SAP will tausende Jobs abbauen und gleichzeitig viele neue Jobs aufbauen
Foto: Uwe Anspach/ picture alliance / Uwe Anspach/dpaEuropas größter Softwarehersteller SAP plant einen weiteren Umbau beim Personal. Der Konzern werde zum ersten Mal seit 2015 ein unternehmensweites Restrukturierungsprogramm umsetzen, hatte SAP am Dienstagmorgen zusammen mit den neuen Geschäftszahlen verkündet.
Später konkretisierte SAP: Der Konzern werde Mitarbeiter umschulen, auf andere Positionen versetzen und auch mit Abfindungen in den Vorruhestand schicken, damit die Firma mit den Veränderungen in der Technologiebranche mithalten könne, erklärte Vorstandschef Bill McDermott (57).
Offenbar geht das Management davon aus, dass Tausende Mitarbeiter die Abfindungsangebote annehmen werden. "Wenn unsere Prognosen stimmen, reden wir von 4400 Beschäftigten", sagte SAP-Finanzchef Luka Mucic am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz. Das wären dann bis zu 4,5 Prozent der Beschäftigten.
Gleichwohl solle die Mitarbeiterzahl unter dem Strich wachsen. Zuletzt hatte SAP rund 96.500 Beschäftigte. "Nächstes Jahr könnten es 105.000 in unserem Unternehmen sein", sagte McDermott. Auch am Stammsitz in Walldorf dürften am Ende des Jahres mehr Menschen arbeiten als derzeit, ergänzte Mucic.
Bill McDermott im Interview: Der SAP-Boss über seinen speziellen Führungsstil
In Deutschland könnten bis zu 1200 Mitarbeiter in den Vorruhestand gehen
Beim letzten Umbau dieser Art 2015 hatte der Konzern gut 3000 Stellen abgebaut und Mitarbeiter dazu bewegt, auf eine andere Position zu wechseln oder mit hohen Abfindungen das Unternehmen zu verlassen.
Allein in Deutschland dürften es aus der Erfahrung des vergangenen Programms rund 1000 bis 1200 Beschäftigte sein, die eine Vereinbarung mit dem Unternehmen treffen. Berechtigt für die geplanten Programme seien hierzulande rund 3000 Mitarbeiter.
Durch die Umstellung auf neuere Technologien werden Jobs bei SAP überflüssig - während in den Wachstumsbereichen eingestellt wird. War es 2015 vor allem das so genannte Cloud Computing, bei dem Software über Server aus dem Internet zur Verfügung gestellt wird, geht es diesmal auch um Technologien für künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge. Darunter versteht man intelligent vernetzte Geräte oder Maschinen. Auch 2015 beschäftigte SAP am Ende mehr Menschen als zuvor.
Die Kosten für das aktuelle Programm sollen zwischen 800 und 950 Millionen Euro liegen. Dem sollen Einsparungen von 750 Millionen bis 850 Millionen Euro stehen.
Für acht Milliarden Dollar - umgerechnet sieben Milliarden Euro will SAP das US-Unternehmen Qualtrics erwerben, einen Spezialisten für die Datenerhebung zu Kunden, Mitarbeitern, Produkten und Marken, mit dem SAP sein Geschäft mit Unternehmenssoftware in der Cloud stärken will. Es ist in Euro gerechnet der größte Unternehmenskauf der Walldörfer bisher überhaupt und es ist einer von mehreren in einer bereits seit einigen Jahren andauernden Einkaufstour. Im Bild: Qualtrics-Gründer Ryan Smith, der als CEO des Unternehmens auch künftig an Bord bleiben wird.
Der erste große Deal in der laufenden Wachstumsstrategie von SAP war 2010 der Erwerb von Sybase für 5,8 Milliarden Dollar. Sybase ist laut SAP der größte Anbieter von Unternehmenssoftware und -services, der sich vollständig auf die mobile Datennutzung spezialisiert hat. Damit startet SAP die Ausrichtung auf einen neuen Nutzertypen: den Außendienstmitarbeiter.
2011 kündigt SAP die Wachstumspläne offiziell an: Der Konzern will versuchen, neue Märkte wie Brasilien, Indien, Russland und insbesondere China zu erschließen insbesondere durch Käufe mittelgroßer Unternehmen, wie es auf der Website heißt. Ebenso soll sich das Wachstum auf den expandierenden Cloud-Markt erstrecken, in dem vor allem Konkurrent Salesforce rasant zulegt. Zudem befindet sich SAP im Dauerwettstreit mit dem alten Rivalen Oracle in den USA. Ende 2011 geben die Walldörfer die Übernahme von SuccessFactors bekannt, eines führenden Anbieters von Cloud-Anwendungen.
Es folgen Deals im Jahrestakt: 2012 kauft SAP den Cloud-Spezialisten Ariba in Sunnyvale, Kalifornien, wobei die Amerikaner bei der Transaktion mit rund 4,3 Milliarden Dollar bewertet werden. Ariba sei gemessen am Umsatz der zweitgrößte Cloud-Anbieter weltweit, so SAP. Mit dem Unternehmen erhalte der Dax-Konzern eine führende Position im wachsenden Markt der unternehmensverbindenden, cloudbasierten Geschäftsnetzwerke und biete durchgängige Beschaffungslösungen in der Cloud an.
DANIEL ROLAND/ AFP
2013 erwirbt SAP den Schweizer Anbieter von E-Commerce-Technologien Hybris. Über den Kaufpreis schweigen sich die Parteien zwar aus, ein SAP-Sprecher sagt aber, es sei zum Zeitpunkt des Deals im Juni die bis dato größte Übernahme in jenem Jahr. Zwar hat auch SAP bereits eigene E-Commerce-Lösungen im Programm. Hybris bringe jedoch eine deutliche Erweiterung: Es geht um Echtzeit-Interaktion mit Milliarden Kunden, so der seinerzeitige SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe (Bild).
2014 setzt SAP eine neue Topmarke, als der Konzern für 8,3 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 6,5 Milliarden Euro) die Firma Concur Technologies mit Sitz in den USA erwirbt. Es ist gerechnet in Dollar bis heute der größte Firmenkauf in der SAP-Geschichte. Concur ist spezialisiert auf Reisekostensoftware, bietet also Programme zum Buchen und Abrechnen von Dienstreisen an. Auch dieser Deal soll das Cloud-Geschäft von SAP stärken.
2016 übernimmt SAP Roambi und sichert sich damit ein Tool, mit dem sich Analysedaten auf mobilen Geräten darstellen lassen. Zielgruppe sind einmal mehr auch Beschäftigte im Außendienst: Mitarbeiter mit Kundenkontakt, Verbraucher und Manager können damit Daten unabhängig von Zeit und Ort abrufen, bearbeiten und austauschen, so SAP.
Bereits Anfang dieses Jahres hatte SAP einen weiteren Milliardendeal verkündet. Der Kauf des Cloud-Anbieters Callidus Software für 2,4 Milliarden Dollar diente offenbar direkt der Positionierung gegen den großen Cloud-Konkurrenten Salesforce. Die Callidus Cloud bietet unter anderem Lösungen für Human Resource Management, Vertrieb und Marketing. Genutzt wird sie Medienberichten zufolge von beinahe 6000 Unternehmen.
2013 erwirbt SAP den Schweizer Anbieter von E-Commerce-Technologien Hybris. Über den Kaufpreis schweigen sich die Parteien zwar aus, ein SAP-Sprecher sagt aber, es sei zum Zeitpunkt des Deals im Juni die bis dato größte Übernahme in jenem Jahr. Zwar hat auch SAP bereits eigene E-Commerce-Lösungen im Programm. Hybris bringe jedoch eine deutliche Erweiterung: Es geht um Echtzeit-Interaktion mit Milliarden Kunden, so der seinerzeitige SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe (Bild).
Foto: Uwe Anspach/ picture alliance / dpa