Softbank steigt bei T-Mobile aus Ein verführerischer Deal für die Telekom

Plötzlich erpressbar: Softbank-Chef Son ist durch Fehlinvestitionen in Schwierigkeiten geraten und braucht nun Geld.
Foto: Kim Kyung-Hoon/ REUTERSSoftbank-Boss Masayoshi Son (62) ist ein begnadeter Verführer. Geschäftspartner erzählen gern, wie geschickt der Japaner darin ist, sein Gegenüber mit kühnen Visionen einzuwickeln. Son weiß um seine Aura und führt Verhandlungen deshalb gern persönlich in seinen Häusern in Tokio oder Woodside, Kalifornien. Er ist dann knallhart und charmant zugleich. Mit Erfolg: Wenn Son einen Deal unbedingt will, setzt er sich in der Regel durch.
Auch Timotheus Höttges (57), Chef der Deutschen Telekom , und sein USA-Vorstand Thorsten Langheim (54) haben Sons Verhandlungskünste aus nächster Nähe erfahren. Ein oft frustrierendes Erlebnis. Jahrelang tanzten Telekom und Softbank um die Fusion ihrer US-Mobilfunktöchter T-Mobile und Sprint, die 2018 besiegelt und in diesem April nach einer langen Prüfung der US-Behörden endlich vollzogen wurde . Es war ein zäher Prozess, der auf dem Weg mehrmals zu scheitern drohte. Für Son war es ein Deal unter vielen, für Höttges sollte er die Krönung der Karriere sein.
Mit dem Verkauf von 198 Millionen T-Mobile-Aktien, den Softbank heute startet, endet die kurze Partnerschaft schon wieder. Son wird bei "New T-Mobile" künftig nur Minderheitsaktionär sein. Und muss für die aktuelle Schwäche seiner Softbank Group bluten. Der stolze "Masa" war gezwungen, sich den Aktienverkauf in Bonn genehmigen lassen. Höttges hatte ihn in der Hand.
Das Kräfteverhältnis zwischen Bonn und Tokio hat sich spätestens mit der Corona-Krise gedreht. Weil Son dringend Geld braucht, um strauchelnde Beteiligungen wie Uber oder WeWork zu retten, ist er erpressbar geworden. Außerdem zahlt sich jetzt aus, dass Höttges M&A-Guru Langheim mehrere Sicherungen in die Fusion verhandelt hatte. Zum Beispiel die nun relevante Vereinbarung, die Sons Optionen für einen Aktienverkauf für vier Jahre an ein Okay aus Bonn bindet.
Auch die Details des jüngsten Deals sind bemerkenswert: Softbank zahlt 300 Millionen US-Dollar an T-Mobile, die vor allem in den Schuldenabbau fließen. Die Telekom bekommt obendrein neue Aufsichtsratsmandate und genügend Aktienoptionen, um sich in den nächsten vier Jahren sukzessive die Mehrheit an ihrer lukrativen Tochter zu sichern. Bislang kontrolliert sie T-Mobile dank einer Stimmrechtsvereinbarung zwar, hält aber nur gut 42 Prozent der Anteile.
Der Clou: Fast die Hälfte der Optionen (knapp 45 Millionen) sichern dem Konzern den Aktienpreis von heute, also 103 US-Dollar. Sollte der Kurs steigen - wovon die meisten Experten ausgehen - freut sich die Telekom also über einen fetten Rabatt, wenn sie die Optionen etwa erst in zwei Jahren zieht.
Der Zeitpuffer ist auch deshalb wichtig, weil der ehemalige Staatskonzern sich hoch verschuldet hat, um die Fusion mit Sprint zu stemmen. Derzeit könnte sich Höttges den Aktienzukauf kaum leisten. Jedenfalls nicht ohne Bundesregierung und Arbeitnehmer gegen sich aufzubringen. Die beäugten die Großfusion in den USA ohnehin kritisch und wollen mit den Milliarden lieber Funkmasten in Deutschland aufstellen. Der neue Deutschland-Vorstand Srini Gopalan (50) muss bis 2030 zudem jeden Haushalt mit Glasfaser versorgen . Vor 2022 ist mit einer substantiellen Aufstockung nicht zu rechnen.
So spiegelt der Deal gleichzeitig die Tragik der verkorksten Struktur, die sich die Telekom seit mehreren Jahren leistet. Während ihre Tochter in den USA immer neue Rekorde einfährt und den Großteil des Konzerngewinns erwirtschaftet, kommt die Telekom in der Heimat nicht vom Fleck .
Ginge es streng betriebswirtschaftlich zu in Bonn, müsste das Management jeden freien Euro in T-Mobile-Aktien investieren, so rentabel ist das Mobilfunkgeschäft in Amerika. An der Börse ist dieses Ungleichgewicht längst eingepreist. Übt Höttges die nun gewonnen Optionen aus, ist sein T-Mobile-Anteil bald so viel wert, wie heute sein ganzer Konzern.
Offen bleibt, wie lange die Telekom diese Spannung noch aushält.