Mann im Tunnel: Tesla-Chef Elon Musk hat den ersten Test-Tunnel für das unterirdische Verkehrsprojekt Hyperloop vorgestellt
Foto: Robyn Beck / dpaAls Elon Musk am Dienstagabend nahe Los Angeles den ersten Tunnel seiner Boring Company vorstellte, war seinem Projekt Aufmerksamkeit gewiss. Entstanden aus Musks Ärger über das existierende Verkehrschaos, hat das 2016 gegründete Unternehmen "The Boring Company" innerhalb von nur zwei Jahren ein erstes Vorzeigeprojekt - einen etwa zwei Meilen (mehr als drei Kilometer) langen Testtunnel - aus dem Boden gestampft. Eine geradezu revolutionäre Geschwindigkeit für ein derartig neues Verkehrsprojekt - auch wenn der Tunnel lediglich rund 3 Kilometer lang ist - und es durchaus Verzögerungen gab.
Um diese Tempo vorzulegen, hat Musk allerdings offenbar eine ganze Reihe von Tricks angewandt, die aus politischer und buchhalterischer Sicht nicht unumstritten sind.
So bemängeln Kritiker, dass Musk bei seinem Vorzeigeprojekt im kalifornischen Hawthorne, durch geschickte Unterteilung der Tunnelstrecke Mitspracherechte der Bevölkerung umgangen hat. Und sich für sein Pilotprojekt speziell eine Gegend ausgesucht hat, in der er wegen der wenig wohlhabenden Bevölkerungsstruktur kaum juristischen Gegenwind zu erwarten hatte. Ein anderes Projekt in einem deutlich wohlhabenderen Stadtteil, der so genannte Sepulveda-Tunnel, war wegen Beschwerden aus der Bevölkerung gestoppt worden.
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Zum anderen hat es Musk offenbar mit der Trennung von Assets aus seinen verschiedenen Unternehmen nicht so eng genommen, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Nicht nur, dass der Probetunnel von Musks Boring Company zu einem anderen Unternehmen Musks, nämlich der Raumfahrtfirma SpaceX führt.
Dem Zeitungsbericht zufolge waren auch Beschäftigte von Space X, die eine von Space X angeschaffte Bohrmaschine nutzten, am Tunnelbau beteiligt - ohne dass der Verwaltungsrat des Raketenbauers dieser Unterstützung zugestimmt hätte.
Ein Vorgehen, dass offenbar einige SpaceX-Investoren durchaus kritisch sahen - da weitgehend Musk als klarer Mehrheitseigner der Boring Company von den Einnahmen aus dem Projekt profitieren sollte. Mitterweile soll die Leistung aber über eine 6-prozentige Beteiligung an der Boring Company abgegolten worden sein, schreibt das Blatt weiter.
Es ist nicht das erste Mal, dass Elon Musk recht freizügig bei der Ressourcenverwendung zwischen den einzelnen Firmen jongliert. So lieh er sich laut "Wall Street Journal" in frühen Tesla-Zeiten persönlich 20 Millionen Dollar von Space X, um dem Autobauer auf die Sprünge zu helfen.
Bei beiden Firmen ist er nicht nur größter Anteilseigner sondern auch CEO. Zudem kaufte Space X in der Vergangenheit für 250 Millionen Dollar Anteilsscheine von Solar City - einer anderen Firma mit massiver Musk-Beteiligung, bevor Tesla das Unternehmen schließlich ganz kaufte.
Er habe in einigen wenigen Fällen, als es einer Firma deutlich besser gegangen sei als einer anderen, Geld geliehen, räumte Musk 2016 in einem WSJ-Interview ein.
Bei der nun eingeweihten Teststrecke wird bislang indes zunächst nur ein Teil von Musks Vision realisiert. Ziel war es unter anderem zu zeigen, wie mit einem deutlich kleineren Tunneldurchmesser als bei klassischen U-Bahn-Routen, die Geschwindigkeit, mit der die Bohrungen erfolgen, deutlich erhöht und die Kosten dafür gleichzeitig signifikant gesenkt werden können.
Nach Musks Vorstellung sollen die elektrisch betriebenen Waggons, in denen jeweils zwischen 8 bis 16 Passagiere oder ein Fahrzeug Platz haben sollen, und die über oberirdische Aufzüge in die Tunnel herabgesenkt werden, bis zu 120 bis 150 Meilen (bis zu 240 Stundenkilometer) schnell werden.
Auf einer Sonderform der Tunnels, sogenannten Hyperloops, sollen unter Vakuumbedingungen personenbesetzte Kapseln unter der Erde sogar mehr als 960 Stundenkilometer erreichen können. Bislang ist diese Idee, an der verschiedene Unternehmen arbeiten, aber noch auf keiner Teststrecke realisiert worden.
Eine Firma des High-Tech-Unternehmers Elon Musk (The Boring Company) hat am Dienstag bei Los Angeles einen Testtunnel für die sogenannten Hyperloop-Technologie eröffnet. Diese futuristische Technologie sieht vor, dass Autos samt Passagieren durch eine Röhre wie in einer Rohrpost von Stadt zu Stadt rasen. Laut Musk soll dabei eine Geschwindigkeit von bis zu 250 Stundenkilometern erreicht werden. Langfristiges Ziel seien Geschwindigkeiten von mehr als 480 Stundenkilometern.
Der 1,8 Kilometer lange und 3,65 Meter breite Testtunnel in Hawthorne südlich von Los Angeles wurde von Musks Firma The Boring Company für rund zehn Millionen Dollar (8,8 Millionen Euro) gebaut.
Hyperloop ist eines der High-Tech-Projekte von Musk, der auch den Elektroautobauer Tesla und das Raumfahrtunternehmen SpaceX gegründet hat.
Beim Test befand sich ein umgebauter Tesla Model X auf der Trasse, später sollen auch andere Fahrzeuge mit einer Art Fahrstuhl zum Tunnel herabgesenkt werden. Bei der kostenlosen Testfahrt für Journalisten und andere Interessierte durch den Tunnel wurden 65 Stundenkilometer erreicht.
Musk hatte im Mai angekündigt, dass mit der neuen Technologie das Stadtzentrum von Los Angeles vom internationalen Flughafen aus in weniger als zehn Minuten erreicht werden könne.
Unterstützer des Projekts halten eine Verkürzung der Reisezeit von Los Angeles nach San Francisco von fünf bis sechs Stunden auf 30 Minuten für möglich. Theoretisch denkbar sind auch Geschwindigkeiten jenseits der Schallgrenze.
Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk hat viele Visionen - die des Hyperloops zählt dazu. 2013 präsentierte Musk die Idee des Super-Zugs der Öffentlichkeit. Spezielle Kapseln sollen durch Unterdruck-Röhren geschossen werden und dabei schneller als 1000 km/h werden. Eine Revolution des Transports. Doch selbst daran arbeiten wollte er nicht, stattdessen ermutigte er andere Gründer und Unternehmer, sich des Themas anzunehmen. Während Musk mit seinem Unternehmen Boring Company für Infrastruktur sorgen will und Tunnel baut, arbeiten maßgeblich zwei Konkurrenten an Hyperloop-Modellen.
Virgin Hyperloop One aus Los Angeles ist eines der beiden großen Unternehmen, die darum wetteifern, den ersten Hyperloop in die Röhre zu bringen. Die Firma hat von Investoren wie Richard Branson und dem drittgrößten Hafenbetreiber der Welt - DP World Group - rund 300 Millionen US-Dollar erhalten. Im Bild: Der Bau der ersten Teststrecke im US-Bundesstaat Nevada.
In Nevada hat Hyperloop One nach eigenen Angaben eine erste Testfahrt absolviert, bei der im Tunnel erfolgreich Unterdruck erzeugt wurde. Das ist für die hohe Schnelligkeit entscheidend. Allerdings war das Vehikel nur fünf Sekunden lang in der Röhre unterwegs und erreichte eine Geschwindigkeit von lediglich 112 Stundenkilometern. Bis 2021 will das Unternehmen unter CEO Rob Lloyd dennoch drei Strecken betreiben.
Bei einem Wettbewerb hat Hyperloop One insgesamt zehn Strecken weltweit ausgewählt, die das Unternehmen für besonders vielversprechend hält. Städteplaner hatten Vorschläge eingereicht, gewonnen haben Konzepte für vier Verbindungen in den USA wie von Miami bis nach Orlando, für zwei in Indien, eine in Mexiko, Kanada und zwei in Großbritannien.
Auch für Deutschland hat das Unternehmen bereits eine Vision vorgelegt. Demnach würde eine Fahrt von Berlin nach Hamburg noch 20 Minuten dauern, Hamburg-Köln nur eine halbe Stunde.
Hyperloop One arbeitet derzeit mit verschiedenen Ländern an Machbarkeitsstudien. Saudi-Arabien war einer der Partner, hat aber jetzt den Deal platzen lassen. Der Grund: Hyperloop-One-Investor Richard Branson hatte sich von dem Königreich wegen des ungeklärten Verschwindens des Journalisten Jamal Khashoggi distanziert. Kronprinz Mohammed bin Salman (im Bild) soll laut Beschuldigungen der türkischen Regierung damit zu tun haben.
Gemeinsam mit der Transportbehörde Dubai wird eine Route zwischen Dubai und Abu Dhabi evaluiert, die die Reisezeit von 90 Minuten auf zwölf reduzieren könnte. Mit der zuständigen Behörde im US-Bundesstaat Colorado ist Hyperloop One ein Public Private Partnership eingegangen und prüft ebenfalls eine Strecke. Zwischen den indischen Metropolen Pune und Mumbai soll ebenfalls eine Verbindung entstehen, den Start soll eine Teststrecke machen.
Währenddessen versucht Konkurrent Hyperloop Transportation Technologies (HTT), ebenfalls aus Los Angeles, schneller zu sein. Das Unternehmen von CEO Dirk Ahlborn (im Bild) verkündete, bereits 2020 könnten Pendler mit dem Hyperloop reisen. Die erste Strecke könnte dabei in den Vereinigten Arabischen Emiraten entstehen: Im April wurde in Abu Dhabi die erste Vereinbarung zum Bau einer zehn Kilometer langen kommerziellen Strecke unterzeichnet. Die Emirate drängeln sehr, sagte Ahlborn schon 2017 zum Fernsehsender CNBC. Sie wollen den Hyperloop kommen sehen und das idealerweise als erstes in den Emiraten.
HTT zieht daneben Verbindungen im kalifornischen Quay Valley und zwischen Chicago und Cleveland in Betracht. Außerdem gibt es Kooperationen in der Ukraine, China und dem indischen Bundesstaat Andhra Pradesh.
Die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa stand 2017 bereits in Gesprächen mit HTT. "Hyperloop ist eine wichtige Entwicklung, die wir uns genau anschauen", hieß es damals vom Konzern. Es habe sich aber lediglich um einen Austausch mit HTT gehandelt und keine Partnerschaft. Laut einem Medienbericht soll die Lufthansa überlegt haben, auf welchen Strecken der Hyperloop Flüge ablösen könnte.
Nach wie vor gibt es allerdings zahlreiche Kritiker, die an der technischen Machbarkeit des Hyperloops zweifeln. Auch die Baukosten wären sehr hoch. Laut dem US-Magazin "Forbes" würde beispielsweise eine 170 Kilometer lange Strecke im Silicon Valley umgerechnet acht bis 11,5 Milliarden Euro kosten. Das wären bis zu 68 Millionen Euro pro Kilometer. Europäische Hochgeschwindigkeitsstrecken für Züge haben etwa 20 Millionen Euro pro Kilometer gekostet.