Piloten auf Streikkurs: Bei der Lufthansa sind die Gespräche um eine Kappung der Piloten-Privilegien und eine mögliche Ausflaggung von Flugzeugen ins Ausland gescheitert
Foto: Frank Rumpenhorst/ dpaFlugreisende müssen bei der Lufthansa wohl wieder mit Streiks der Piloten rechnen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat die Tarifgespräche mit dem Unternehmen am Mittwoch erneut für gescheitert erklärt. In einem Spitzengespräch mit dem Vorstandschef Carsten Spohr habe Lufthansa auf den Plänen beharrt, Flugzeuge ins Ausland auszuflaggen und damit Arbeitsplätze aus Deutschland zu verlagern, teilte die VC mit. Daher seien nun Streiks der Piloten wieder jederzeit möglich.
"Ausflaggen ist das genaue Gegenteil eines Bündnisses für Wachstum und Beschäftigung", sagte VC-Sprecher Markus Wahl. "Es wird offensichtlich, dass dieser Konzernvorstand keine gemeinsamen Lösungen anstrebt."
Die VC hatte dem Unternehmen zuletzt nach eigenen Angaben Einsparmöglichkeiten in einem Volumen von rund 500 Millionen Euro angeboten. Unter anderem sollte innerhalb des Konzerntarifvertrags eine Tarifgruppe für eine Billigfluglinie eingeführt werden.
"Wenn ein solches Paket von über einer halben Milliarde Euro abgelehnt wird, zeigt sich, dass es Lufthansa nicht um marktgerechte Bedingungen, sondern um Tarifflucht und Auslagerung von Arbeitsplätzen geht", sagte Wahl. Die Piloten haben in dem Konflikt bereits zwölfmal gestreikt und dem Unternehmen einen Schaden von mehr als 300 Millionen Euro zugefügt.
Dabei hatte es Anfang August noch so ausgesehen, als könnten sich beide Seiten doch noch einigen. Vor allem bei Konzernchef Spohr wuchs die Hoffnung, den lästigen und teuren Dauer-Tarifstreit endlich beilegen zu können. Allerdings war auch Spohr klar, dass es noch Hindernisse gibt. "Ich freue mich, dass wir wieder reden", sagte der Manager Anfang vergangenen Monats. Die Freude hielt nur kurz.
Die Gewerkschaft hatte zuvor nach zwölf Streikrunden im Juli angeboten, innerhalb des Lufthansa-Tarifvertrags niedrigere Gehaltstarife für Piloten der geplanten Billig-Plattform Eurowings zu akzeptieren. Lufthansa müsse dafür aber die geplante Ausflaggung von Jets an ausländische Gesellschaften aufgeben.
Bei dem Konflikt geht es unter anderem auch um eine Beschneidung der bislang großzügigen Betriebs- und Übergangsrenten der Piloten. Hier hätte die Piloten-Gewerkschaft angeboten, dass die Piloten zwei Jahre später als bislang in den Vorruhestand gehen.
Die Lufthansa gibt sich ab Oktober eine neue Tarif-Struktur. In der günstigsten Preisklasse namens "Economy Light" sollen Kunden dann Deutschland- und Europa-Tickets (Hin- und Rückflug) ab 89 Euro kaufen können, in der "Classic" ab 129 Euro und in der "Flex" ab 199 Euro. Business-Class-Flüge sollen ab 399 Euro zu haben sein. Hier die Leistungen der neuen Tarife im Vergleich:
Snacks und Getränke
Economy Light: inklusive
Economy Classic: inklusive
Economy Flex: inklusive
Business: Mahlzeit und Getränke inklusive
Prämien-, Status- und Select-Meilen
Economy Light: inklusive
Economy Classic: inklusive
Economy Flex: plus 50 Prozent Prämienmeilen
Business: inklusive HON Circle Meilen
Handgepäck
Economy Light: 1 x 8 kg inklusive
Economy Classic: 1 x 8 kg inklusive
Economy Flex: 1 x 8 kg inklusive
Business: 2 x 8 kg inklusive
Gepäckstück
Economy Light: 15 Euro Aufpreis
Economy Classic: 1 x 23 kg inklusive
Economy Flex: 1 x 23 kg inklusive
Business: 2 x 32 kg inklusive
Sitzplatzreservierung
Economy Light: 10 Euro Aufpreis
Economy Classic: inklusive
Economy Flex: inklusive
Business: inklusive
Sitzplatz mit mehr Beinfreiheit
Economy Light: 25 Euro Aufpreis
Economy Classic: 25 Euro Aufpreis
Economy Flex: 25 Euro Aufpreis
Business: inklusive
Upgrade in die Business Class
Economy Light: Aufpreis
Economy Classic: Aufpreis
Economy Flex: Aufpreis
Umbuchung
Economy Light: nicht möglich
Economy Classic: für 65 Euro
Economy Flex: inklusive
Business: inklusive
Erstattung
Economy Light: nicht möglich
Economy Classic: nicht möglich
Economy Flex: für 120 Euro
Business: inklusive
Viele Annehmlichkeiten bleiben der Business Class vorbehalten, etwa Lounge-Zugang, Security Fast Lane am Scanner, ...
... Priority Boarding (hilfreich bei Andrang), ein freier Nebensitz sowie Zeitschriften und Zeitungen. Quelle: Lufthansa
Die Lufthansa gibt sich ab Oktober eine neue Tarif-Struktur. In der günstigsten Preisklasse namens "Economy Light" sollen Kunden dann Deutschland- und Europa-Tickets (Hin- und Rückflug) ab 89 Euro kaufen können, in der "Classic" ab 129 Euro und in der "Flex" ab 199 Euro. Business-Class-Flüge sollen ab 399 Euro zu haben sein. Hier die Leistungen der neuen Tarife im Vergleich:
Foto: MICHAELA REHLE/ REUTERSKörpersprache: Lufthansa-Chef Carsten Spohr fällt durch sparsame Mimik und Gestik auf. Seine...
... Stirn zeugt von Anstrengung und Konzentration, aber...
... wo es passt, kann er auch lächeln.
Air-France-Chef Frédéric Gagey: Der CEO hat gerne seine Hände im Gesicht. Der Blick...
... ist selten fest beim Gesprächspartner, sondern wandert...
... manchmal für einen kurzen Moment zu fremden Geschehen oder einfach in die Ferne.
KLM-Chef Pieter Elbers: Auch dieser CEO ist äußerst karg in Mimik und Gestik. Bei ihm geht die Tendenz...
... allerdings oft in Richtung Kopfschütteln, so als negiere er seine Aussagen - oder stelle die Frage in Frage. Auch er hält...
... recht wenig Blickkontakt.
BA-Chef Keith Williams: Dieser Mann wirkt eher weich und freundlich...
... wenngleich auch er aggressive Gesten beherrscht, die ihm ein Coach wahrscheinlich abtrainiert hätte. Aber es hat ja auch Charme, nicht ganz so glattgebügelt zu sein. Seine Mimik...
... wirkt offen und freundlich, er setzt gerne Humor ein.
Enfant terrible der Branche: Michael O'Leary von Ryan Air lässt sich nicht hinter ein Rednerpult sperren. Lieber läuft er umher, ...
... nimmt wenn, dann raumgreifend Platz...
... und strahlt die Aura eines mehr als selbstzufriedenen Mannes aus.
Lufthansa Technik Chair: Das sieht aus wie ein Chefsessel, und das ist auch einer. Economy-Passagiere können gleich weiterklicken (und auch das nächste Bild noch überspringen) - bei diesem Sitz handelt es sich um ein Produkt für VIP-Klasse und Business-Jets. "Die überwiegend auf einer leichten, aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) bestehenden Säule aufgebauten Sitze sind aufgrund ihrer ergonomischen, an die menschliche Wirbelsäule angepassten Form nicht mehr auf dicke Polsterungen angewiesen", wirbt Lufthansa Technik für den Sessel, der natürlich nicht Sessel heißt, sondern Sitzsystem. "Je nachdem, ob es sich um einen Lounge-Sessel, einen Konferenz- oder einen Esszimmer-Stuhl handelt, entscheidet der Kunde beispielsweise die Anzahl der Rückenelemente, Fuß- oder Kopfstütze sowie das Design. Das neue Strukturkonzept ermöglicht weit über 8000 verschiedene Kombinationen der Grundstruktur, welche die Grundlage für ein individuelles Design legt", so der Hersteller weiter. Wer allerdings um genügend Platz für seine Knie kämpft, für den muss die Frage nach "Konferenz oder Lounge" bitter klingen. Und erst recht die, ob der Sitz mit einem ausfahrbaren Champagnerhalter geliefert werden soll.
Qatar A380 First Class Lounge: Noch ein Beitrag zum Thema Sozialneid, diesmal aus den Emiraten. In der Kategorie "Premium- und VIP-Produkte" treten Qatar Airways und Etihad mit ihren A380-Konzepten gegeneinander an. Qatar setzt den Fokus auf eine üppige First Class Lounge (die schönen jungen Menschen gehören nicht zum Lieferumfang), während...
... Mitbewerber Etihad, der den prestigeträchtigen A380 ebenfalls erst 2014 in Betrieb nahm, eine Drei-Zimmer-Residenz an Bord anbietet. Das A380-Duell entschied Etihad für sich und konnte sich über den ersten Platz in der Kategorie "Premium- und VIP-Produkte" freuen.
Praktisch gedacht: Quasi das entgegengesetzte Ende des Innovationsspektrums markiert dieser schlaue Hightech-Mülleimer, den Luftfahrt-Student Marc Spille von der Hamburg University of Applied Sciences ersann - das mobile Gerät bedient sich der Vakuumtechnologie der Bordtoilette, um die Müllbeutel in Sekundenschnelle zu platzsparenden Müllbriketts zu schrumpfen. Das war der Jury den ersten Platz in der Kategorie "Universität" der Crystal Cabin Awards wert.
Wiedersehen, Welt: Studentin Alexandra Moceri vom College for Creative Studies entwarf diese Sichtblende für den Sitz, die man mit einem Handgriff herunterklappen kann und es dann schön dunkel hat. Ebenfalls...
... der Kategorie "University" entstammt dieser interaktive Klapptisch - wer selbst beim Essen noch digitalen Content verschlingen will, findet alles bequem neben dem Teller.
Power-WLAN: Das US-Unternehmen ViaSat setzt mit seiner satellitengestützten Fly-Fi-Lösung auf Bandbreite - 12 Mbps pro Sitzplatz. Das reicht auch für Kinofilme. Oder Katzenvideos. Dafür gab es den Crystal Cabin Award in der Kategorie "Komfort Systeme".
Bring your own device: Hier können auch die Economy-Passagiere mal wieder begehrlich hinschauen: Der Sitzhersteller Recaro bietet bei seinem integriertem 13,3-Zoll-Flatscreen eine Schnittstelle für das eigene Smartphone - so lässt sich komfortabler spielen. Oder man kann Mitreisende mit den eigenen Urlaubsbildern quälen. Sie können schließlich nicht weg - ganz wie früher beim Diaabend.
Bring alles selbst mit: Lufthansa Systems findet, dass man eigentlich gar keine Bildschirme mehr anbieten muss - die meisten Leute haben eh einen Tabletrechner dabei. Den kann man in diesem Sitz einfach einklinken und über W-Lan mit der Bordunterhaltung verbinden. Wenn man möchte.
Schlicht, aber praktisch:Noch einfacher ist diese Innovation der Kategorie "Komfort-Komponenten": Das US-Unternehmen Smart Tray ergänzte den Klapptisch am Sitz einfach um einen Tablet-Halter. Schließlich kann man das Essen an Bord leichter ertragen, wenn wenigstens die Filme gut sind.
Eine halbe Portion extra: Normalerweise sind in den hinteren Reihen nur zwei statt drei Plätze möglich, weil sich das Flugzeug ja dort verjüngt. Warum diesen Raum nicht nutzen: Der halbe Sitz kann übergewichtigen Passagieren mehr Platz bieten oder einen Normalgewichtigen plus Kleinkind. Sitzname "Santo" steht somit für "Special Accommodation Needs for Toddlers and Overweight Passengers". Aber wie wir die Gesetze der Luftfahrt kennen, wird man den Extra-Platz wahrscheinlich nur zu einem happigen Extra-Preis buchen können, falls er mal in Serie geht. Für das gewitzte Konzept konnte sich Hersteller SII Deutschland über einen Crystal Cabin Award in der Kategorie "Komfort-Komponenten" freuen.
Platzwunder: Vorbei die Zeiten, in denen man mit einem gezielten Handkoffer-Schwung den angeberischen Strohhut des nervigen Mitreisenden in der Gepäckablage zerstören konnte. Die "Space Bins" von Boeing ermöglichen es, Handgepäckkoffer säuberlich hochkant zu verstauen - und den Platz angeblich fast 40 Prozent besser ausnutzen zu können.
Materialkunde: Hersteller Sabic hat ein neues Transparent-Produkt entwickelt, das Innendesignern mehr Gestaltungsfreiheit gibt. Wenn sie denn Durchblicke ermöglichen wollen. Das Material kann mit der momentan höchstmöglichen Lichtdurchlässigkeit von 80 Prozent punkten. Dafür gab es den Crystal Cabin Award in der Kategorie "Material und Komponenten".
Materialkunde, Teil 2: Reliant Worldwide Plastics aus den USA stellt eine thermoplastische Karbon-Sitzlehne vor - platzsparend, hochtechnisiert, der letzte Schrei.
Bitte atmen Sie normal weiter: Mit einem neuen Konzept für das Fallenlassen von Sauerstoffmasken schaffte es das Dresdner Fraunhofer-Institut ins Finale. Ein gutes Beispiel dafür, dass auch Dinge preiswürdig sein können, über die man sich als normaler Passagier selten Gedanken macht. Und auch dann nur ungern.
Bring all your own devices: Panasonic Avionics gelang der Finaleinzug mit dem Sitzkonzept Jazz für die Economy-Langstrecke. "Das Besondere an der Studie: Erstmals wurde ein Sitz von Anfang an rund um die Möglichkeiten des Inflight Entertainment entwickelt, statt dieses in einen fertigen Sitz mit einzufügen", so die Pressemitteilung. Eine Buchhalterung ist nicht vorgesehen, wie es scheint, obwohl das doch auch eine schöne Möglichkeit des Inflight Entertainments wäre.
Gesamtkonzept: Der brasilianische Hersteller Embraer präsentiert stolz schickt die Kabine seiner Regionaljet-Generation E2, die besonders wartungsfreundlich ist und durch versetzte Sitzanordnung für Geräumigkeit sorgt. Dafür gab es den ersten Platz in Kategorie "Design und visionäre Konzepte" bei den Crystal Cabin Awards.
Erleuchtung bei Boeing: In der Kategorie "Design und visionäre Konzepte" ist der "Premium Arch" zu sehen, ein Lichtkonzept für die 777er-Kabine. Sehr aufgeräumt und trendy.
Sonnen-Power: Bei B/E Aerospace¿s "Solar Eclipse" kann man über einen Solarzellenfilm in der Sonnenblende des Fensters während des Fluges elektronische Geräte aufladen. Dafür gab es bei den Crystal Cabin Awards den ersten Platz in der Kategorie "Grüne Kabine, Gesundheit, Sicherheit und Umwelt".
Was Neues auf die Ohren: Aus Neuseeland kommt dieser Economy-Kopfhörer, der zehn Mal so lange halten soll wie andere Modelle.
Trockenlegung: Das Ein "Humidity in Balance"-System von CTT Systems bremst die Kondensation der Kabinenluft an der kalten Rumpfstruktur. "Die Folge: die Kabine selbst trocknet weniger aus, gleichzeitig sammelt sich kein Kondenswasser am Rumpf, was das Gewicht des Flugzeugs erhöht und gleichzeitig die Struktur negativ beansprucht", so die Begründung für die Preisreife.