

Mit dem EM-Aus der deutschen Mannschaft steht auch eine historische Niederlage für einen deutschen Konzern fest: Adidas kann im Finale von Saint-Denis am Sonntag nur noch zusehen, wie zwei vom Erzrivalen Nike ausgerüstete Mannschaften den Titel unter sich ausspielen.
Sowohl Portugal als auch Frankreich haben sich mit "Swoosh" (laut Nike-Gründer Phil Knight steht das Firmenlogo für "das Geräusch von jemandem, der an dir vorbeizieht") gegen Adidas-Teams im Halbfinale durchgesetzt. Es waren die ersten direkten Duelle der beiden Konkurrenten um die Marktführerschaft im Fußballgeschäft in der K.o.-Runde des Turniers.
Dabei war Adidas mit Vorteil in die EM gestartet - neun Mannschaften hatten sie unter Vertrag gegenüber sechs von Nike, die ohne den Hoffnungsträger Niederlande antreten mussten. Doch im Turnierverlauf schoben sich die Teams des amerikanischen Ausrüsters nach vorn - bis zum K.o.
Adidas kann sich immer noch über einen von Noch-Chef Herbert Hainer prognostizierten Rekordumsatz von 2,5 Milliarden Euro mit Fußballprodukten in diesem Jahr freuen. Aber schon lange vor der Halbfinalniederlage wurden die über Bedarf produzierten DFB-Trikots mit großen Rabatten verramscht. Und Hainer hatte stets auch sportlichen Ehrgeiz in den kommerziellen Wettbewerb gebracht - Adidas als "klare Nummer eins im Fußball", das ist der Anspruch.
Mit dem Verlust des EM-Titels bleibt der unerfüllt, selbst wenn Nike mit seinem Fußballumsatz von 1,9 Milliarden Euro im gerade (per Ende Mai) abgeschlossenen Geschäftsjahr hinter den Deutschen zurückbleibt.
Seit 1980 hat Adidas den Titel erst einmal abgegeben
Für Nike wird es der erste Gewinn dieses Turniers. Seit 1980 hatten alle Europameister mit Ausnahme von Überraschungssieger Dänemark 1992 (ausgerüstet vom lokalen Hersteller Hummel) das Adidas-Logo auf der Brust getragen. Und die Herzogenauracher stellen als Uefa-Hauptsponsor den Spielball, die Ausrüstung für Schiedsrichter und Balljungen, außerdem sind sie mit Stadionwerbung präsent - all das nun als Bühne für die Stars von Nike.
Gegen die Dominanz der Deutschen mit ihren historisch gewachsenen Verbindungen zu den Verbänden hat der US-Konzern viel Geld eingesetzt, nacheinander Ex-Adidas-Teams wie Niederlande, Portugal oder Frankreich gewonnen und mit der - inzwischen wieder abgestoßenen - Traditionsmarke Umbro auch den größten Absatzgaranten England eingekauft.
Vor allem der 2008 geschlossene Deal mit der Fédération Française de Football sah lange Zeit nach übertriebenem Einsatz aus. Mit 42,5 Millionen Euro pro Jahr sind die Franzosen der bislang teuerste Nationalverband der Welt, fielen in den Jahren rund um den Vertragsabschluss aber eher durch Skandale als durch sportlichen Erfolg auf.
Um wenigstens die jahrzehntelange Treue der deutschen Elf gegen das ständige Lauern von Nike zu sichern, hat Adidas mit rund 50 Millionen Euro für den DFB nun den Rekord gebrochen. Allerdings werden die Hemden von Schweinsteiger und Co. vorerst weniger gefragt sein als die der Equipe um Griezmann und Pogba.
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Unbestreitbar einer der großen Momente der EM 2016: Das kleine Island wirft das große England im Achtelfinale von Nizza aus dem Turnier und setzt zu frenetischem Jubel an. Mit dem sportlichen Underdog gewinnt zugleich auch ein unternehmerischer Underdog ...
... denn auf den eigenwillig geschnittenen Trikots von Kolbeinn Sigthorsson prangt das Logo von Erreà, einem kleinen aber passionierten familiengeführten Sportartikel-Hersteller aus Norditalien. Ansonsten ...
... blieben die wenigen Herausforderer der etablierten Industrie wie Joma (Rumänien) oder Macron (Albanien) in der Vorrunde hängen. Mit Irland schaffte immerhin die Traditionsmarke Umbro ihr Comeback bis ins Achtelfinale - und dürfte deutlich mehr Trikots verkauft haben, als der begrenzte Markt der Vier-Millionen-Einwohner-Republik vermuten ließe.
Erreà steht mit dem Erreichen des Viertelfinals auf Augenhöhe mit dem im Fußballgeschäft zehnmal so großen deutschen Hersteller Puma. Der kann von Glück über den starken Auftritt der italienischen Squadra gegen den vorigen Europameister Spanien reden ...
... denn ansonsten wäre die EM für Puma wohl vor allem wegen der mehrfach gerissenen Schweizer Trikots in Erinnerung geblieben - nicht gerade die beste Referenz für einen Qualitätshersteller. Die übrigen Puma-Teams Tschechien und Österreich enttäuschten in der Vorrunde, wie die Schweiz schied auch die Slowakei im Achtelfinale aus ...
Die deutsche Mannschaft war neben Wales die letzte Hoffnung im Halbfinale, den Absatz für Adidas anzukurbeln. Zu Turnierbeginn versuchten Händler schon, die DFB-Trikots mit großen Rabatten loszuschlagen - im Gegensatz zu Erreàs Isländern hatte Adidas für Deutschland mit geschätzten 1,3 Millionen Hemden wohl über Bedarf produziert. Trotzdem ...
... sieht sich der Dax-Konzern als Gewinner der EM, Chef Herbert Hainer hofft auf einen Rekordumsatz von 2,5 Milliarden Euro mit Fußball. Adidas ist ja auch offizieller Sponsor der Uefa - und noch vier weitere Jahre des DFB. Der Turnierverlauf schmälerte jedoch das Geschick von Adidas. Von neun mit Drei-Streifen-Logo gestarteten Teams schaffte es keines ins Finale. Damit ...
... hat Nike die Deutschen in ihrer Domäne geschlagen, auch wenn die einst von Adidas abgeworbenen Franzosen um Antoine Griezmann jetzt nicht mehr die teuerste Nationalmannschaft sind. Der Titel ...
... wird zwischen zwei Teams mit dem "Swoosh" ausgetragen: Frankreich und Portugal mit dem auch persönlich als Nike-Werbefigur auftretenden Superstar Cristiano Ronaldo (mit Griezmann kann in dieser Hinsicht immerhin noch Puma punkten). Außerdem ...
... zählt die globale Bilanz. Aus der zuvor beendeten Copa América warfen die von Nike ausgerüsteten Chilenen nacheinander die großen Adidas-Hoffnungen Mexiko, Kolumbien und Argentinien (im Bild Superstar Lionel Messi nach verschossenem Elfmeter) heraus. Vor allem der Austragungsort USA dürfte den Absatz angekurbelt haben. Trotzdem wird der führende Sportartikelhersteller gerade von schlechteren Geschäftszahlen und einer ungeklärten Führungsfrage geplagt.
Vor über 40 Jahren hat Phil Knight Nike gegründet - nun nahm der 78-jährige Multimilliardär seinen Abschied, wie das Unternehmen auf seiner Website mitteilt: Knight hat das Board des Sportartiklers verlassen. Den Schritt hatte er bereits angekündigt. Damit endet eine Ära: ...
... Im Jahr 1964 hatte Lauftrainer Bill Bowerman (Foto) gemeinsam mit seinem Schützling Knight ein Unternehmen namens "Blue Ribbon Sports" gegründet - zunächst als...
... Generalvertretung des japanischen Sportschuhherstellers Onitsuka Tiger, der Keimzelle des Asics-Konzerns. Auf Grundlage eines japanischen Schuhs entwickelte Bowerman...
... den Nike Cortez, der zum ersten Verkaufsschlager von Blue Ribbon Sports wurde. Auch unter der neuen Marke...
... Nike, unter der er 1972 neu aufgelegt wird, verkauft er sich prächtig.
Im Jahr 1974 wird der "Waffle Trainer" patentiert, ein Schuh, dessen wabenförmige Sohle vor allem auf künstlichen Untergründen besonders gut greifen soll. Die Sohle hatte Bowerman mit dem Waffeleisen seiner Frau hergestellt. Rund vier Jahre nach Nikes Börsengang am 2. Dezember 1980 trifft das Unternehmen eine seiner wichtigsten Marketing-Entscheidung: Es verpflichtet einen aufstrebenden Basketball-Star namens...
... Michael Jordan als Markenbotschafter - zuletzt setzte Nike mit seiner "Jordan"-Untermarke pro Jahr drei Milliarden Dollar um.
Weil Nike den Aerobic-Trend der 80er Jahre verschläft, ist zwischenzeitlich Reebok die Sport-Nummer 1 der USA - 1989 ist Nike allerdings zurück an der Spitze im Heimatmarkt. Ein Jahr später...
DPA
... residiert das Unternehmen dann auch angemessen - erste Teile des neuen Hauptquartiers in Beaverton, Oregon sind fertig. Die 90er Jahre kennzeichnet Nikes Weg zur Weltmacht auch im Fußball: Seit 1996 statten die Amerikaner...
... Brasiliens Nationalmannschaft mit Trikots aus - es ist das erste Top-Fußballland, das Knight und Co. als Botschafter für den "Swoosh" gewinnen.
2003 erweitert Nike sein Marken-Imperium um eine weitere Ikone - nämlich um Converse.
Krisenintervention: Nachdem Gründer Phil Knight Nike mehrfach als CEO geführt hatte, steht seit 2006 ein ehemaliger Schuh-Designer an der Spitze des weltweiten Sport-Primus: Mark Parker hat seitdem den Börsenwert verdreifacht. Unter seiner Ägide führt Nike 2013 etwa die...
... Flyknit-Technik ein, mit der Herstellungskosten gedrückt werden (im Bild: einige Flyknit-Air-Max-Schuhe).
Bei der Fußball-WM 2014 sponsert Nike mehr Teams als Intimfeind Adidas - und während die Finalteilnehmer Deutschland und Brasilien zwar beide mit drei Streifen auf den Ärmeln auflaufen: Das Siegtor erzielt Mario Götze mit einem Schuh mit Haken.