Für die ermittelnden Staatsanwälte ist der Fall Praktiker jetzt abgeschlossen
Foto: Oliver Dietze/ picture alliance / dpaFast vier Jahre nach der Pleite des lange zweitgrößten deutschen Baumarktkonzerns Praktiker stellt die Staatsanwaltschaft Saarbrücken die Ermittlungen ein. Die zuletzt acht beschuldigten ehemaligen Funktionsträger entgehen, wie das manager magazin in seiner aktuellen Ausgabe (Erscheinungstermin: 28. April) berichtet, damit - anders als Drogeriefürst Anton Schlecker - einem Prozess.
Oberstaatsanwalt Elmar Schöne entkräftet auf acht Seiten die Vorwürfe Untreue, Betrug, Kapitalanlagebetrug und Insolvenzverschleppung. "Der zuständige Dezernent konnte kein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten feststellen", bestätigt Sprecher Christoph Rebmann. Dass die Kollegen der Hamburger Staatsanwaltschaft, die unter dem Aktenzeichen 5512 JS253/13 bis heute parallel ermitteln, zu einem anderen Ergebnis kommen, gilt als äußerst unwahrscheinlich.
Dabei hatte ein eigens beauftragtes Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Andersch Fehler bei der Insolvenzanmeldung nahegelegt. Demnach soll Praktiker bereits im April überschuldet und schließlich Anfang Juli 2013 zahlungsunfähig gewesen sein. Der Insolvenzantrag wurde jedoch erst am 12. Juli eingereicht.
Ex-Manager sollen sich auf Gutachten renommierte Berater gestützt haben
Allerdings, so befindet die Staatsanwaltschaft, lagen den Ex-Managern Gutachten renommierter Beratungsgesellschaften vor, die eine positive Fortführungsprognose für den strauchelnden Konzern attestierten. Entsprechend sei keine vorsätzliche oder fahrlässige Insolvenzverschleppung festzustellen. In der Höhe der Beraterhonorare - zwischen 2010 und 2013 flossen rund 80 Millionen Euro an McKinsey, Boston Consulting und zuletzt Roland Berger - sehen die Ermittler keine Treuepflichtverletzung.
Mit angemeldeten Forderungen in Höhe von über drei Milliarden Euro ist Praktiker einer der größten Pleitefälle im Einzelhandel. Während sich der Schaden für die Lieferanten des Baumarktkonzerns in Grenzen hält, bleiben Aktionäre und Anleihegläubiger auf ihren Fehlinvestitionen sitzen.
Die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann ist Geschichte. Nach einem zwei Jahre währenden Streit wurden die Filialen der Kette Ende 2016 zwischen den führenden Wettbewerbern Edeka und Rewe aufgespalten.
Die Baumarktketten Praktiker und Max Bahr sind seit der Insolvenz 2013 Geschichte. Viele Filialen wurden von Wettbewerbern übernommen.
Spektakulär war die Pleite der Drogeriekette Schlecker 2012. Das Großunternehmen mit zeitweise mehr als 50.000 Beschäftigten war als "Anton Schlecker eingetragener Kaufmann" geführt. Alle Rettungsversuche schlugen fehl.
Den Traditionsnamen Neckermann gibt es zwar noch - als Reiseanbieter des Thomas-Cook-Konzerns. Berühmt war die Marke jedoch als Versandhändler, ein Symbol der Wirtschaftswunderzeit. Schon in den 70er Jahren übernahm Karstadt den verlustträchtigen Billiganbieter. Später ging es auch mit dem mächtigen Käufer bergab, der Neckermann noch für ein paar Jahre in die Selbständigkeit entließ. 2012 war Schluss.
Nicht besser erging es dem Wettbewerber und zeitweiligen Schwesterunternehmen Quelle. Das Unternehmen ging 2009 in der Insolvenz von Arcandor (einstmals KarstadtQuelle) unter. Allerdings existiert die Marke weiter: Der Rivale Otto sicherte sich den Namen aus der Insolvenzmasse.
Hertie war ebenfalls ein Opfer der Arcandor-Pleite. 1993 hatte Karstadt die früher rivalisierende Kaufhauskette übernommen. 2005 wurden die Karstadt-Kompakt-Häuser ausgegliedert und später in Hertie umbenannt, um den bekannten Namen zu nutzen. Die Strategie scheiterte, 2009 schlossen die verbliebenen Läden. Die Hertie Deutsche Kaufhaus AG (HDK) erwarb die Marke 2012 aus der Insolvenzmasse und nutzt sie für den Online-Verkauf: Als Online-Kaufhaus bietet Hertie (Hertie.de) heute mehr als eine Million Produkte an.
Hertie war ebenfalls ein Opfer der Arcandor-Pleite. 1993 hatte Karstadt die früher rivalisierende Kaufhauskette übernommen. 2005 wurden die Karstadt-Kompakt-Häuser ausgegliedert und später in Hertie umbenannt, um den bekannten Namen zu nutzen. Die Strategie scheiterte, 2009 schlossen die verbliebenen Läden. Die Hertie Deutsche Kaufhaus AG (HDK) erwarb die Marke 2012 aus der Insolvenzmasse und nutzt sie für den Online-Verkauf: Als Online-Kaufhaus bietet Hertie (Hertie.de) heute mehr als eine Million Produkte an.
Foto: Martin Meissner/ AP