

Die 288 Unternehmen in drei Größenklassen stehen beeindruckend gut da. Sie bringen 18 Milliarden Euro Umsatz auf die Waage und geben im Schnitt rund ein Zehntel ihres Umsatzes für Innovationen aus. Sie versammeln in ihren Reihen 89 nationale und 31 Weltmarktführer und kommen auf mehr als 4500 nationale und internationale Patente. Der Anteil der Innovationen liegt bei rund 40 Prozent ihres Geschäfts, bei fast drei Vierteln betrafen die Neuerungen auch das Geschäftsmodell. Drei Viertel der Unternehmen sind in den vergangenen drei Jahren deutlich über ihrem Branchendurchschnitt gewachsen. Kein Wunder, dass die Kraftpakete auch dem Arbeitsmarkt dienen: Alle zusammen wollen in den nächsten drei Jahren mehr als 14.000 neue Jobs schaffen.
Ihren Erfolg überlassen die Innovations-Champions nicht dem Zufall. Sie beobachten die Welt um sich herum mit großer Aufmerksamkeit und werten die Veränderungen auf ihren Märkten, bei Technologien und Wettbewerbern kontinuierlich aus. Mehr als vier Fünftel vertrauen auf einen klar definierten Innovationsprozess, ohne statisch zu sein: Bei Bedarf werden die internen Abläufe flexibel an geänderte Rahmenbedingungen angepasst. Die "Top 100" sind auch nach innen offen - fast drei Prozent ihres Umsatzes beruhen auf Verbesserungsvorschlägen ihrer Mitarbeiter.
Die Vielfalt der Branchen, Unternehmensgrößen und Produkte der "Top 100" zeigt, dass es kein Kochrezept für Innovation gibt. Jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg finden. Dabei hilft eine Strategie, die sich aus vier Säulen zusammensetzt: innovativen Prozessen, einem ausgeprägten Innovationsklima, der Einbindung externer Partner und einem innovationsfördernden Topmanagement. Den Chefs kommt die Schlüsselrolle zu - und das wissen sie auch. Ein Drittel ihrer Arbeitszeit wenden sie für innovationsbezogene Aufgaben auf.
Studienautor Franke kann sich auch im 26. Jahr des Wettbewerbs noch für die Innovationskraft der Mittelständler begeistern: "Es ist unglaublich faszinierend, wie diese Unternehmen Herausforderungen angehen. Sie sind es, die mit ihrer Kreativität, Entschlossenheit und Kühnheit das schaffen, was wir als Gesellschaft brauchen: neuartige Lösungen für Probleme und in der Folge Wohlstand, Wachstum und Beschäftigung."
"Top 100"-Wettbewerb: Anmelden können Sie sich hier.
NEBUMA
(Gesamtsieger in der Größenklasse bis 50 Mitarbeiter)
Die NEBUMA GmbH entwickelt und produziert Hochtemperatur-Speichersysteme für Solar-, Photovoltaik- und Windkraftanlagen und die industrielle Abwärme. Der Wärmespeicher des Saarbrücker Unternehmens kann Speichertemperaturen von bis zu 1.300 Grad Celsius aufnehmen ¿ doppelt soviel wie herkömmliche Feststoff-Speicher. Martin Schichtel und Susanne Konig, hier bei der Preisverleihung mit Moderator Ranga Yogeshwar, trieben ihre Idee in nur drei Jahren vom ersten Konzept bis zur Gründung. Nach weiteren drei Jahren wurde der erste Speicher bei einem Industriekunden eingesetzt.
Nano Temper
(Gesamtsieger in der Größenklasse bis 200 Mitarbeiter)
Die Nano Temper Technologies GmbH erforscht, entwickelt und produziert biophysikalische Labormessgeräte für die Grundlagenforschung und Wirkstoffentwicklung. Das Produktportfolio spart Zeit bei der Bestimmung biomolekularer Eigenschaften: Die Testdauer sinkt im Schnitt von 144 Stunden auf nur 1,5 Stunden, der Materialverbrauch reduziert sich um den Faktor 40. Pharma-Konzerne können so bis zu drei Monate Entwicklungszeit einsparen.
Peter Huber Kältemaschinenbau
(Gesamtsieger in der Größenklasse über 200 Mitarbeiter)
Die Peter Huber Kältemaschinenbau AG entwickelt und produziert mit rund 320 Mitarbeitern in Deutschland hochpräzise Temperiersysteme mit einem Temperaturbereich von -125°C bis 425°C. Sie werden unter anderem für Stresstests und Materialprüfungen eingesetzt. Angst vor Disruption und neuen Märkten hat man bei Peter Huber nicht: Auch die junge Cannabis-Industrie in den USA kauft Temperierlösungen aus Offenburg.
CONTACT Software
Das TOP 100-Unternehmen mit Hauptsitz in Bremen entwickelt Software fur das Projekt- und Produktmanagement und setzt in der eigenen "CONTACT University" auf die Zusammenarbeit mit Studierenden. So entstand etwa "CONTACT Elements", eine offene Technologie mit modularen Softwarekomponenten, die sich wie Legosteine kombinieren lassen.
Günzburger Steigtechnik
Leitern, Gerüste, Podeste: Wer hoch hinaus will, vertraut auf die Produkte der Günzburger Steigtechnik GmbH. Um technologisch vorn zu bleiben, betreibt das 1899 gegründete Familienunternehmen mit rund 300 Beschäftigten eine eigene Laborwerkstatt am Technologiezentrum Augsburg. Zu den Neuheiten der Bayern zählt der neu entwickelte Rollcontainer "eRC": Sein elektrischer Antrieb erlaubt einem einzigen Feuerwehrmann, Ausrüstung mit einem Gewicht von bis zu einer Tonne zu transportieren, auch über Bordsteinkanten und Treppenstufen hinweg.
Interstuhl Büromöbel
Pfiffige Ideen für gesundes Sitzen im Büro liefert der inhabergefuhrte Mittelstandler aus Meßstetten, der mit rund 760 Mitarbeitern seit mehr als fünf Jahrzehnten von der schwäbischen Alb aus den Weltmarkt bedient. Die Brüder Joachim und Helmut Link setzen auf digitale Technologie. In Kooperation mit der amerikanischen Firma Garmin entwickelte Interstuhl zuletzt den Sensor "S 4.0". Via App und Software übermittelt ein am Stuhl montierter Sensor Ratschlage fur eine bessere Haltung und die ergonomische Einrichtung des Stuhls.
Kern-Haus
Der Mittelstandler aus dem Westerwald sorgt fur maximale Transparenz bei der Haus- und Investitionsplanung. Massivhäuser werden zum Festpreis angeboten, jedes Haus durchläuft wahrend der Bauphase eine Fünf-Phasen-Prufung durch den TUV. Von Familienhäusern uber Bungalows bis hin zu Stadtvillen: Jedes Objekt ist ein Energiesparhaus und übertrifft die gesetzlichen Anforderungen. Rund 300 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen an 17 Standorten im ganzen Bundesgebiet.
Piazza blu 2
Die piazza blu2 GmbH bringt künstliche Intelligenz in den Online-Handel: Das Unternehmen aus Koln integriert Anwendungen von IBM Watson bei Kunden. Beispiel Handel: Bilderkennung hilft bei der Analyse von Kundenwünschen, etwa in der Outfit-Beratung. Auch die Kriminalprävention ist ein Anwendungsgebiet - per "Machine Learning" erkennt der Computer Betrugsversuche auf Verkaufsplattformen selbstständig.
Stegerer
Der Metallbauer aus dem oberpfälzischen Regenstauf gehört zu den nur rund zwei Prozent bayerischer Unternehmen, die komplett auf computergesteuerte Arbeitsabläufe setzen. 2015 hat beim millimetergenauen Messen auf Baustellen ein 3-D-Laserscanner Zollstock und Wasserwaage abgelöst, bei Bedarf macht eine speziell entwickelte Drohne Luftaufnahmen. Plastische Modelle der Bauteile stammen aus dem 3-D-Drucker oder können per Virtual-Reality-Brille am Bildschirm dargestellt werden. Das jüngste Highlight des Betriebs mit 40 Mitarbeitern ist eine Mixed-Reality-Brille: die "Microsoft HoloLens".
WhiteWall Media
Das Onlinefotolabor veredelt unter WhiteWall.com Fotos für Galerien und Privatleute und stellt luxuriose Fotokalender und Echtfotobücher her. Eine ausgeklügelte IT mundet in eine vollautomatische Produktionssteuerung. Seit der Gründung 2007 setzt WhiteWall auch auf das Ausland und liefert inzwischen in 70 Länder.