jetzt recht erfolgreich, Rabatte zu gewähren. Das alles steigert die Marge pro Auto erheblich. Beim bei Model S liegt sie Schätzungen zufolge bei etwa 25 Prozent. So hoch dürfte sie beim Model 3 nicht ausfallen. Dennoch erhöht das Vertriebsmodell die Chancen, dass der Wagen ein wirtschaftlicher Erfolg wird.
6. Der charismatische Chef hat Millionen Fans
Ein begnadeter Redner ist Elon Musk definitiv nicht - und doch hängen ihm die Tesla-Fans an den Lippen. Mehr als drei Millionen Twitter-Follower hat bei weitem kein anderer Automanager. Die Tatsache, dass Musk seine wichtigsten Versprechungen bisher in die Tat umgesetzt hat, macht ihn zudem zum Liebling der Finanzmärkte. Banken und andere Investoren überschütten ihn bei einer Finanzierungsrunde nach der anderen mit Geld. Das dürfte dem Firmenchef dabei helfen, manchen Rückschlag beim Produktionshochlauf des Model 3 wegzustecken.