Lanthanum-Schmelze in China: Die Preis für Metalle der Seltenen Erden sind drastisch gesunken
Foto: DAVID GRAY/ REUTERSHamburg - Um seinen Reichtum an Metallen der Seltenen Erden macht China gern ein großes Geheimnis. Kaum ein Abgesandter westlicher Konzerne oder Medien hat die gigantischen Bergwerke im Landesinnern je zu Gesicht bekommen, in denen Neodym, Lanthan, Yttrium und andere Stoffe abgebaut werden.
Es mag an fragwürdigen Arbeitsbedingungen und Umweltzerstörung liegen, die Berichten zufolge mit dem Abbau verbunden sind. Doch vor allem gelten Ausmaß und Art der Vorkommen China als Staatsgeheimnis, weil sie das Rückgrat der Wirtschaft von morgen bilden sollen.
In Elektroautos, Windrädern und Energiesparlampen finden sie Anwendung - aber auch in modernen Waffensysteme. Und es traf sich gut, dass China praktisch ein Monopol auf die Produktion der Seltenen Erden besaß: Bei 98 Prozent lag der chinesische Anteil am Weltmarkt, der Export wurde streng reglementiert.
Doch nun scheint es, als gerate Chinas komfortable Lage in Gefahr. Die Preise für Seltene Erden sind in den vergangenen Monaten kräftig gepurzelt, wie die Financial Times berichtet. So verbilligte sich Lathanumoxid von 16,26 Dollar pro Kilogramm im Jahr 2011 auf 3,24 Dollar im zweiten Quartal 2014.
Westliche Firmen erschließen eigene Vorkommen
Chinas Rechnung, Seltene Erden nur gegen einen hohen Preis abzugeben, geht nicht auf, weil in den Weltmarkt Bewegung geraten ist. Westliche Firmen wie Molycorp (USA) und Lynas (Australien) haben aufgrund der hohen Preise selbst kräftig in den Abbau investiert.
Denn anders als es der Name vermuten lässt, sind Metalle der Seltenen Erden nicht wirklich selten - allerdings lohnte sich der Abbau vielerorts lange nicht. Molycorp hat dem Bericht zufolge nun eine Mine in Kalifornien reaktiviert. Lynas eröffnete einen Verarbeitungsbetrieb in Malaysia mit Unterstützung der japanischen Regierung. Der chinesische Anteil am Seltene-Erden-Markt sank laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) auch deshalb auf 92,1 Prozent im vergangenen Jahr.
Gleichzeitig haben viele Industriekunden Alternativen zu den Metallen gefunden. So wird Dysprosium zwar in großen Mengen für Elektroautos benötigt, doch für andere Anwendungen lässt sich der Einsatz erheblich reduzieren. Neue Fabriken von Hitachi und einem Konsortium von Mitsubishi, Daido Steel und Molycorp stellen Magnete her, die ein Minimum an Dysprosium benötigen.
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Seltene Erden gelten als wichtiger Rohstoff in vielen Industriezweigen. Noch kontrolliert China ihre Verfügbarkeit (im Bild: Lanthanum-Gießerei in der Mongolei), doch das chinesische Monopol wankt.
Beinahe-Monopol: Die Volksrepublik China fördert laut Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe 92 Prozent der Rohstoffe aus der Erde.
Steigender Bedarf: Der Bedarf für Seltene Erden wächst weltweit. Die 17 Elemente, die zu dieser Rohstoffgruppe gezählt werden, finden Verwendung beim Bau von Handys, Smartphones und anderer Unterhaltungselektronik, in der Autoherstellung, in der Chemie, der Medizintechnik, der Raumfahrt und anderen Branchen.
2012 betrug die weltweite Nachfrage nach Angaben der australischen IMCOA etwa 125.000 Tonnen. Bis 2020 soll sie auf 200.000 bis 240.000 Tonnen ansteigen.
Großes Potenzial: Allerdings ist China längst nicht das Land mit den größten Vorkommen an Seltenen Erden. Die Volksrepublik kommt lediglich auf einen Anteil von etwa 26 Prozent an den bekannten weltweiten Vorkommen und liegt damit noch hinter Russland. Ebenfalls umfangreiche Vorkommen gibt es in Grönland, Kanada und Brasilien.
Schattenseiten: Viele Länder haben die eigene Förderung der Rohstoffe in der Vergangenheit vernachlässigt und laufende Minen mitunter sogar stillgelegt. Der Grund waren neben ökonomischen Gesichtspunkten vor allem auch solche des Umweltschutzes. Bei der Produktion Seltener Erden kam es zu erheblicher Umweltbelastung.
Hoffnungsträger: Um ein Gegengewicht zur chinesischen Dominanz zu schaffen, wird vielerorts nun versucht, die Produktion hochzufahren. Eines der wichtigsten Projekte ist die Wiederaufnahme der Förderung am kalifornischen Mountain Pass (Foto), die von der US-Firma Molycorp angestrebt wird. Das Projekt hat dazu beigetragen, dass Chinas Dominanz geschwächt und der Preisanstieg gebrochen wurde.
Nebenschauplatz: Auch in Deutschland gibt es geringe Vorkommen an Seltenen Erden. Zu finden sind die im sächsischen Storkwitz, ab einer Tiefe von etwa 200 Metern unter der Erde. Es handelt sich um das einzige bekannte Vorkommen an Seltenen Erden in Mitteleuropa.
Großes Potenzial: Allerdings ist China längst nicht das Land mit den größten Vorkommen an Seltenen Erden. Die Volksrepublik kommt lediglich auf einen Anteil von etwa 26 Prozent an den bekannten weltweiten Vorkommen und liegt damit noch hinter Russland. Ebenfalls umfangreiche Vorkommen gibt es in Grönland, Kanada und Brasilien.
Foto: ? David Gray / Reuters/ REUTERS