Abfindungen kommen teurer als gedacht
SAP-Gewinn bricht um fast ein Fünftel ein
Mit einem großen Konzernumbau will sich SAP neu ausrichten und hat dazu ein Abfindungsprogramm aufgelegt. Nun wollen mehr Mitarbeiter als gedacht die Abfindung annehmen - SAP muss Geld nachschießen. Auch höher ausfallende aktienbasierte Vergütungen drücken den Gewinn.
SAP-Chef Bill McDermott baut den Konzern um und muss mehr Geld für Abfindungen ausgeben als geplant
Foto: Uwe Anspach/ dpa
Der Dax-Konzern SAP reagiert auf die Veränderungen in der Technologiebranche und das hat Auswirkungen auf die Mitarbeiter: Bis zu 4400 Menschen sollen in andere Funktionen wechseln oder mittels Abfindungen die Firma verlassen. Doch das laufende Abfindungsprogramm wird für Europas größten Softwareanbieter kostspieliger als ursprünglich geplant.
Nachdem sich in Deutschland mehr Mitarbeiter als erwartet für das Vorruhestandsprogramm registriert haben, legt SAP noch einmal knapp 200 Millionen Euro beiseite, wie aus dem Quartalsbericht hervorgeht. Damit summieren sich die Kosten auf knapp 1,1 Milliarden Euro.
Ursprünglich hatte SAP das Abfindungsprogramm für 1200 Mitarbeiter geplant. Doch zuletzt war die Rede von 1870 Mitarbeitern, die sich hierzulande für eine Vorruhestandsregelung oder eine Abfindung registriert hatten. Mit wie vielen SAP sich aber am Ende tatsächlich einigen wird, könne man noch nicht sagen, sagte Finanzchef Luka Mucic. Denn auch das Unternehmen muss zustimmen, damit ein Mitarbeiter SAP verlassen kann.
Zuletzt beschäftigte SAP weltweit 98.300 Mitarbeiter. Zum Jahresende sollen es aber trotz der Abfindungen mehr sein. Denn gleichzeitig wird in anderen Bereichen eingestellt. Auf diese Weise will die Firma mit den Veränderungen in der Technologiebranche mithalten. Im ersten Quartal sorgten die Kosten für das Programm von fast 900 Millionen Euro zum ersten Mal seit knapp 17 Jahren für einen Quartalsverlust.
Ergebnis im zweiten Quartal bricht um fast ein Fünftel ein
Im zweiten Quartal blieb SAP zwar in den schwarzen Zahlen, doch unterm Strich ging das Ergebnis um 19 Prozent auf 582 Millionen Euro zurück. Neben dem Abfindungsprogramm schlug auch die aktienbasierte Vergütung stärker zu Buche, weil sich der Kurs der SAP-Aktie so gut entwickelt hatte. Hinzu kamen Kosten im Zusammenhang mit Übernahmen. Der Umsatz kletterte von April bis Juni vor allem dank des boomenden Cloudgeschäfts um elf Prozent auf 6,6 Milliarden Euro.
SAP ist der weltweit führende Hersteller von Software zur Unternehmensführung und arbeitet schon seit rund einem Jahrzehnt daran, sich vom reinen Lizenzverkäufer zum Anbieter von Software-Abos über das Internet zu wandeln. Doch diese Cloudsoftware zur Miete konnte in den vergangenen Jahren noch nicht mit den Gewinnen aus großen Einmalzahlungen für Softwarelizenzen mithalten.
SAP-Chef Bill McDermott muss nun unter Beweis stellen, dass sich die milliardenschweren Zukäufe der vergangenen Jahre auszahlen und das Cloudgeschäft die versprochenen Gewinne auch liefern kann.