Vor dem Showdown auf der Hauptversammlung Großaktionär Thiele will für Lufthansa-Rettungspaket stimmen

Lufthansa-Maschinen auf dem Münchener Flughafen Franz-Josef Strauss
Foto: Christof Stache / AFPLufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele will dem staatlichen Rettungspaket für die Lufthansa (Kurswerte anzeigen) trotz seiner Kritik am damit verbundenen Staatseinstieg zustimmen. "Ich werde für die Beschlussvorlage stimmen", erklärte der Münchener Unternehmer in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Er hatte die Lufthansa und die Öffentlichkeit auf die Folter gespannt, weil er auf der außerordentlichen Hauptversammlung (HV) am Donnerstag mit seinem Anteil von mittlerweile 15,5 Prozent den Plan zu Fall hätte bringen können. Gegenüber der "FAZ" hatte Thiele vergangene Woche das neun Milliarden Euro schwere Finanzpaket kritisiert, weil er gegen den geplanten Staatsanteil von 20 Prozent an der Lufthansa war und seine HV-Entscheidung offen gelassen. Der Milliardär befürchtete nach eigenen Worten, dass die Politik bei der Lufthansa eine notwendige Sanierung erschweren würde.
Jetzt erklärte er: "Es liegt im Interesse aller Lufthansa-Mitarbeiter, dass das Management zügige Verhandlungen mit den Gewerkschaften über die nötige Restrukturierung führen kann." Solche Verhandlungen laufen gerade noch.
Zuvor war bekannt geworden, dass die Lufthansa offenbar einen Alternativplan in der Schublade hat für den Fall, dass das staatliche Rettungspaket bei der Hauptversammlung am Donnerstag durchfällt. Auf diese Weise könnte die Bundesregierung auch ohne Zustimmung der übrigen Anteilseigner, also ohne neue Hauptversammlung, zur vorgesehenen Aktienbeteiligung von 20 Prozent kommen, berichteten die Nachrichtenagenturen Reuters und dpa-afx unter Berufung auf Insider. Der Lufthansa würde dadurch ähnlich viel Geld zufließen wie im bisherigen Plan vorgesehen. Notwendig wären aber zwei Schritte. Ein Lufthansa-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu dem Thema ab.
Hintergrund ist, dass Lufthansa-Großaktionär Thiele das vorgesehene Hilfspaket im Umfang von neun Milliarden Euro kritisch sieht. Wegen der geringen Präsenz auf der außerordentlichen Online-Hauptversammlung - nur 38 Prozent der Aktionäre haben sich angemeldet - ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig, und Thiele kann den Beschluss mit seinem Anteil von 15,5 Prozent im Alleingang verhindern. Doch diese Aussicht scheint nach Thieles jüngsten Äußerungen nun vom Tisch zu sein.
Der Unerbittliche: So tickt Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele
Sollte es trotz allem dazu kommen, so kann die Lufthansa dem Bund immer noch einen Anteil von etwa zehn Prozent aus bereits genehmigtem Kapital zu dem im Hilfspaket vorgesehenen Bezugspreis von 2,56 Euro je Aktie verschaffen. Das Bezugsrecht der anderen Aktionäre lässt sich bei einer Kapitalerhöhung um bis zu zehn Prozent ausschließen.
Weitere zehn Prozent würde der Staat im Zuge von einer oder zwei regulären Kapitalerhöhungen erwerben, an der sich auch die anderen Aktionäre beteiligen könnten. Dann müsste die Regierung für die Anteile zwar wegen des absehbar höheren Bezugspreises mehr bezahlen als bisher vorgesehen. Im Gegenzug könnte die im Hilfspaket zusätzlich vorgesehene stille Beteiligung des Staats aber entsprechend geringer ausfallen.
Offen blieb, ob sich der Bund auf diese Alternative einlassen würde, zumal er in diesem Fall möglicherweise auf einen Teil der erwarteten Rendite aus der Rettung von vornherein verzichten würde. Die Lösung sei noch nicht mit Berlin abgestimmt.
Die Bundesregierung wollte sich dazu am Mittwoch nicht äußern. Es liege ein Angebot auf dem Tisch, das mit dem Unternehmen und der EU-Kommission abgestimmt worden sei, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums nur.