"Unser Ziel ist erreichbar": "Ocean Cleanup"-System im Einsatz.
Foto: Ocean CleanupNach einer einjährigen Testphase hat der Plastikmüll-Fänger der Organisation "The Ocean Cleanup" nun im Pazifik erste Erfolge erzielt. Das System treibe Plastikmüll zusammen und sammele es ein, teilte der Initiator und Leiter der Organisation, der Niederlände Boyan Slat, am Mittwoch in Rotterdam mit. "Unser Ziel ist erreichbar."
Das System habe Müll und industrielle Fischernetze, aber auch Mikro-Plastik eingefangen. Die technischen Probleme, die Ende vergangenen Jahres zunächst zu einem vorzeitigen Abbruch des Einsatzes geführt hatten, wurden nach Angaben der Initiatoren behoben. Das Projekt wird von Unternehmen, Universitäten und auch der niederländischen Regierung unterstützt. Ziel ist es, die Ozeane vom Plastikmüll zu säubern.
Vor etwa einem Jahr war die Anlage von San Francisco aus zum sogenannten Great Pacific Garbage Patch (dt. Großer Pazifischer Müllteppich) geschleppt worden, der zwischen Kalifornien und Hawaii gelegen ist. In diesem Strömungswirbel sollen sich nach Schätzungen von Wissenschaftlern 1,8 Billionen Plastikteile sammeln.
Dann gab es einen Rückschlag: Die Anlage konnte den Müll nicht festhalten und musste Anfang dieses Jahres beschädigt wieder an Land geschleppt werden. Nun sei die Anlage mit einem See-Anker verlangsamt worden, so dass das schneller schwimmende Plastik in die Fangarme treiben könne.
Die Anlage besteht aus einer 600 Meter langen Röhre in U-Form. Daran ist ein drei Meter langer Vorhang befestigt, der den Müll in dem U festhalten soll. Das System nutzt nach Angaben der Organisation die natürlichen Kräfte des Strömungswirbels.
Die erste Phase der Aktion soll im Dezember beendet sein. Dann würde die Anlage mit dem Plastikmüll zurück gebracht werden. An Land soll der Müll dann weiter verarbeitet werden. Die Organisation will nun ein neues größeres System bauen, das den eingesammelten Müll auch für längere Zeit aufnehmen und festhalten kann.
Boyan Slat ist der Superstar unter den Unternehmern, die sich um den Meeresmüll kümmern. Der heute 23-jährige Niederländer brach 2013 nach einem Tauchurlaub in Griechenland sein Ingenieurstudium ab und gründete The Ocean Cleanup. Die mit Crowdfunding und Spenden - auch von Milliardären wie Marc Benioff oder Peter Thiel - finanzierte Non-Profit-Firma entwickelt eine Art Meereswaschmaschine. Mitte 2018 soll eine erste Anlage Plastik aus dem "Great Pacific Garbage Patch" herausfischen.
Eine ähnliche Idee hat die Aachener Architektin Marcella Hansch. Ihre Uni-Abschlussarbeit setzt die Trägerin des Bundespreises Ecodesign Nachwuchs 2016 jetzt als Vorstandsvorsitzende eines großen Teams namens Pacific Garbage Screening um. Hansch hat eine Plattform entworfen, die Müll in einem Kanalsystem einsammelt und gleich an Bord verwertet - unter anderem soll bei der Verbrennung ausgestoßenes Kohlendioxid eine Algenzucht nähren, die wiederum der Produktion von Bioplastik dient.
Fragt man Dirk Lindenau, braucht es ein ganzes System, um den Meeresmüll nicht nur abzufischen - was bei Mikroplastik ohnehin kaum möglich sei - sondern gleich ganz zu vermeiden. Der Kieler Unternehmer, seit der Pleite der väterlichen Großwerft um den Zustand der Meere besorgt, will ein Netzwerk zusammenbringen, das mit dem Know-how des deutschen Mittelstands Lösungen entwickelt, die gerade für arme Küstenstaaten attraktiv sind. Lindenau prophezeit einen "Riesenmarkt des maritimen Umweltschutzes".
Größere Kreise zieht die britische Weltumseglerin Ellen MacArthur (im Bild von 2001 nach ihrem Rekordtörn). Ihre Stiftung bringt Unternehmen, Behörden und Forscher mit einem "Plastics Pact" zusammen. Sogar Großkonzerne mit riesigem Plastikeinsatz wie Coca-Cola, Danone, Mars oder Dow Chemical machen mit. MacArthur will die Verursacher des Schmutzes nicht brandmarken, sondern dafür gewinnen, nachhaltiger zu wirtschaften.
Eher zufällig zum Helden wurde Biologieprofessor John McGeehan von der Universität Portsmouth mit einem Forscherteam im April 2018. In diesem Gerät namens Diamond Light Source analysierten die Forscher die Struktur eines Enzyms, das Bakterien in die Lage versetzt, PET (bekannt aus Plastikflaschen) zu verdauen. Dabei entstand ein neues Enzym, das beim Recycling noch besser helfen kann. Im Vorjahr machte Kollegin Federica Bertocchini von der Uni Santander mit einer Plastik fressenden Raupe Furore.
"Das Meer hat mir große Möglichkeiten gegeben und dafür bin ich dankbar", erklärte der norwegische Milliardär Kjell Inge Røkke Mitte 2017, warum er einen Großteil seines Vermögens spendet. 2020 soll ein mit der Umweltorganisation WWF entwickeltes Forschungsschiff in See stechen, das tonnenweise Plastik emissionsfrei auflösen kann.
Bereits 2010 reiste der britische Bankerbe David Mayer de Rothschild (mit rosa Mütze) mit einem aus PET-Flaschen gebauten Boot namens "Plastiki" von San Francisco nach Sydney - mitten durch den pazifischen Müllstrudel. Rothschild gründete die Marketingagentur World Exposure, die Abenteuerreisen nutzt, um auf Umweltprobleme aufmerksam zu machen, und die Ökostiftung Sculpt the Future.
"Kutter statt Catwalk" heißt der Auftrag des deutschen Models Barbara Meier. Als Projektbotschafterin des WWF hilft sie der Aktion "Geisternetze", die verlorene Fischernetze aus dem Meer sammelt. Neben diesen - meist westeuropäischen - Prominenten werden die vielfältigen Projekte für saubere Meere auch von Millionen freiwilligen Aktivisten in der ganzen Welt getragen, für das Thema engagieren sich auch viele Kinder und Jugendliche.
"Das Meer hat mir große Möglichkeiten gegeben und dafür bin ich dankbar", erklärte der norwegische Milliardär Kjell Inge Røkke Mitte 2017, warum er einen Großteil seines Vermögens spendet. 2020 soll ein mit der Umweltorganisation WWF entwickeltes Forschungsschiff in See stechen, das tonnenweise Plastik emissionsfrei auflösen kann.
Foto: Svein Ove Ekornesvag/ dpa