Sponsoring in den USA BMWs Olympia-Bob

Ein BMW für den Eiskanal: US-Bobfahrer Steven Holcomb and Curtis Tomasevicz bei einem Weltcup-Rennen in Königssee
Foto: APAn seine erste Bobfahrt kann sich der Autodesigner Michael Scully nur zu gut erinnern. Im Oktober 2011 wagte sich der Kreativdirektor des kalifornischen BMW-Designstudios erstmals in den Eiskanal von Lake Placid. Der einminütige, teils über 100 km/h schnellen Ritt hat sich bei dem 42-jährigen eingeprägt. "Die Brutalität und die Urgewalt war etwas, das bei mir wirklich nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat", sagte er dem US-Magazin Bloomberg Businessweek.
Scully stieg aber nicht zum Vergnügen in einen Bob - sondern im Auftrag seines Arbeitgebers BMW. Der bayerische Automobilhersteller hat mit dem Olympischen Komitee der USA einen sechsjährigen Sponsorvertrag abgeschlossen, berichtet Businessweek. Und dazu gehört auch die Aufgabe, die technische Ausrüstung der amerikanischen Bobfahrer auf Vordermann zu bringen.
Scully nutzte seine Erfahrungen aus dem Höllenritt zunächst am Computer. 69 verschiedene Designs entwarf er, bevor er den Prototyp eines neuen Zweierbobs bauen ließ. Der neue Bob wurde im Windkanal getestet und besteht teils aus Karbon, das auch bei BMWs Elektroauto i3 zum Einsatz kommt.
Nun haben die männlichen und weiblichen Zweierteams der US-Bobfahrer insgesamt sechs von BMW entwickelte Eiskanal-Gefährte zur Verfügung - und hoffen damit, bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi die Dominanz der Europäer in dem Sport zu brechen. Denn der letzte große olympische Erfolg der Amerikaner im Zweierbob der Männer liegt Ewigkeiten zurück: Zuletzt holten sie im Jahr 1936 eine Goldmedaille. Die Bobfahrerinnen der Amerikaner waren allerdings auch ohne BMW-Unterstützung erfolgreich - und standen bei den letzten drei Winterspielen auf dem Podest.
Kluge Marketingstrategie im Eiskanal?
Die Chancen sind aber hoch, dass es diesmal auch für die amerikanischen Männer gut läuft. Mindestens 170 Kilogramm müssen die Bobs laut den Regularien wiegen. Die vom BMW-Designer entwickelten Bobs sind kürzer als die bisher von den Amerikanern verwendeten. Um die Lenkbarkeit zu verbessern, hat Scully einen Teil der Masse vom vorderen Teil in die Mitte verschoben. Das scheint tatsächlich zu helfen: Der US-Bobfahrer Steven Holcomb verteidigte mit dem BMW-Schlitten zuletzt im deutschen Königsee seinen Weltcup-Sieg, seine weibliche Kollegin Elana Meyers erkämpfte sich eine Silbermedaille.
Doch aus purer Freude am sportlichen Wettkampf stellte BMW seinen Designer nicht ab. Scully gab gegenüber BusinessWeek an, dass er die Erfahrungen aus seinem Bobbau-Experiment auch beim Entwerfen von Autos einsetzen könne. Es sei eine "neue Ebene der aerodynamischen Herausforderung" gewesen, den Bob zu designen, sagte er. Gegenüber Businessweek wollte BMW nicht offenlegen, wie viel Geld die Bayern in den Bau des Sportgeräts gesteckt haben.
Für die nötige Werbung haben die Bayern selbst gesorgt: Eine Dokumentation über die Arbeit von Scully, die kürzlich im US-Fernsehsender NBC ausgestrahlt wurde, hat BMW finanziert. TV-Werbespots mit Bobfahrt-Bildern sind ebenfalls geplant. Ein von BusinessWeek befragter Werbefachmann hält das Engagement für sinnvoll. Es gebe BMW die Chance, sich außerhalb der klassischen Fahrzeugwerbesujets zu präsentieren, die sich meist auf schöne Autos auf kurvigen Straßen beschränken. Die Bob-Entwicklung von BMW sei eine überzeugende Story, die gut zu den BMW-Markenwerten Geschwindigkeit, Leistungsfähigkeit und Präzision passe.
Jetzt müssen die Amerikaner nur noch Gold gewinnen - was allerdings nicht planbar ist. Denn im Bobsport entscheiden Hundertstelsekunden. BMWs Bobs könnten um eine Zehntelsekunde schneller sein als davor verwendete Sportgeräte, urteilt der Präsident der amerikanischen Bobsport-Vereinigung, Darrin Steele. Doch das könne über vier Rennen bereits viel ausmachen.
In Deutschland muss sich BMW möglichweise die Kritik gefallen lassen, warum die Bayern ein solches Projekt nicht mit den Olympioniken des Heimatlandes gestartet haben. Doch das ist eine andere Geschichte.
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