Von Bomhard schimpft auf EZB und Regierung
Munich Re bunkert jetzt Bargeld im Tresor
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re stellt sich wegen der Niedrigzinsen und des Preiskampfs im laufenden Jahr auf den dritten Gewinnrückgang in Folge ein - die Aktionäre will der Vorstand mit weiteren milliardenschweren Aktien-Rückkäufen bei der Stange halten.
Die Hand deutet es an: MunichRe-Chef Nikolaus von Bomhard legt die Rendite und Geschäftserwartungen für das laufende Jahr schon mal etwas tiefer
Foto: Nicolas Armer/ picture alliance / dpa
Die Zeit als "Edelmann unter den Dax-Konzernherren, immer souverän und beherrscht" neigt sich offenbar dem Ende zu. Der scheidende Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard, den das manager magazin noch vergangene Woche so beschrieb, nutzte seine letzte Bilanzpressekonferenz am Mittwoch zu Verbalattacken.
Die Politik habe in den weltweiten Krisen "versagt", auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) mit ihrem Präsidenten Mario Draghi sei nach der Senkung der Leitzinsen auf Null am Ende. "Draghi soll die Fantasie nehmen, dass er die Probleme löst, die die Politik nicht löst", sagte von Bomhard.
Der Bundesregierung warf er vor, sie sehe tatenlos zu, wie das Vermögen der Menschen in Deutschland als Folge der Zinspolitik schwinde. Die Umverteilung, die durch die Zinspolitik ausgelöst werde, treffe vor allem die Ärmeren. "Das kann man nicht einfach laufen lassen." Der Manager sprach von einer "Erosion des Rechts", die mit Händen zu greifen sei. "Was wir sehen, besorgt uns in höchstem Maße."
Die Münchener Rück experimentiere bereits damit, wie sie den Negativzinsen der EZB entkommen könne, die Finanzinstitute mittlerweile bezahlen müssen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken. Schon vor einiger Zeit habe sie Gold in den Tresor gelegt, vor kurzem auch eine zweistellige Millionensumme in bar gebunkert. "Wir probieren das jetzt einfach mal aus. Daran sehen sie, wie ernst die Situation ist", sagte er.
Munich Re plant mit weniger Gewinn
Die Dauerniedrigzinsen und der Preiskampf in der Branche machen die Münchener Rück vorsichtig. Der weltgrößte Rückversicherer plant für 2016 mit einem Gewinnrückgang auf 2,3 bis 2,8 Milliarden Euro. Das sei angesichts der Lage "ein durchaus ambitioniertes Ziel", sagte von Bomhard.
Im vergangenen Jahr war der Nettogewinn nur leicht auf 3,1 Milliarden Euro gesunken und hatte die Expertenprognosen übertroffen. Die Bayern hatten davon profitiert, dass sie nur halb so viel für Naturkatastrophen und andere Großschäden zahlen mussten wie geplant.
Vor allem die 215 Milliarden Euro schweren Kapitalanlagen dürften im laufenden Jahr deutlich weniger abwerfen als 2015. Die Münchener Rück rechnet daraus nur noch mit einem Gewinn von sieben Milliarden Euro, das wäre eine Rendite von 3 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es noch mehr als 7,5 Milliarden.
Vorstand erwartet weniger Rendite auf Kapitalanlagen und mehr Schäden
Aber auch für das Kerngeschäft in der Rückversicherung gibt sich der Konzern zurückhaltender: 2015 hatte er noch 3,3 Milliarden Euro damit verdient, 2016 sind nur noch 1,9 bis 2,4 Milliarden Euro eingeplant. Die Münchener Rück könne "nicht erneut mit einer unterdurchschnittlichen Belastung aus Naturkatastrophen wie im Jahr 2015 rechnen", sagte von Bomhard, der im April 2017 von Vorstandsmitglied Joachim Wenning abgelöst werden soll.
Die Kosten für den angekündigten Umbau des Erstversicherers Ergo sind in den Prognosen noch nicht enthalten. Der neue Chef des Sorgenkindes im Konzern, Markus Rieß, will spätestens im Juni die Pläne vorstellen, mit denen die Nummer zwei unter den deutschen Versicherern künftig mehr Gewinn erwirtschaften soll. Eine Firmenwert-Abschreibung von fast einer halben Milliarde Euro hatte Ergo im vergangenen Jahr in die Verlustzone gedrückt. Für 2016 ist bisher ein Gewinn von 250 bis 350 Millionen Euro geplant.
Ergo wird weiter belasten, Aktienrückkäufe gehen weiter
Die Münchener Rück setzt ihre milliardenschweren Aktienrückkäufe mit unverändertem Tempo fort. Seit 2006 hat sie eigene Aktien für 8,9 Milliarden Euro zurückgekauft und damit überschüssiges Kapital an die Anteilseigner zurückgegeben. Die Rückversicherungsbranche leidet unter einer Flut von Kapital, mit der neue Anbieter wie Hedgefonds in den Markt drängen. Nach der Hauptversammlung im April folgt unmittelbar das nächste Rückkaufprogramm: Bis April 2017 will die Münchener Rück dann erneut Aktien für eine Milliarde Euro erwerben. Das wären zum heutigen Aktienkurs 5,4 Millionen Aktien oder 3,2 Prozent des Grundkapitals.