Förderstaaten in Not Diese Länder leiden am stärksten unter dem niedrigen Ölpreis

Ölförderung in Bahrain: Der Preis des schwarzen Goldes befindet sich auf Talfahrt, was viele Länder in Bedrängnis bringt
Foto: Hasan Jamali/APZuletzt ließ der Streit zwischen Saudi-Arabien und dem Iran wegen der Hinrichtung eines hohen schiitischen Geistlichen durch die Saudis die Ölpreise vorübergehend leicht steigen. Langfristig betrachtet notiert Öl aber mit den aktuell rund 37 Dollar je Barrel der Sorte Brent auf historisch niedrigem Niveau.
Tatsächlich bringt die anhaltende Talfahrt des schwarzen Goldes einige Staaten, die besonders stark vom Ölgeschäft abhängig sind, bereits in ernsthafte Schwierigkeiten. Wie auch die "Welt" kürzlich berichtete, brauchen die Finanzminister der Ölfördernationen weltweit im Schnitt einen Preis von 96 Dollar, um ihre Staatshaushalte finanzieren zu können. Davon ist Öl zurzeit weit entfernt. "Die Haushaltssituation vieler Länder ist prekär", zitiert deshalb die Zeitung einen Rohstoffstrategen der Bank of America Merrill Lynch.
Gemeint sein dürften vor allem diese Staaten:
Öl-Krise bringt einen Staatspräsidenten in Not

Venezuelas Präsident Maduro: Wegen der Wirtschaftsmisere verlor seine linksgerichtete Partei jüngst eine wichtige Wahl
Foto: CARLOS GARCIA RAWLINS/ REUTERSVenezuela
Venezuelas linker Präsident Nicolas Maduro warf den USA schon vor einem Jahr vor, das Land mit einem "Öl-Krieg" in die Knie zwingen zu wollen - da stand der Ölpreis beispielsweise der Sorte Brent noch bei mehr als 50 Dollar je Barrel. Inzwischen hat sich Öl auf weniger als 40 Dollar je Barrel weiter verbilligt. Ein Ende des Preisrückgangs ist nicht absehbar - und die Lage Venezuelas verschlechtert sich zusehends.
Seit Monaten erwarten Analysten den Kollaps des Landes. Die Inflation stieg im vergangenen Jahr auf mehr als 150 Prozent. 2016 erwarten Experten laut US-Sender CNN sogar eine Teuerungsrate von 200 Prozent. Die Regierung kann ihren finanziellen Verpflichtungen kaum noch nachkommen. Güter des täglichen Lebens sind bereits knapp.
Daran, dass die wirtschaftliche Misere ihren Ursprung im Niedergang des Ölpreises hat, besteht kein Zweifel. Denn wie kaum ein anderes Land ist Venezuelas Wirtschaft vom schwarzen Gold abhängig. 95 Prozent der Exporteinnahmen stammen aus dem Geschäft, und zwei Drittel des Staatshaushaltes beruhen darauf.
Basierend auf den größten Ölreserven der Welt konnte die Regierung jahrelang von der Altersvorsorge bis zum Gesundheitssystem vieles mit Öl-Geldern finanzieren. Selbst der Häusermarkt wurde auf diese Weise subventioniert, wie CNN berichtet.
Das all dies inzwischen kaum noch möglich ist, gefällt der Bevölkerung naturgemäß gar nicht. Die Quittung erhielt Präsident Maduro bei Wahlen im Dezember vergangenen Jahres, als er in einer historischen Niederlage die Mehrheit in der Nationalversammlung verlor.
Wenn Scheichs ein Eigentor schießen

Ölförderung in Saudi-Arabien: Das Land verhindert eine Senkung der Opec-Förderung - und hat selbst darunter zu leiden
Foto: REUTERSSaudi-Arabien
Als führendes Mitglied der Organisation Erdölexportierender Länder (Opec) ist Saudi-Arabien am Niedergang des Ölpreises nicht ganz unschuldig. Schließlich weigert sich die Opec beharrlich, ihre Fördermengen zu reduzieren. So will das Öl-Kartell andere Produzenten beispielsweise in den USA aus dem Markt drängen und eigene Marktanteile verteidigen. Gleichzeitig kommt es aufgrund der Uneinigkeit innerhalb der Organisation zudem zum Verdrängungswettbewerb zwischen einzelnen Opec-Staaten.
Die Folge des hohen Angebots ist allerdings anhaltender Druck auf den Ölpreis - und der schlägt sich inzwischen bereits im Staatshaushalt Saudi-Arabiens nieder. Wie das Land vor wenigen Tagen bekannt gab, muss es wegen eines Riesenlochs im Etat im Volumen von umgerechnet etwa 90 Milliarden Euro zu gravierenden Sparmaßnahmen greifen. Beispielsweise senkt die Regierung in Riad die Subventionen für Wasser, Strom und Ölprodukte. Steuern auf Erfrischungsgetränke und Tabak werden angehoben. Zudem wird der Benzinpreis in bestimmten Fällen um mehr als 50 Prozent erhöht.
Hintergrund: Saudi-Arabien bezieht etwa 80 Prozent seiner Einnahmen aus dem Ölexport. Anders als etwa Kuwait oder Katar verfügt es laut Internationalem Währungsfonds (IWF) zudem kaum über ausreichende Finanzreserven. Die Folge: Sollte Riad nicht erfolgreich umsteuern und der Ölpreis weiter niedrig bleiben, könnte Saudi-Arabien in fünf Jahren das Geld ausgehen, so der IWF.
Afrikas größte Fördernation wankt

Förderplattform vor Nigeria: Der afrikanische Staat erzielt 90 Prozent seiner Exporteinnahmen mit Öl
Foto: PIUS UTOMI EKPEI/ AFPNigeria
Auch Nigeria stützt seine Wirtschaftsleistung sowie seinen Staatshaushalt im Wesentlichen auf das Ölgeschäft. So liefert das schwarze Gold 90 Prozent der Exporteinnahmen. 75 Prozent der Staatseinnahmen kommen ebenfalls vom Öl.
Folgerichtig hat der niedrige Ölpreis die Wirtschaft des Landes bereits ins Wanken gebracht. Beziffern Analysten die Pleitewahrscheinlichkeit Venezuelas in den kommenden fünf Jahren auf etwa 90 Prozent, so liegt diese Wahrscheinlichkeit bei Afrikas größtem Öl-Produzenten laut "Welt" immerhin bei mehr als einem Drittel. Wie CNN mit Verweis auf lokale Medien berichtet, haben Staatsdiener in einigen Regionen Nigerias seit Monaten kein Gehalt bekommen.
Der Ölstaat mit der geopolitisch größten Bedeutung ist ...

Russischer Präsident Putin: Der niedrige Ölpreis lässt Russlands Wirtschaft schrumpfen
Foto: NATALIA KOLESNIKOVA/ AFPRussland
Zwischen Venezuela und Nigeria auf der einen Seite und Russland auf der anderen gibt es einen entscheidenden Unterschied: Das Reich des mächtigen Präsidenten Wladimir Putin ist geopolitisch weitaus bedeutender als die beiden anderen Öl-Staaten.
Dass der niedrige Ölpreis die russische Wirtschaft darben lässt, muss daher womöglich stärker beachtet werden. Tatsächlich ist Russland vom Öl kaum weniger abhängig, als die anderen genannten Länder. Etwa die Hälfte des Staatshaushaltes basiert auf Einnahmen aus dem Öl- oder Gasgeschäft. Dabei wurde der Etat mit einem Ölpreis von 50 Dollar je Barrel kalkuliert, so CNN. Inzwischen notiert das Fass aber bei etwa 37 Dollar.
Weil zudem auch die westlichen Sanktionen wegen des Streits um die Ukraine für Beeinträchtigungen sorgen, geht es mit Russlands Wirtschaft derzeit deutlich bergab. Der IWF erwartet ein BIP-Minus von 3,8 Prozent im Jahr 2015. Im neuen Jahr dürfte die Wirtschaft um weitere 0,6 Prozent schrumpfen, so der Währungsfonds.
In den vergangenen Jahren reagierte Putin bereits mit einer Abwertung des Rubels sowie mit Einsparungen auf die Entwicklung. Diese Möglichkeiten gehen dem Präsidenten nun aber allmählich aus.
Wo das Geld beim Kampf gegen den IS fehlt

Ölfeld im Irak: Das Land hätte mehr Geld für den Kampf gegen den IS, wenn Öl teurer wäre
Foto: © Atef Hassan / Reuters/ REUTERSIrak
Der Irak fördert zurzeit mehr als vier Millionen Tonnen Öl täglich und damit viel mehr als in früheren Zeiten. Den Preisverfall konnte das Land damit dennoch nicht wettmachen. Einer Übersicht der "Welt" zufolge benötigt der Irak einen Ölpreis von mehr als 70 Dollar je Barrel für einen ausgeglichenen Staatshaushalt.
Da dieser Preis in weiter Ferne liegt, fehlt derzeit das Geld an vielen Stellen. Beispielsweise ist die Infrastruktur des Landes seit Jahren marode. Ein Manko, das besonders schmerzt, weil es den Irak am Zugriff auf noch größere Teile seiner riesigen Ölreserven hindert.
Vor allem aber fehlt das Geld für den Kampf gegen die Terrororganisation IS, die in Teilen des Landes sowie im benachbarten Syrien ihr Unwesen treibt.