Howard Schultz' Pläne für die US-Präsidentschaft Wie der Starbucks-Chef Donald Trump entthronen will

Howard Schultz: Der frühere Starbucks-Chef will als unabhängiger US-Präsidentschaftskandidat antreten
Foto: Getty ImagesDer ehemalige Starbucks-Chef und langjährige US-Demokrat Howard Schultz strebt als unabhängiger Kandidat die US-Präsidentschaft an. Er habe bereits mit den Vorbereitungen begonnen, um in allen 50 US-Bundesstaaten an der Wahl teilnehmen zu können, sagte der 65-jährige Ex-Chef der Café-Kette der "New York Times" am Sonntag.
Ganz endgültig ist Schultz Entscheidung aber noch nicht: Er plane, die USA in den kommenden drei Monaten auch im Rahmen einer Tour für sein neues Buch "From the Ground Up" zu durchqueren. Erst danach werde er dann wirklich entscheiden, ob er an dem Rennen teilnehme, erklärte er in dem Interview.
Schultz war im vergangenen Jahr aus dem operativen Kaffeegeschäft ausgeschieden. Seine Entscheidung, als unabhängiger Kandidat antreten zu wollen, begründete er so: Sowohl Demokraten als auch Republikaner seien in Ideologien verhaftet. Dabei hätten sie das Wohl der amerikanischen Bevölkerung aus den Augen verloren. "Unser politisches System ist kaputt", sagte Schultz.
Träte er als Demokrat an, müsse er Dinge vertreten, an die er nicht glaube, da die Partei so sehr nach links gerückt sei. Als Beispiele nannte er Forderungen nach einer kostenlosen Hochschulausbildung und einer kostenlosen Gesundheitsversorgung. Diese Ziele sind nach Ansicht des Managers angesichts einer Staatsverschuldung in Billionenhöhe schlicht nicht finanzierbar. Und sie seien auch nicht weniger falsch als die von Donald Trump geforderte Mauer zu Mexiko.
"Muss nicht jemand die Wahrheit darüber sagen, was wir uns leisten können und gleichzeitig ein tiefes Mitgefühl und Einfühlungsvermögen gegenüber dem amerikanischen Volk behalten?", skizzierte Schultz seine Vorstellungen gegenüber der Zeitung und in der Fernsehsendung "60 Minutes".
Womit Schultz schon jetzt um potenzielle Wähler wirbt
Während er Trump die Qualifikation zur Präsidentschaft absprach, gab der Kaffeeunternehmer einen Ausblick darauf, was die Wähler von einem Präsidenten Schultz zu erwarten hätten.
Den Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen nannte Schultz einen "enormen Fehler". Trumps aggressive Handelspolitik geißelte er als falsch - ebenso wie dessen ausschließliche Orientierung an eigenen Interessen. Es sei nicht im amerikanischen Interesse, sich mit Mexiko, Kanada, der Europäischen Union und der Nato anzulegen. "Das sind unsere Aliiierten", rüffelte er Trumps Außenpolitik. "Wir sind als Land viel besser als Teil der Weltordnung."
Bei den Demokraten stieß Schultz mit seiner Kandidatur dennoch auf wenig Gegenliebe, fürchten sie doch, dass er sie einen möglichen Sieg gegen Trump kosten könnte.
Sie habe zwei Worte für Howard Schultz bezüglich dessen möglicher Kandidatur als unabhängiger Präsidentschaftskandidat. "Just. Don't" (Mach's einfach nicht) schrieb die Vorsitzende der Demokratischen Partei in Washington, Tina Podlodowski, auf Twitter. Sie wolle ihre Ressourcen nutzen, um für die Wahl der Demokraten zu kämpfen, nicht für den Kampf gegen Howard Schultz.
Die Politaktivistin und frühere Beraterin von Hillary Clinton, Neera Tanden, kündigte einem Boykott gegen Starbucks an, sollte Schultz seine Ankündigung wahrmachen. "Ich werde keinen Penny ausgeben, der in der Kasse eines Mannes landet, der Trump dabei hilft, den Sieg einzufahren."
Schultz selbst, der kurz vor der Ankündigung seiner Kandidatur den ersten Tweet von seinem bereits 2012 eingerichtetet Twitter-Account sendete und sich von einem früheren Berater des verstorbenen republikanischen Politikers John McCain unterstützen lässt, wies die Kritik zurück.
Schultz versucht sich als Versöhner - und die Demokraten laufen Sturm
Er mache dies nicht um ein Verderber zu sein. Er mache dies für das amerikanische Volk, betonte er. Dabei verwies er auf eine aktuelle Gallup-Umfrage, der zufolge sich 42 Prozent der US-Bürger keinem der beiden politischen Lager zuordnen. Es sei ihm egal, welcher Partei jemand angehöre, erklärte Schultz. "Bringt mir Eure Ideen und ich werde jemand unabhängiges sein, der diese Ideen bereitwillig annimmt."
Bei den Demokraten und auf Twitter hält sich die Begeisterung für Schutz Vorstoß indes sehr in Grenzen. Gleich reihenweise riefen Nutzer des Kurznachrichtendienstes Schultz auf, von seinen Plänen Abstand zu nehmen.
Der Unternehmer, dessen Vermögen die Zeitschrift Forbes zuletzt auf 3,4 Milliarden Dollar schätzte, ist nicht der einzige Milliardär mit Präsidentschaftsambitionen. Auch dem früheren New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg wird Interesse nachgesagt. Der Hedgefonds-Manager Tom Steyer (Farallon Capital) hat seine Präsidentschaftspläne indes wieder verworfen und will stattdessen im laufenden Jahr 40 Millionen dafür investieren, Trump seines Amtes zu entheben.
In der bisherigen US-Geschichte hat sich allerdings kein unabhängiger Kandidat je durchgesetzt. Als erfolgreichster unabhängiger Milliardärs-Kandidat der letzten Jahrzehnte gilt Ross Perot. Er war bei der Präsidentschaftswahl 1992 angetreten und hatte zeitweise sogar in Umfragen geführt, war aber wegen fehlender Wahlmännerstimmen erfolglos geblieben.
Anders als Ross stammt Schultz jedoch aus einer unterprivilegierten New Yorker Familie und hat den Aufstieg aus eigener Kraft geschafft. Die von ihm groß gemachte Kaffeekette Starbucks hat in den USA den Ruf, überdurchschnittlich sozial gegenüber ihren Beschäftigten zu sein und diese auch sozial und persönlich weiterzubilden - neben der Vermittlung geschäftlichen Fähigkeiten. Unter anderem unterstützt Starbucks Beschäftigte finanziell bei einem Studium.