Pofalla: Kritik an Wechselplänen
Foto: Kay Nietfeld/ DPABerlin - Der frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) fängt am heutigen Freitag als Cheflobbyist bei der Deutschen Bahn an. Er wird Generalbevollmächtigter für politische und internationale Beziehungen, wie eine Sprecherin des bundeseigenen Konzerns bestätigte. Bahn-Chef Rüdiger Grube hatte sich für Pofalla eingesetzt - auch als Wechselpläne vor einem Jahr vorzeitig bekannt wurden und Kritik auslösten.
Wie die "Rheinische Post" berichtet, legte Pofalla sein Bundestagsmandat mit Wirkung zum 31. Dezember nieder. Der 55-Jährige habe seine Entscheidung Bundestagspräsident Norbert Lammert persönlich mitgeteilt, das Gespräch fand kurz vor Weihnachten statt, schreibt die Zeitung. Pofalla hatte 2013 im Wahlkreis Kleve (Nordrhein-Westfalen) für die CDU das Direktmandat gewonnen.
Pofalla schied Mitte Dezember 2013 aus der Regierung aus. Auch ohne gesetzliche Übergangsfrist für Wechsel von der Politik in ein Unternehmen hatte er sich mit der Bahn für eine Karenzzeit von zwölf Monaten entschieden.
In einem "späteren zweiten Schritt" sei geplant, Pofallas Aufgaben mit denen des Vorstandsressorts "Compliance, Datenschutz, Recht und Konzernsicherheit" zusammenzuführen, hatte die Bahn erklärt. Dieser Bereich wird derzeit von Gerd Becht geleitet, dessen Vertrag Ende Februar 2017 ausläuft.
Marijn Dekkers Der 100-Milliarden-Euro-Mann - spektakulär leise an die Dax-Spitze
Als Marijn Dekkers den Olymp der deutschen Konzernwelt erklomm, hatte er sich längst ein anderes Ziel gesetzt: den kontrollierten Abstieg vom Gipfel. Der Bayer-Chef übt seinen Job nur noch auf Zeit aus, Ende 2016 soll der Vertrag auslaufen. Bis dahin gibt er auch noch den Verbandspräsidenten der wichtigen Chemieindustrie, aber dann geht die Familie vor. Zurück in die USA will der Niederländer ziehen.
Aus Amerika war Dekkers zum Leverkusener Traditionskonzern gekommen, vom Laborausrüster Thermo Fisher. In der Öffentlichkeit gab er nie den Überflieger. Auch intern folgte der Outsider der Devise: erstmal zuhören und lernen, nicht gleich alles besser wissen. Umso bemerkenswerter, was der Mann der leisen Töne erreicht hat. Seit September ist die Bayer-Aktie die wertvollste im Dax, inzwischen mit Abstand.
Anfang Dezember stieg die Marktkapitalisierung sogar auf 100 Milliarden Euro. Andere Topadressen der deutschen Konzernwelt wie Siemens, Volkswagen, BASF und SAP müssen sich hinten anstellen.
Einige Grundlagen des Erfolgs hat Dekkers geerbt, darunter das Glück, dass die einst kriselnde Pharmasparte nun mit gleich fünf Blockbuster-Medikamenten auf den Markt treten kann. Doch er hat beharrlich die Verkaufsmacht gestärkt und kann sein Werk nun auch mit großen Deals vollenden: In diesem Jahr, als er seiner Karriere ein Verfallsdatum setzte, bewegte er erst recht viel. Spektakulär der 10 Milliarden schwere Zukauf des Geschäfts mit rezeptfreien Arzneien von Merck & Co., spektakulär auch der Plan, den Rest des traditionellen Chemiegeschäfts abzuspalten. Beides wird Bayer zu einem anderen Konzern machen. Die manager-magazin-Jury kürte Marijn Dekkers zum Manager des Jahres 2014. (ak)
Mary Barra Der amerikanische Patient
Die erste Reise geht nach Deutschland: Knapp zwei Wochen, nachdem sie am 15. Januar den Vorstandsvorsitz bei General Motors übernommen hat, steht Mary Barra in Rüsselsheim vor angetretenen Opelanern. Es soll ein Bekenntnis zur lange kränkelnden Europa-Tochter sein – Barra will dem Dauerpatienten den Rücken stärken und verspricht Investitionen.
Schon wenige Wochen nach der Chefvisite zeigt sich allerdings: Die größte Malaise im GM-Reich wird 2014 nicht Opel liefern, sondern General Motors selbst. Fast 27 Millionen Fahrzeuge hat der Konzern in diesem Jahr zurück in die Werkstätten gerufen, um kleinere oder größere Mängel auszubessern. Losgetreten hatten die Rückruflawine fehlerhafte Zündschlösser, die Autos bei voller Fahrt lahmlegen können. Sie waren jahrelang bei verschiedenen GM-Marken verbaut worden und hatten zu Dutzenden Unfalltoten geführt. GM-Mitarbeiter sollen davon seit 2001 gewusst, aber nicht gehandelt haben.
Die frisch inthronisierte Barra die erste Frau an der Spitze eines großen US-Autokonzerns trat die Flucht nach vorne an: In verschiedenen Videobotschaften bat sie persönlich um Verzeihung, erklärte sich vor dem Kongress, strengte interne Ermittlungen an. Um General Motors langfristig vor derlei Skandalen zu bewahren, muss sie 2015 jedoch mehr tun: Kongressabgeordnete attestierten dem Konzern ein komplettes Systemversagen. Besonders bitter für die Ex-Produktentwicklungschefin: Erst 2013 hatte sie versprochen, GM werde keine weiteren Schrottkarren liefern. (luk)
Axel Heitmann Alles auf Kautschuk
Am Ende war der Rauswurf nur noch eine Formsache: Als der Lanxess-Aufsichtsrat Ende Januar beschloss, die Zusammenarbeit mit seinem Vorstandsvorsitzenden Axel Heitmann zum 28. Februar zu beenden, war der Manager selbst gar nicht da. Nur Nachfolger Matthias Zachert war anwesend. Ausgerechnet Zachert. Im März 2011 hatte der damalige Lanxess-Finanzchef das Unternehmen in Richtung Merck verlassen – er hatte sich zuvor vergeblich Heitmanns Kurs für Lanxess widersetzt.
Der intern als Cäsar oder Mister Hollywood betitelte Heitmann hatte komplett auf Kautschuk gewettet – und sich dabei verzockt. Zwar sind die Fabriken des Unternehmens gut ausgelastet; sie verdienen aber kein Geld: Wettbewerber aus Asien haben die Preise für den Reifenrohstoff gedrückt. Heitmann hätte hier mit synergieträchtigen Kooperationen gegensteuern können, solche Angebote aber ausgeschlagen. Heitmann flog erst, als es fast zu spät war.
Strategische Fehler, abenteuerliche Markteinschätzungen, destruktive Alleingänge Lanxess in Heitmanns Spätphase taugt zum Lehrstück. Zum Schluss blieb dem Geschassten nicht einmal mehr die Abfindung: Weil er Lanxess mit 600.000 Euro am Einbau von Sicherheitsfenstern in seinem Privathaus beteiligt haben soll, strich ihm der Aufsichtsrat sieben Millionen Euro Gehaltsauszahlung. (mihec)
Paul Achleitner - Weichensteller für die Deutsche Bank
Große Entscheidungen wollen gut vorbereitet sein. Sein Unbehagen mit der Entwicklung der Deutschen Bank formulierte Aufsichtsratschef Paul Achleitner im Laufe des Jahres 2014 zunehmend deutlich, allerdings nur intern. Die Personalien Ende Oktober waren dann auch für nur halbwegs Eingeweihte ein deutliches Zeichen: Mit der Berufung von Finanzvorstand Stefan Krause zum Strategievorstand und von Goldman-Sachs-Banker Marcus Schenck zum neuen Finanzvorstand schob Achleitner mit Macht einen Diskussionsprozess über die Ausrichtung der Deutschen Bank an. Welches Ausmaß soll das Investmentbanking künftig haben, welche Rolle des Privatkundengeschäft? Der Aufsichtsrat unter Achleitner hat ausdrücklich ein Verbot von Denkverboten erteilt. Spätestens im Mai zur Hauptversammlung, lieber schon im März, sollen die Ergebnisse feststehen.
Der 58-jährige Österreicher ist eigentlich kein Freund radikaler Entscheidungen. Dafür hat er sich rechtzeitig kompetente Mit-Kontrolleure in den Aufsichtsrat geholt: John Cryan vom Großinvestor Temasek, Dina Dublon, ehedem Finanzchefin von JP Morgan, Louise Parent, einst Chefjuristin bei American Express, und Wirtschaftsanwalt Georg Thoma von Shearman & Sterling. Alles vier Typen, die sich nicht mit den Sitzungsgeldern zufrieden geben. Achleitner wird im Jahr 2015 einige äußerst knifflige Aufsichtsratssitzungen zu moderieren haben. (soc)
Janet Yellen Falke, Taube? Frau!
Sie wird auf ewig die erste sein – die erste Frau an der Spitze des US-Notenbank Fed, der Federal Reserve Bank. Und dürfte zumindest anfangs, kurz nach Amtsantritt im 2014, von manchen genau darauf reduziert worden sein. Dabei ist Yellen ein klassisches Fed-Gewächs. Wirtschaft an der Brown-University studiert, später dann im Rat der Wirtschaftsberater von US-Präsident Bill Clinton aktiv. 2010 wurde sie Nachfolgerin von Donald Kohn, dem Stellvertreter des Notenbankchefs. Und 2014 folgte die finale Beförderung.
Seitdem hat sie die lockere Geldpolitik ihres Vorgängers Ben Bernanke fortgeführt und zur Beruhigung der Finanzmärkte beigetragen. Eines hat sie indes noch nicht geschafft sich einen Spitznamen zu verdienen. Vorgänger Bernanke hieß wegen seiner freigiebigen Geldpolitik Helicopter-Ben, Alan Greenspan Zins-Eliminator. Zumindest diesen Namen wird Yellen nicht erhalten. Zwar lässt sich Yellen mit der Zinswende noch Zeit, doch 2015 dürften, so die Meinung der Experten, die ersten Zinserhöhungen kommen. (got)
Ronald Pofalla - aufs Wirtschaftsgleis
Es gibt ein Foto von Ronald Pofalla, da steht er vor dem Rheingold-Express am Bahnhof Bonn. Über dem damaligen CDU-Generalsekretär thront Kanzlerin Angela Merkel, winkend zum Abschied. Pofallas Krawatte sitzt perfekt, der Seitenscheitel auch, die Lippen zum verschmitzten Lächeln zusammengepresst. Das war 2009 – ein Bild mit Symbolkraft.
Als im Januar das Gerücht aufkam, dass Merkel ihren Ex-Kanzleramtsminister in Anerkennung treuer Dienste heimlich zur Deutschen Bahn verabschiedet hatte, war die Empörung groß. Linke, Grüne und Transparency International witterten einen Skandal um gekaufte Entscheidungsträger. Hatte Pofalla als Politiker doch auf die Regulierung der Deutschen Bahn Einfluss genommen – zugunsten der Bahn, kritisieren Experten.
Der Protest war so stark, dass Merkels einstiger Strippenzieher erst nach einem Jahr Schamfrist zum 1. Januar 2015 bei der Bahn anfangen wird. Für den Staatskonzern soll Pofalla künftig die Strippen im politischen Berlin ziehen.
Pofallas direkter Wechsel in die Wirtschaft hat Geschmäckle, steht aber in deutscher Politiker-Tradition. Man denke an Werner Müller, der 2003 vom Kabinettstisch direkt in die RAG-Chefetage fiel. Auch Gerhard Schröder, der Müller in die Regierung geholt hatte, zog es später in die Wirtschaft – zum Energie-Riesen Gazprom.
Vor Pofalla hatte sich der Bürokratieabbau-Beauftragte im Kanzleramt, Eckart von Klaeden (CDU), als Cheflobbyist zu Daimler verabschiedet. Ex-Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) steht seit November bei der Allianz Krankenversicherung in Lohn und Brot. Einen Interessenkonflikt könne er nicht erkennen, sagte Bahr. Ex-Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) vertritt ab 2015 die Interessen des Rüstungskonzerns Rheinmetall – der langjährige Zeitsoldat kehrt damit in sein altes Arbeitsumfeld zurück.
Dass Pofalla mal Lokomotivführer war, ist nicht überliefert
(rei)
Travis Kalanick - der Uber-Fall
Im April hatten wir ihn in Deutschland auch, den Uber-Fall. Travis Kalanick expandierte mit seinem hochgepriesen Startup Uber erstmals in deutsche Städte und stieß auf Widerstand. Taxiverbände klagten, Ordnungsbehörden und Politiker prüften, ob der US-Fahrdienst überhaupt legal ist. Allen voran das Angebot UberPop, bei dem Fahrer ohne Personenbeförderungsschein Menschen für wenig Geld umher kutschieren, steht weltweit in der Kritik. Das stört den 38-Jährigen Kalanick wenig. Für ihn sind die Gegner andere, nämlich ein Arschloch namens Taxi. Ja, so redet der Manager – und das nicht selten.
Für Kalanick ist sein Geschäft Krieg. Sogar Konferenz-Räume heißen bei Uber War Room. Kalanick läuft breitbeinig wie ein Cowboy durch die Welt, jederzeit zum Schießen bereit. Während seine Gegner eine Klage nach der anderen anstreben, wird er von der Investorenszene mit Geld überhäuft. Amazon-Jeff Bezos, Google Ventures, viele namhafte Risikokapitalgeber, die Bank Goldman Sachs und zuletzt der chinesische Internetkonzern Baidu. Sie alle gaben Kalanick binnen Monaten drei Milliarden Dollar, verbunden mit der Hoffnung, dass hier mal ein Logistikriese entsteht. Anfang Dezember schnellte der Unternehmenswert auf 40 Milliarden Dollar nach oben. Obwohl das Unternehmen weltweit ein Imageproblem hat und Wettbewerber sabotiert, ist eines schon sicher. Der nächste große Techbörsengang bahnt sich an. (run)
Karl Albrecht - Umbruch im Aldi-Imperium
Es war eine Zäsur für ein Handesimperium: Am 16. Juli 2014 starb mit Karl Albrecht der letzte der beiden Aldi-Brüder, die mit ihrem Discount-Prinzip ein neues Handelssegment in Deutschland geschaffen hatten. Fast genau vier Jahre nach seinem jüngeren Bruder Theo Albrecht (im Bild: Grabstätte von Theo Albrecht in Essen), der über Jahrzehnte die Geschicke von Aldi Nord geleitet hatte.
Auch wenn die beiden Brüder geschäftlich mit einer Nord-Gruppe (Familie Theo Albrecht) und einer Süd-Gruppe (Familie Karl Albrecht) getrennte Wege gingen und auch nicht nebeneinander beerdigt wurden - der Tod der beiden könnte den Konzern wieder zusammenbringen. Denn geschäftlich ist Aldi Süd dem nördlichen Konkurrenten enteilt. Und bislang ist ungeklärt, wer von der dritten Generation der Familie die Geschicke bei Aldi Nord einmal übernehmen soll. Mittlerweile wird schon über einen möglichen Verkauf der Familie an Aldi Süd spekuliert. (mihec)
Joe Kaeser Alleinherrscher im Siemens-Reich
Das Timing hätte besser sein können. Als Siemens-Chef Joe Kaeser sich im September mit Vincent Volpe über den Kauf von dessen Firma Dresser Rand, die Anlagen für die Öl- und Gasindustrie baut, einigte, war der Ölpreis gerade unter 100 Dollar je Fass gerutscht. Seitdem ist er auf 60 Dollar gefallen, mithin steht der Sinn des größten Siemens-Deals seit Jahren infrage.
Dass er besser das Ende des Booms in der Branche abgewartet hätte, gibt Kaeser in seiner jovialen Art unumwunden zu. Aber leider sei er zum Handeln gezwungen worden – ausgerechnet von seinem Vorgänger Peter Löscher, der beim Schweizer Wettbewerber Sulzer ebenfalls ein Auge auf Dresser-Rand geworfen hatte. Jedenfalls hat Kaeser sich in dem Drama durchgesetzt.
Beim Umbau von Deutschlands größtem Industrie-Konzern hat Kaeser noch genug Baustellen: Den Bieterpoker mit GE um den französischen Alstom-Konzern verlor er. Das Schicksal der wichtigen Medizintechnik von Siemens ist ungeklärt. Intern gibt es Kritik am Abschied vom Geschäft mit Hausgeräten, die plötzlich als Zukunftshoffnung mit Smart Homes gelten. Doch all das perlt an Kaeser ab. Der Manager wird seit eineinhalb Jahren von den Siemensianern als einer der ihren bejubelt. In dieser Zeit hat er die Machtstruktur des Konzerns ganz auf sich zugeschnitten. Er ist eben König Joe, wie ihn mm-Redakteurin Angela Maier in ihrem Porträt beschreibt. (nis)
Klaus Rosenfeld Schaeffler, cest moi! Oder: Der Machiavelli von Herzogenaurach
Manch einer sprach von Erpressung, doch Klaus Rosenfelds machiavellischer Griff nach der Macht bei Schaeffler dürfte auch Bewunderung hervorgerufen haben. Was zählen schon Ritterlichkeit, Fairplay und Geduld, wenn der Weg auf den Chefposten auch anders und schneller! – zu bewältigen ist.
Jedenfalls war Rosenfeld fast jedes Mittel Recht, den für die Stellung bereits vorgesehenen und von Knorr Bremse losgeeisten Klaus Deller auszubremsen: Konsequent schnitt Interims-CEO Rosenfeld Deller von allen wichtigen Informationen ab, so dass dieser in den Startblöcken kleben blieb.
Auch brachte der Ex-Banker Rosenfeld Peter Gutzmer als Cheftechniker eine Schlüsselfigur bei Schaeffler - gegen Deller in Stellung: Gutzmer drohte, das Unternehmen unter Deller zu verlassen. Glücklich fügte sich zudem, dass Rosenfeld urplötzlich selbst für einen Posten bei der Deutschen Bank ins Gespräch kam. Unter diesen Umständen blieb den Unternehmens-Eignern Georg und Maria-Elisabeth Schaeffler nichts anderes übrig, als sich dem Charme Rosenfelds zu beugen und ihn an der Unternehmensspitze zu belassen und Gutzmer zu befördern. Nun weiß Deutschlands Management-Nachwuchs, dass es sich lohnt, im richtigen Moment auch einmal die Ellenbogen auszufahren.
Die Oetkers - Zäher Streit im Pudding-Imperium
Statt Produktinnovationen oder überzeugender Übernahmen dominiert seit Monaten der Familienstreit im Hause Oetker. In dessen Zentrum: Der Disput, wer einmal die Geschicke des Hauses übernehmen soll. Alfred Oetker, Sohn des Firmengründers aus dritter Ehe würde gerne. Doch sein Halbbruder August (rechts im Bild), unterstützt von den anderen Kindern aus den früheren Verbindungen des Firmengründers, will ihn nicht an die Macht lassen. Er würde mit Albert Christmann (links), dem obersten Finanzmann der Gruppe, lieber einen familienfremden Manager zum neuen Chef küren. Schließlich herrscht zwischen den beiden Familiensträngen erhebliche Uneinigkeit - auch was die Unternehmensstrategie angeht.
Seit Monaten suchen Familie und Berater nun nach einer Lösung, Selbst ein Schiedsgericht wurde schon angerufen, um zwischen den zerstrittenen Clanteilen zu vermitteln. Allerdings ohne Erfolg. Die von August noch für 2014 angekündigte Lösung blieb aus. Jetzt, verlautet aus dem Unternehmen, soll 2015 ein neuer Versuch gestartet werden.
Jack Ma - der Mann der Rekorde
Reichster Mann Chinas, Rekord-Börsengänger, Internet-Legende: Der von Ma gegründete Online-Dienst Alibaba ging am 19. September 2014 an die Börse - und sammelte 25 Milliarden Dollar bei Investoren ein. Es ist der größte Börsengang, den die New York Stock Exchange (NYSE) bislang erlebt hat. Dem Anteilseigner Yahoo spürte der Börsengang Milliarden in die Kassen - und Jack Ma selbst stieg schlagartig zum reichsten Mann Chinas auf, sein Vermögen wird von der Finanzagentur Bloomberg auf rund 28 Milliarden Dollar geschätzt. Damit hat der 49-jährige ehemalige Englischlehrer seinen Landsmann Li Ka-Shing überholt - und die Zuversicht Chinas gestärkt, dass man bei den Technologien der Zukunft künftig auf Augenhöhe mit den USA mitspielen kann. Die Zeit des Wachstums des 1999 gegründeten Unternehmens Alibaba, das von einer E-Commerce-Website zu einem Weltkonzern gewachsen ist, ist laut Ma noch lange nicht vorbei. (la)
Oliver Samwer - Der aggressivste Mann im Internet an der Börse
Er nannte sich selbst einst so - aggressivster Mann im Internet“. Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer und seine Brüder Marc und Alexander gründeten jahrelang ein Startup nach dem anderen von Berlin aus. Sie kopierten die erfolgreichen, schnell wachsenden Geschäftsmodelle aus den USA und verkauften sie im besten Fall schnell an das Original. In der Internetszene in Deutschland kennt sie jeder, in den USA grollen viele über die kopierwütigen Brüder. Denn lange Zeit galt: Wer nach Europa expandieren will, der kommt an den Samwers nicht vorbei. Viele Gründer aus Berlin sind durch ihre Schule gegangen. Oliver Samwer gehört zweifelsohne nicht zu den Managern, die ihre Mitarbeiter mit Samthandschuhen anfassen.
Am 1. Oktober bringen die Samwers als Anteilseigner Zalando an die Börse in Frankfurt. Der Onlinehändler ist eine Geburt aus dem Hause Samwer, eine Kopie des mittlerweile zu Amazon gehörenden Schuhhändler Zappos. Schnell ist das Unternehmen gewachsen, aber erst unmittelbar vor dem Börsengang wies das Unternehmen erstmals einen schmalen Gewinn aus. Der dürfte sich beim Internetinkubator Rocket, der einen Tag nach Zalando an die Börse folgte, erst einmal nicht einstellen. Das Unternehmen konzentriert sich vornehmlich auf Schwellenländer. Mehr als 1,4 Milliarden Euro sammelten die Brüder von Investoren ein. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel interessierte sich schließlich für Oliver Samwer und machte aus dem aggressivsten Mann im Internet schlicht einen Internetfrontrunner. Damit wachsen auch die Erwartungen, dass die Samwers nicht nur kopieren, sondern auch nachhaltige Geschäftsmodelle auf den Weg bringen können: Scheitern sie, könnte der Hype um die Berliner Internetszene Geschichte sein. (run)
Martin Winterkorn Der VW-Chef gibt einen Zügel ab
Manches könne man nicht delegieren, das Führen der Kernmarke gebe Stärke: Mit solchen Argumenten begründete Martin Winterkorn jahrelang, warum er neben seiner Arbeit als Volkswagen-Konzernchef auch die Marke VW führt. Seine Doppelfunktions-Ära neigt sich dem Ende zu: Wie Volkswagen am 9. Dezember mitteilte, wird der bisherige BMW-Vorstand Herbert Diess ab Oktober 2015 den Vorsitz der Marke VW übernehmen. Winterkorn hat gute Gründe für seine nicht ganz freiwillige Kehrtwende: Denn VW kämpft mit einer niedrigen Umsatzrendite von nur 2 Prozent. Außerhalb von China und Europa verkauft VW weniger Autos als geplant, und die neue Standardarchitektur MQB bringt noch nicht die gewünschten Erträge. VW soll deshalb bis 2017 fünf Milliarden Euro sparen.
In dieser Situation gleichzeitig den Gesamtkonzern und die Kernmarke zu steuern, war für einen einzelnen Manager zu viel geworden, fanden VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh. Winterkorn läutet mit seinem Machtverzicht auch einen Rückzug auf Raten ein. Zwar läuft sein Vertrag noch bis Ende 2016, doch Nachfolger-Kandidaten starten schon in die Aufwärmrunde. Zu ihnen zählen Audi-Chef Rupert Stadler, Porsche-Boss Matthias Müller und der neue Nutzfahrzeug-Chef Andreas Renschler. Auch Diess könnte zu der Kandidatenrunde zählen wenn er als VW-Markenchef schnell Erfolg hat. (wed)
Harald Krüger Rasanter Antritt für den neuen BMW-Chef
Bei BMW gehört Geschwindigkeit zum Geschäft, der Fahrerwechsel in der BMW-Führung verlief jedoch rasanter als geplant. Am 9. Dezember 2014 gaben die Bayern bekannt, dass BMW-Chef Norbert Reithofer Mitte 2015 seinen Posten aufgibt und an die Spitze des BMW-Aufsichtsrats wechselt. Sein Nachfolger wird der bisherige BMW-Produktionschef Harald Krüger. Eigentlich wäre der Vertrag des 58-jährigen Reithofer noch bis zum Jahr 2016 gelaufen – Zeit genug, um intern die besten Nachfolgekandidaten gegeneinander antreten zu lassen. Krügers schärfster Gegenspieler, BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess, wechselte jedoch zu VW. Das zwang die BMW-Oberen zu schnellem Handeln.
Der 49-jährige Krüger hat bei BMW einen makellosen Aufstieg hingelegt: Er begann seine Karriere im Jahr 1993 als Trainee, absolvierte Stationen in den USA und Großbritannien und ist seit eineinhalb Jahren Kontrolleur aller BMW-Werke weltweit. Reithofer hinterlässt ein gut bestelltes Haus: BMW wird in diesem Jahr über zwei Millionen Fahrzeuge verkaufen und den Gewinn steigern. Bei Elektroautos ist BMW mit seiner i-Serie mutiger als viele Konkurrenten, mit der kompakten 1-er Serie hat sich BMW für den Massenmarkt geöffnet. Doch Audi und Mercedes wollen bis Ende des Jahrzehnts an BMW vorbeiziehen, da muss BMW mit neuen Modellen gegenhalten. Festlegen muss Krüger auch, wie BMW mit der i-Serie weiterfährt. Eine echte Kurskorrektur ist dafür vermutlich nicht nötig entschiedenes Steuern aber umso mehr. (wed)
Johannes Teyssen ein Konzern zerlegt sich
Nörgeln, immer nur nörgeln – darauf hatte Eon-Chef Johannes Teyssen offenbar keine Lust mehr. Am 30. November zog er die Notbremse: Sein Konzern werde sich in zwei Teile aufspalten, verkündete er der verdutzten Öffentlichkeit. Fortan werde Eon sich mit frischer Kraft auf das zukunftsträchtige Geschäft mit erneuerbaren Energien, Netzen und dezentraler Energie stürzen. Über politische Kapriolen wie Atomausstieg und zügellose Förderung von erneuerbaren Energien darf sich künftig der Chef eines neues, abgespalteten Unternehmens ärgern, das die großen Kraftwerke erbt.
Die treibende Kraft hinter dem Radikalschnitt war Teyssen aber offenbar gar nicht selbst. Nur allzu deutlich trägt der Coup die Handschrift von Aufsichtsratschef Werner Wenning. Er hatte als Bayer-Vormann bereits ähnliche Manöver vollzogen und beispielsweise Lanxess abgespalten. Bleibt nur die Frage, ob der konventionell daher kommende Energiemanager Teyssen ab 2016 selbst die Geschicke des neuen Eon light steuern darf oder ob Wenning und Co. diesen Job in die Hände eines jungen Wilden legen. (nis)
Jean Claude Juncker - Mister Europa sorgt für Vertrauenskrise
Einst Hoffnungsträger, jetzt eine Belastung: Als Jean Claude Juncker am 1. November seine Arbeit als Präsident der Europäischen Kommission aufnahm, hatte Mister Europa bereits eine ehrgeizige Agenda für sich und seine 27 EU-Kommissare vorgestellt. Rund 300 Milliarden Euro sollen die EU-Staaten in den kommenden Jahren investieren, um das Wachstum zu fördern, die Arbeitslosigkeit vor allem in Südeuropa zu bekämpfen und die Euro-Krise endlich zu überwinden. Diese Herkulesaufgabe lässt sich nur meistern, wenn alle 28 Mitgliedstaaten an einem Strang ziehen – daher ist der Ruf nach Steuergerechtigkeit, Fairness und Teamarbeit wichtiger Bestandteil von Junckers Agenda.
Umso stärker wurde das Vertrauen in den neuen EU-Kommissionschef durch die Luxemburg Leaks Affäre erschüttert. Ein internationales Rechercheteam hatte zeitgleich zu Junckers Amtsantritt aufgedeckt, dass das Herzogtum Luxemburg Steuersparmodelle mit mehr als 300 global agierenden Konzernen abgeschlossen hatte und zwar während Junckers Amtszeit als Premierminister (1995 bis 2013). Ausgerechnet der Mann, der jahrelang Steueroasen und Steuervermeidung zu Lasten der EU-Nachbarn gefördert hat, soll nun für Steuergerechtigkeit innerhalb der EU sorgen und Steueroasen trockenlegen? Juncker muss fortan gegen seine eigene Politik vorgehen: Viele Beobachter in Brüssel halten den 61jährigen Juncker für eine Belastung, da die Affäre ihn und seine Mannschaft gleich zum Start beschädigt hat. Die EU-Kommission muss also bereits früh im Jahr 2015 neuen Schwung in das krisengeschüttelte Haus Europa bringen sonst ist Junckers Amtszeit eher vorbei, als sich Mister Europa sich das träumen lässt. (la)
Thomas Middelhoff der tiefe Fall von Deutschlands einstigem Vorzeige-Manager
Dieser Absturz ist in der jüngeren deutschen Geschichte wohl beispiellos: Thomas Middelhoff galt einmal als der deutsche Topmanager schlechthin. Beeindruckend die Erscheinung, tadellos der Auftritt, dynamisch das Wort und die Tat – jedenfalls zunächst. Middelhoff stieg in den Neunzigern beim Medienriesen Bertelsmann zum Vorstandschef auf. Er galt als Prototyp eines neuartigen Konzernlenkers, der ohne Krawatte, dafür aber mit umso mehr Tempo von Deal zu Deal und von Erfolg zu Erfolg eilte.
Doch der Ruhm war flüchtig: 2002 geriet Big T mit dem Bertelsmann-Patriarchen Reinhard Mohn überkreuz und schied aus. Beim maroden KarstadtQuelle-Konzern, den Middelhoff später in Arcandor umtaufte, gelang es ihm fortan nicht, das drohende Ende abzuwenden. Im Gegenteil: Mit fragwürdigen Immobiliendeals und extravagantem Arbeitsstil dürfte der Manager die 2009 folgende Millionenpleite der Warenhauskette noch befördert haben – und seinen eigenen Untergang gleich mit.
Die Quittung dafür erhielt Middelhoff am 14. November dieses Jahres, als ihn das Landgericht Essen wegen mehrfacher Untreue an der Arcandor-Spitze sowie Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis verurteilte. Mehrere Versuche Middelhoffs, aus der Untersuchungshaft zu kommen, misslangen seither bereits. So verbringt er das Weihnachtsfest hinter Gittern und draußen stehen nach wie vor Gläubiger mit Millionenforderungen Schlange. (cr)
Heinrich Maria Schulte Mediziner und Finanzunternehmer unter schwerem Verdacht
An die 40.000 geschädigte Privatanleger, mehrere Dutzend Fondsgesellschaften in Schieflage, ein Gesamtschaden im dreistelligen Millionenbereich: Der Anlageskandal um das Fondsemissionshaus Wölbern Invest gehört ohne Zweifel zu den großen Graumarkt-Krimis unserer Zeit. In seinem Mittelpunkt steht eine für dieses Genre typisch schillernde Figur: Der Hamburger Arzt und Medizinprofessor Heinrich Maria Schulte.
Schulte kann auf einige Erfolge als Medizin- und Biotechunternehmer verweisen. Das Bankhaus Wölbern erwarb er 2006, um damit Geld für Biotech-Investments einzuwerben. Das misslang jedoch: Die Bank befand sich schon beim Kauf in Schwierigkeiten, wenig später geriet auch die Fondssparte Wölbern Invest, die Schulte 2007 abtrennte, in die Krise.
2011 begann Schulte mit jenen zweifelhaften Finanztransaktionen, die ihn inzwischen in die Untersuchungshaft und vor Gericht gebracht haben: Nach und nach überwies er Millionensummen aus geschlossenen Fonds seines Unternehmens und leitete sie über eine Firmentochter in den Niederlanden verschiedenen Zielkonten zu. Bis zum September 2013, da beendete die Staatsanwaltschaft Hamburg den Spuk mit einer Razzia bei Wölbern Invest und der Festnahme Schultes.
Am 19. Mai dieses Jahres begann unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit vor dem Landgericht Hamburg der Prozess gegen Schulte. Angeklagt ist er der gewerbsmäßigen Untreue in 360 Fällen. Insgesamt 147 Millionen Euro soll Schulte aus etwa 30 geschlossenen Immobilienfonds von Wölbern Invest unrechtmäßig entnommen und zweckentfremdet haben, so die Klageschrift. Allein etwa 60 Millionen Euro davon flossen den Ermittlern zufolge in private Kanäle.
Der Mediziner und frühere Fondshauschef bestreitet die Vorwürfe. Noch hat er Zeit, das Gericht von seiner Sicht der Dinge zu überzeugen Prozesstermine wurden bislang bis März 2015 festgelegt. (cr)
Bill Gross Der Bond-King ist tot, es lebe der King of Bonds
Der König soll der Revolution zuvor gekommen sein. Die Rede ist von Bond-König Bill Gross, der bei der Allianz-Tochter Pimco jahrzehntelang so geschickt am Anleihenmarkt investierte, dass ihm der schmeichlerische Name des Anleihenkönigs verliehen wurde. Doch 2014 war nicht gerade ein royales Jahr. Gross lag mit vielen seiner Entscheidungen daneben, Investoren flohen aus seinem Vorzeigefonds. Der ruppige Führungsstil von Gross hat auch dazu beigetragen, dass der designierte Kronprinz Mohamed El-Erian entnervt das Handtuch warf. Der Mutterkonzern Allianz in München war alarmiert, man sann angeblich auf einen Machtwechsel – da folgte am 26. September 2014 überraschend der freiwillige Abschied von Gross.
Die Hofberichterstattung überschlug sich, weil der Kalifornier ausgerechnet bei Janus angeheuert hatte, einem Vermögensverwalter, den niemand auf der Rechnung hatte. Für Janus zahlte sich der Coup aus, und auch Gross kann sich freuen. Denn es dürfte ihn nicht mehr um Geld gehen, sein Vermögen 2011 wurde auf 2,1 Milliarden Dollar geschätzt. Stattdessen kann er nochmal von vorne anfangen, mit einem kleinen Team und einen Fonds ohne die Schwerfälligkeit eines Dickschiffs. 2015 muss er zeigen, dass er es noch kann. (got)
Oliver Bäte Ein Externer knackt die blaue Phalanx
Wer in der Vorstandsetage der Allianz-Zentrale in München sitzt, hat in Deutschland etwas zu sagen. Insofern hat Oliver Bäte es geschafft. Er wurde am 2. Oktober 2014 zum Nachfolger des scheidenden Vorstands Michael Diekmann erwählt. Diekmann hinterlässt Bäte einige Baustellen: Fireman`s Fund hat Diekmann zum Jahresende noch verkaufen können, doch der Vermögensverwalter Pimco, lange unter Bill Gross erfolgreich und zuletzt ins Trudeln geraten, steht unter scharfer Beobachtung.
Bäte selbst hatte zuerst bei McKinsey gearbeitet und stieß erst 2008 zur Allianz. Im Vorstand war er für das Versicherungsgeschäft in Europa verantwortlich. Seine Wahl war für viele überraschend: Denn mit Markus Rieß stand ein Kandidat mit einer viel deutlicher ausgeprägten Allianz-DNA bereit –. Bäte unterlag er dennoch - nun muss der Externe zeigen, was er kann.
Paul Achleitner - Weichensteller für die Deutsche Bank
Große Entscheidungen wollen gut vorbereitet sein. Sein Unbehagen mit der Entwicklung der Deutschen Bank formulierte Aufsichtsratschef Paul Achleitner im Laufe des Jahres 2014 zunehmend deutlich, allerdings nur intern. Die Personalien Ende Oktober waren dann auch für nur halbwegs Eingeweihte ein deutliches Zeichen: Mit der Berufung von Finanzvorstand Stefan Krause zum Strategievorstand und von Goldman-Sachs-Banker Marcus Schenck zum neuen Finanzvorstand schob Achleitner mit Macht einen Diskussionsprozess über die Ausrichtung der Deutschen Bank an. Welches Ausmaß soll das Investmentbanking künftig haben, welche Rolle des Privatkundengeschäft? Der Aufsichtsrat unter Achleitner hat ausdrücklich ein Verbot von Denkverboten erteilt. Spätestens im Mai zur Hauptversammlung, lieber schon im März, sollen die Ergebnisse feststehen.
Der 58-jährige Österreicher ist eigentlich kein Freund radikaler Entscheidungen. Dafür hat er sich rechtzeitig kompetente Mit-Kontrolleure in den Aufsichtsrat geholt: John Cryan vom Großinvestor Temasek, Dina Dublon, ehedem Finanzchefin von JP Morgan, Louise Parent, einst Chefjuristin bei American Express, und Wirtschaftsanwalt Georg Thoma von Shearman & Sterling. Alles vier Typen, die sich nicht mit den Sitzungsgeldern zufrieden geben. Achleitner wird im Jahr 2015 einige äußerst knifflige Aufsichtsratssitzungen zu moderieren haben. (soc)
Janet Yellen Falke, Taube? Frau!
Sie wird auf ewig die erste sein – die erste Frau an der Spitze des US-Notenbank Fed, der Federal Reserve Bank. Und dürfte zumindest anfangs, kurz nach Amtsantritt im 2014, von manchen genau darauf reduziert worden sein. Dabei ist Yellen ein klassisches Fed-Gewächs. Wirtschaft an der Brown-University studiert, später dann im Rat der Wirtschaftsberater von US-Präsident Bill Clinton aktiv. 2010 wurde sie Nachfolgerin von Donald Kohn, dem Stellvertreter des Notenbankchefs. Und 2014 folgte die finale Beförderung.
Seitdem hat sie die lockere Geldpolitik ihres Vorgängers Ben Bernanke fortgeführt und zur Beruhigung der Finanzmärkte beigetragen. Eines hat sie indes noch nicht geschafft sich einen Spitznamen zu verdienen. Vorgänger Bernanke hieß wegen seiner freigiebigen Geldpolitik Helicopter-Ben, Alan Greenspan Zins-Eliminator. Zumindest diesen Namen wird Yellen nicht erhalten. Zwar lässt sich Yellen mit der Zinswende noch Zeit, doch 2015 dürften, so die Meinung der Experten, die ersten Zinserhöhungen kommen. (got)
Karl Albrecht - Umbruch im Aldi-Imperium
Es war eine Zäsur für ein Handesimperium: Am 16. Juli 2014 starb mit Karl Albrecht der letzte der beiden Aldi-Brüder, die mit ihrem Discount-Prinzip ein neues Handelssegment in Deutschland geschaffen hatten. Fast genau vier Jahre nach seinem jüngeren Bruder Theo Albrecht (im Bild: Grabstätte von Theo Albrecht in Essen), der über Jahrzehnte die Geschicke von Aldi Nord geleitet hatte.
Auch wenn die beiden Brüder geschäftlich mit einer Nord-Gruppe (Familie Theo Albrecht) und einer Süd-Gruppe (Familie Karl Albrecht) getrennte Wege gingen und auch nicht nebeneinander beerdigt wurden - der Tod der beiden könnte den Konzern wieder zusammenbringen. Denn geschäftlich ist Aldi Süd dem nördlichen Konkurrenten enteilt. Und bislang ist ungeklärt, wer von der dritten Generation der Familie die Geschicke bei Aldi Nord einmal übernehmen soll. Mittlerweile wird schon über einen möglichen Verkauf der Familie an Aldi Süd spekuliert. (mihec)
Klaus Rosenfeld Schaeffler, cest moi! Oder: Der Machiavelli von Herzogenaurach
Manch einer sprach von Erpressung, doch Klaus Rosenfelds machiavellischer Griff nach der Macht bei Schaeffler dürfte auch Bewunderung hervorgerufen haben. Was zählen schon Ritterlichkeit, Fairplay und Geduld, wenn der Weg auf den Chefposten auch anders und schneller! – zu bewältigen ist.
Jedenfalls war Rosenfeld fast jedes Mittel Recht, den für die Stellung bereits vorgesehenen und von Knorr Bremse losgeeisten Klaus Deller auszubremsen: Konsequent schnitt Interims-CEO Rosenfeld Deller von allen wichtigen Informationen ab, so dass dieser in den Startblöcken kleben blieb.
Auch brachte der Ex-Banker Rosenfeld Peter Gutzmer als Cheftechniker eine Schlüsselfigur bei Schaeffler - gegen Deller in Stellung: Gutzmer drohte, das Unternehmen unter Deller zu verlassen. Glücklich fügte sich zudem, dass Rosenfeld urplötzlich selbst für einen Posten bei der Deutschen Bank ins Gespräch kam. Unter diesen Umständen blieb den Unternehmens-Eignern Georg und Maria-Elisabeth Schaeffler nichts anderes übrig, als sich dem Charme Rosenfelds zu beugen und ihn an der Unternehmensspitze zu belassen und Gutzmer zu befördern. Nun weiß Deutschlands Management-Nachwuchs, dass es sich lohnt, im richtigen Moment auch einmal die Ellenbogen auszufahren.
Die Oetkers - Zäher Streit im Pudding-Imperium
Statt Produktinnovationen oder überzeugender Übernahmen dominiert seit Monaten der Familienstreit im Hause Oetker. In dessen Zentrum: Der Disput, wer einmal die Geschicke des Hauses übernehmen soll. Alfred Oetker, Sohn des Firmengründers aus dritter Ehe würde gerne. Doch sein Halbbruder August (rechts im Bild), unterstützt von den anderen Kindern aus den früheren Verbindungen des Firmengründers, will ihn nicht an die Macht lassen. Er würde mit Albert Christmann (links), dem obersten Finanzmann der Gruppe, lieber einen familienfremden Manager zum neuen Chef küren. Schließlich herrscht zwischen den beiden Familiensträngen erhebliche Uneinigkeit - auch was die Unternehmensstrategie angeht.
Seit Monaten suchen Familie und Berater nun nach einer Lösung, Selbst ein Schiedsgericht wurde schon angerufen, um zwischen den zerstrittenen Clanteilen zu vermitteln. Allerdings ohne Erfolg. Die von August noch für 2014 angekündigte Lösung blieb aus. Jetzt, verlautet aus dem Unternehmen, soll 2015 ein neuer Versuch gestartet werden.
Jack Ma - der Mann der Rekorde
Reichster Mann Chinas, Rekord-Börsengänger, Internet-Legende: Der von Ma gegründete Online-Dienst Alibaba ging am 19. September 2014 an die Börse - und sammelte 25 Milliarden Dollar bei Investoren ein. Es ist der größte Börsengang, den die New York Stock Exchange (NYSE) bislang erlebt hat. Dem Anteilseigner Yahoo spürte der Börsengang Milliarden in die Kassen - und Jack Ma selbst stieg schlagartig zum reichsten Mann Chinas auf, sein Vermögen wird von der Finanzagentur Bloomberg auf rund 28 Milliarden Dollar geschätzt. Damit hat der 49-jährige ehemalige Englischlehrer seinen Landsmann Li Ka-Shing überholt - und die Zuversicht Chinas gestärkt, dass man bei den Technologien der Zukunft künftig auf Augenhöhe mit den USA mitspielen kann. Die Zeit des Wachstums des 1999 gegründeten Unternehmens Alibaba, das von einer E-Commerce-Website zu einem Weltkonzern gewachsen ist, ist laut Ma noch lange nicht vorbei. (la)
Harald Krüger Rasanter Antritt für den neuen BMW-Chef
Bei BMW gehört Geschwindigkeit zum Geschäft, der Fahrerwechsel in der BMW-Führung verlief jedoch rasanter als geplant. Am 9. Dezember 2014 gaben die Bayern bekannt, dass BMW-Chef Norbert Reithofer Mitte 2015 seinen Posten aufgibt und an die Spitze des BMW-Aufsichtsrats wechselt. Sein Nachfolger wird der bisherige BMW-Produktionschef Harald Krüger. Eigentlich wäre der Vertrag des 58-jährigen Reithofer noch bis zum Jahr 2016 gelaufen – Zeit genug, um intern die besten Nachfolgekandidaten gegeneinander antreten zu lassen. Krügers schärfster Gegenspieler, BMW-Entwicklungsvorstand Herbert Diess, wechselte jedoch zu VW. Das zwang die BMW-Oberen zu schnellem Handeln.
Der 49-jährige Krüger hat bei BMW einen makellosen Aufstieg hingelegt: Er begann seine Karriere im Jahr 1993 als Trainee, absolvierte Stationen in den USA und Großbritannien und ist seit eineinhalb Jahren Kontrolleur aller BMW-Werke weltweit. Reithofer hinterlässt ein gut bestelltes Haus: BMW wird in diesem Jahr über zwei Millionen Fahrzeuge verkaufen und den Gewinn steigern. Bei Elektroautos ist BMW mit seiner i-Serie mutiger als viele Konkurrenten, mit der kompakten 1-er Serie hat sich BMW für den Massenmarkt geöffnet. Doch Audi und Mercedes wollen bis Ende des Jahrzehnts an BMW vorbeiziehen, da muss BMW mit neuen Modellen gegenhalten. Festlegen muss Krüger auch, wie BMW mit der i-Serie weiterfährt. Eine echte Kurskorrektur ist dafür vermutlich nicht nötig entschiedenes Steuern aber umso mehr. (wed)
Jean Claude Juncker - Mister Europa sorgt für Vertrauenskrise
Einst Hoffnungsträger, jetzt eine Belastung: Als Jean Claude Juncker am 1. November seine Arbeit als Präsident der Europäischen Kommission aufnahm, hatte Mister Europa bereits eine ehrgeizige Agenda für sich und seine 27 EU-Kommissare vorgestellt. Rund 300 Milliarden Euro sollen die EU-Staaten in den kommenden Jahren investieren, um das Wachstum zu fördern, die Arbeitslosigkeit vor allem in Südeuropa zu bekämpfen und die Euro-Krise endlich zu überwinden. Diese Herkulesaufgabe lässt sich nur meistern, wenn alle 28 Mitgliedstaaten an einem Strang ziehen – daher ist der Ruf nach Steuergerechtigkeit, Fairness und Teamarbeit wichtiger Bestandteil von Junckers Agenda.
Umso stärker wurde das Vertrauen in den neuen EU-Kommissionschef durch die Luxemburg Leaks Affäre erschüttert. Ein internationales Rechercheteam hatte zeitgleich zu Junckers Amtsantritt aufgedeckt, dass das Herzogtum Luxemburg Steuersparmodelle mit mehr als 300 global agierenden Konzernen abgeschlossen hatte und zwar während Junckers Amtszeit als Premierminister (1995 bis 2013). Ausgerechnet der Mann, der jahrelang Steueroasen und Steuervermeidung zu Lasten der EU-Nachbarn gefördert hat, soll nun für Steuergerechtigkeit innerhalb der EU sorgen und Steueroasen trockenlegen? Juncker muss fortan gegen seine eigene Politik vorgehen: Viele Beobachter in Brüssel halten den 61jährigen Juncker für eine Belastung, da die Affäre ihn und seine Mannschaft gleich zum Start beschädigt hat. Die EU-Kommission muss also bereits früh im Jahr 2015 neuen Schwung in das krisengeschüttelte Haus Europa bringen sonst ist Junckers Amtszeit eher vorbei, als sich Mister Europa sich das träumen lässt. (la)
Thomas Middelhoff der tiefe Fall von Deutschlands einstigem Vorzeige-Manager
Dieser Absturz ist in der jüngeren deutschen Geschichte wohl beispiellos: Thomas Middelhoff galt einmal als der deutsche Topmanager schlechthin. Beeindruckend die Erscheinung, tadellos der Auftritt, dynamisch das Wort und die Tat – jedenfalls zunächst. Middelhoff stieg in den Neunzigern beim Medienriesen Bertelsmann zum Vorstandschef auf. Er galt als Prototyp eines neuartigen Konzernlenkers, der ohne Krawatte, dafür aber mit umso mehr Tempo von Deal zu Deal und von Erfolg zu Erfolg eilte.
Doch der Ruhm war flüchtig: 2002 geriet Big T mit dem Bertelsmann-Patriarchen Reinhard Mohn überkreuz und schied aus. Beim maroden KarstadtQuelle-Konzern, den Middelhoff später in Arcandor umtaufte, gelang es ihm fortan nicht, das drohende Ende abzuwenden. Im Gegenteil: Mit fragwürdigen Immobiliendeals und extravagantem Arbeitsstil dürfte der Manager die 2009 folgende Millionenpleite der Warenhauskette noch befördert haben – und seinen eigenen Untergang gleich mit.
Die Quittung dafür erhielt Middelhoff am 14. November dieses Jahres, als ihn das Landgericht Essen wegen mehrfacher Untreue an der Arcandor-Spitze sowie Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis verurteilte. Mehrere Versuche Middelhoffs, aus der Untersuchungshaft zu kommen, misslangen seither bereits. So verbringt er das Weihnachtsfest hinter Gittern und draußen stehen nach wie vor Gläubiger mit Millionenforderungen Schlange. (cr)
Bill Gross Der Bond-King ist tot, es lebe der King of Bonds
Der König soll der Revolution zuvor gekommen sein. Die Rede ist von Bond-König Bill Gross, der bei der Allianz-Tochter Pimco jahrzehntelang so geschickt am Anleihenmarkt investierte, dass ihm der schmeichlerische Name des Anleihenkönigs verliehen wurde. Doch 2014 war nicht gerade ein royales Jahr. Gross lag mit vielen seiner Entscheidungen daneben, Investoren flohen aus seinem Vorzeigefonds. Der ruppige Führungsstil von Gross hat auch dazu beigetragen, dass der designierte Kronprinz Mohamed El-Erian entnervt das Handtuch warf. Der Mutterkonzern Allianz in München war alarmiert, man sann angeblich auf einen Machtwechsel – da folgte am 26. September 2014 überraschend der freiwillige Abschied von Gross.
Die Hofberichterstattung überschlug sich, weil der Kalifornier ausgerechnet bei Janus angeheuert hatte, einem Vermögensverwalter, den niemand auf der Rechnung hatte. Für Janus zahlte sich der Coup aus, und auch Gross kann sich freuen. Denn es dürfte ihn nicht mehr um Geld gehen, sein Vermögen 2011 wurde auf 2,1 Milliarden Dollar geschätzt. Stattdessen kann er nochmal von vorne anfangen, mit einem kleinen Team und einen Fonds ohne die Schwerfälligkeit eines Dickschiffs. 2015 muss er zeigen, dass er es noch kann. (got)
Oliver Bäte Ein Externer knackt die blaue Phalanx
Wer in der Vorstandsetage der Allianz-Zentrale in München sitzt, hat in Deutschland etwas zu sagen. Insofern hat Oliver Bäte es geschafft. Er wurde am 2. Oktober 2014 zum Nachfolger des scheidenden Vorstands Michael Diekmann erwählt. Diekmann hinterlässt Bäte einige Baustellen: Fireman`s Fund hat Diekmann zum Jahresende noch verkaufen können, doch der Vermögensverwalter Pimco, lange unter Bill Gross erfolgreich und zuletzt ins Trudeln geraten, steht unter scharfer Beobachtung.
Bäte selbst hatte zuerst bei McKinsey gearbeitet und stieß erst 2008 zur Allianz. Im Vorstand war er für das Versicherungsgeschäft in Europa verantwortlich. Seine Wahl war für viele überraschend: Denn mit Markus Rieß stand ein Kandidat mit einer viel deutlicher ausgeprägten Allianz-DNA bereit –. Bäte unterlag er dennoch - nun muss der Externe zeigen, was er kann.