Generika-Hersteller tauscht Chef aus Führungswechsel bei Stada - in kritischer Zeit

Beim Pharmahersteller Stada gehen die unruhigen Zeiten weiter. Was bedeutet der Rückzug des Vorstandschefs Hartmut Retzlaff mitten in der Auseinandersetzung mit aktivistischen Investoren?
Führungswechsel bei Stada: Hartmut Retzlaff lässt aus gesundheitlichen Gründen mit sofortiger Wirkung sein Amt ruhen. Matthias Wiedenfels übernimmt

Führungswechsel bei Stada: Hartmut Retzlaff lässt aus gesundheitlichen Gründen mit sofortiger Wirkung sein Amt ruhen. Matthias Wiedenfels übernimmt

Foto: Daniel Reinhardt/ picture alliance / dpa

Beim Pharmahersteller Stada hat der überraschende Chefwechsel für weitere Kurssteigerungen bei der Aktie gesorgt, die bereits in den vergangenen Wochen auf Grund von Übernahmegerüchten stark gestiegen war. Stada verfehlte am Montag nur knapp sein Allzeit-Hoch.

Noch ist unklar, was der mit gesundheitlichen Problemen begründete Rückzug des langjährigen Chefs Hartmut Retzlaff zu bedeuten hat. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen unter Retzlaffs Führung mehrere Übernahmeversuche abgewehrt. Stada ist in Deutschland der letzte selbstständige Hersteller von Nachahmermedikamenten (Generika).

Der Aufsichtsrat hatte am Sonntag die beiden anderen Stada-Vorstände Helmut Kraft und Matthias Wiedenfels mit den Aufgaben des 62 Jahre alten Retzlaff betraut. Dieser lasse sein Amt ab sofort bis auf Weiteres ruhen. Wiedenfels wurde zudem zum Vorstandsvorsitzenden berufen.

"Retzlaff steht für die Selbstständigkeit der Stada. Ohne ihn wäre eine Fusion oder ein Teilverkauf der Generika-Sparte sicherlich leichter vorzustellen", sagte Warburg-Analyst Ulrich Huwald. Damit rechneten am Montag offenbar auch viele Anleger - die Aktie legte weiter zu.

Streit mit dem Großaktionär AOC

Das Unternehmen befindet sich mitten in Auseinandersetzungen mit seinem größten Aktionär "Active Ownership", der nach eigenen Angaben rund 5 Prozent der Anteile hält und das Management scharf kritisiert hat. AOC-Vorschläge zur Neubesetzung des Aufsichtsrats hatte Stada mit einer Verschiebung der Hauptversammlung und der Einrichtung einer eigenen Findungskommission beantwortet. Hinu kamen noch Spekulationen über einen Einstieg des Finanzinvestors CVC Capital.

AOC sieht die Situation bei Stada durch den Personalwechsel an der Spitze unverändert. "Wir haben den krankheitsbedingten Führungswechsel zur Kenntnis genommen und wünschen Herrn Retzlaff gute Besserung. Wir bleiben im Dialog mit der Gesellschaft", sagte ein Sprecher des Investors in Frankfurt.

Retzlaff muss sich nun wohl nicht den erwartet bohrenden Fragen kritischer Aktionäre auf der für den 26. August angesetzten Hauptversammlung stellen. "Er wäre sicherlich zur Zielscheibe geworden", sagte Analyst Huwald. Für Diskussionen hatten in der Vergangenheit die üppigen Bezüge Retzlaffs ebenso gesorgt wie der Aufstieg seines Sohnes Steffen in der Firmenhierarchie.

Wird Finanzinvestor CVC bei Stada einsteigen?

Oliver Reinberg vom Analysehaus Kepler Cheuvreux sieht nach dem Weggang des bisherigen Konzernchefs Retzlaff inmitten einer entscheidenden Zeit für den Arzneimittelhersteller. Schließlich habe der bisherige Chef zuletzt erste Gespräche um einen Verkauf von Stada mit CVC geführt. Am neuen Vorstand dürfte bis zur Hauptversammlung im August erst einmal nicht gerüttelt werden, erwartet Reinberg.

Streit mit Großaktionär AOC - Übernahmegerüchte treiben den Kurs

Stadas Streit mit Großaktionär AOC sowie neue Übernahmegerüchten hatten die Aktie von Stada in den vergangenen Wochen nach oben schnellen lassen. Die Aktie, die in den vergangenen Jahren um die Marke von 30 Euro herumdümpelte und immer mal wieder von Übernahmegerüchten kurzfristig nach oben getrieben wurde, notiert derzeit auf einem 8-Jahres-Hoch von 49 Euro.

Auf der einen Seite muss sich Stada mit dem aktivistischen Investor Active Ownership (AOC) herumschlagen, der rund 7 Prozent am Unternehmen hält und den Aufsichtsrat neu besetzen will.

Der jetzt scheidende Vorstandschef Hartmut Retzlaff hatte Berichten zufolge Kontakt zur britischen Beteiligungsgesellschaft CVC aufgenommen, die ihn beim Streit mit AOC unterstützen soll, wie es heißt. Dabei ist offenbar mal wieder eine mögliche Übernahme Stadas im Gespräch - einige Marktbeobachter erwarten ein Angebot von CVC. Eine Information, die allein schon Ende Mai für einen Kurssprung der Stada-Aktie um mehr als 10 Prozent sorgte.

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