Germania-Flugzeug in Dresden: Die Airline steuerte viele Ziele im Mittelmeer an
Foto: Monika Skolimowska/ dpaDie Rettung der insolventen Berliner Fluggesellschaft Germania ist gescheitert. Alle seriösen Bieter seien abgesprungen, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Rüdiger Wienberg am Montag mit. Eine Stilllegung sei nicht mehr abzuwenden. "Die Mitarbeiter erhalten nun in den nächsten Tagen die Kündigungen und werden zusätzlich zum Anfang April freigestellt", hieß es in der Mitteilung weiter.
Anfang Februar hatte die Airline mit fast 1700 Mitarbeitern Insolvenz angemeldet. Seitdem dürften rund 250 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen haben - zum einen wegen der unsicheren Perspektiven für eine bereits gegroundete Fluggesellschaft. Zum anderen machten Konkurrenten auf Wachstumskurs dem Germania-Personal umgehend Job-Avancen. Germania steuerte viele Reiseziele im Mittelmeerraum an. Jährlich beförderte die Airline nach eigenen Angaben mehr als vier Millionen Passagiere.
Knackpunkt sei dem Insolvenzverwalter zufolge der Zeitdruck gewesen. Denn man hätte mit den Bietern binnen zwei Monaten bis Ende März eine Lösung finden müssen. "Germania war gegroundet, wir hatten keine eigenen Flugzeuge und kein Geld, die Leasingraten zu bezahlen."
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Die bevorstehende Sommersaison und die Tatsache, dass die Branche dringend Flugzeugkapazitäten braucht, hätten den Investorenprozess zusätzlich erschwert. "Entsprechend schwierig war es, die Leasinggeber dazu zu bewegen, uns weiterhin die Flugzeuge zur Verfügung zu stellen - zumal wir die Leasingraten nicht bezahlen konnten", sagte Wienberg. "Das Flugverbot für die Boeing 737 Max hat die Situation zuletzt nochmal deutlich verschärft, weil dadurch Flugzeuge noch knapper wurden." Nach zwei Abstürzen mit fast 350 Toten dürfen derzeit weltweit keine Maschinen dieses Typs fliegen.
Mit der Insolvenz der Fluggesellschaft Germania bricht dem Bodensee-Airport Friedrichshafen ein großer Teil des Angebots weg. Im vergangenen Jahr sei etwa ein Drittel aller gut 540.000 Passagiere am Bodensee mit Germania geflogen, teilte der Flughafen am Dienstag mit. Zuletzt war die Airline fünfmal pro Woche von Friedrichshafen gestartet. "Für die Region und den Bodensee-Airport ist der Ausstieg der Germania äußerst bedauerlich", sagte Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr. Die Routen seien wirtschaftlich erfolgreich gewesen. "Wir sind deshalb zuversichtlich, dass ein passendes Flugangebot zu finden.
Der Flughafen Rostock-Laage ist ebenfalls von der Germania-Insolvenz betroffen. "Von den knapp 296.000 Passagieren im vergangenen Jahr flogen 46 Prozent mit Germania", sagte Flughafen-Geschäftsführerin Dörthe Hausmann. Insgesamt seien von der Fluggesellschaft über das Jahr hinweg 14 Ferienziele angeflogen worden. Derzeit werde an Alternativen gearbeitet, es gebe Gespräche mit anderen Airlines. "Wir werden aber sicherlich keine Gesellschaft finden, die alle Strecken übernehmen kann", erklärte Hausmann. Für dieses Jahr seien auf dem deutschen Markt alle Kapazitäten verplant. Deshalb werde vorrangig nach Airlines in den entsprechenden Zielgebieten gesucht. "Ich bin optimistisch, dass wir einige Strecken kompensieren können. Aber dass wir das gesamte Programm ersetzen können, ist wenig realistisch", sagte die Geschäftsführerin.
Ebenfalls von der Insolvenz betroffen ist der Flughafen Dresden. Germania sei ein wichtiger Kunde gewesen, vor allem im touristischen Bereich, sagte ein Sprecher der Mitteldeutschen Flughafen AG. Im aktuellen Winterflugplan hatte die Airline 23 Starts pro Woche nach Ägypten, Portugal, Spanien und die Türkei geplant. Es würden aber Gespräche mit den Reiseveranstaltern geführt, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, betonte der Sprecher. Im vergangenen Jahr wurden auf dem Flughafen Dresden gut 1,76 Millionen Passagiere und damit 3,1 Prozent mehr als 2017 abgefertigt.
"Die Insolvenz bedeutet für Nürnberg und die gesamte Branche einen qualitativen Verlust", sagte Flughafensprecher Jan Beinßen. Betroffen seien derzeit 17 Abflüge pro Woche. Der Airport Nürnberg werde nun Gespräche mit anderen Fluggesellschaften und Veranstaltern aufnehmen, um die entstandenen Lücken so bald wie möglich wieder zu schließen. Nach Angaben der Nürnberger Flughafengesellschaft flog Germania seit dem Winterflugplan 2016/2017 regelmäßig ab Nürnberg. "Wir finden es sehr schade, dass die Germania als größte touristische Airline am Standort aus dem Markt austritt", erklärte Flughafengeschäftsführer Michael Hupe. Insgesamt nutzten im vergangenen Jahr über 4,28 Millionen Passagiere den Flughafen Nürnberg.
Dem Flughafen Erfurt dürfte die Insolvenz von Germania ebenfalls schwer zu schaffen machen. Die Airline transportierte bisher über die Hälfte der Passagiere und hatte hier bis dato zwei Flugzeuge stationiert. Elf Flüge gebe es im Winter pro Woche alleine von Germania, im Sommer seien es deutlich mehr, heißt es. Im vergangenen Jahr starteten oder landeten 185.600 Passagiere mit Germania von insgesamt 263.000 Passagieren am Flughafen Erfurt-Weimar. Ein großer Teil der kommenden Flüge am Airport muss nun jedoch gestrichen werden. "Es ist bedauerlich, dass die Bemühungen der Geschäftsleitung der Germania, die Liquiditätslücke zu schließen, keinen Erfolg hatten", wird Flughafen-Geschäftsführer Uwe Kotzan zitiert. Für die Sommersaison habe es eine überdurchschnittliche Zahl von Buchungen gegeben.
Am Airport Münster/Osnabrück (FMO) wurde die geplante Verbindung von und nach Arrecife auf Lanzarote ebenfalls annulliert. Wie der Flughafen mitteilte, beförderte Germania im vergangenen Jahr insgesamt 269.000 Fluggäste am FMO. Das entspreche einem Marktanteil von 26 Prozent am dortigen Gesamtaufkommen. "Wir werden nun alles daran setzen, gemeinsam mit den touristischen Partnern schnellstmöglich das Touristikprogramm am FMO zu sichern", wird FMO-Geschäftsführer Rainer Schwarz in einer Mitteilung zitiert.
Für den Flughafen Bremen ist die Insolvenz von Germania ein nächster harter Schlag. Erst vor einigen Monaten hatte Ryanair seinen Teilrückzug aus Bremen verkündet. Nun verliert Bremen mit Germania eine Airline, die im vergangenen Jahr annähernd eine halbe Millionen Passagiere am Bremer Flughafen beförderte. Zudem hatte Germania hier drei Flugzeuge stationiert. Für den Sommer hatte Germania 23 Ziele von Bremen aus anfliegen wollen. "Germania ist ein starker Partner gewesen", sagte eine Sprecherin des Flughafens. Am Dienstag fielen nun vier Flüge aus, die nach Funchal und Antalya gehen sollten. Im Sommer wollte Germania 23 Ziele von Bremen aus anfliegen.
"Die Insolvenz bedeutet für Nürnberg und die gesamte Branche einen qualitativen Verlust", sagte Flughafensprecher Jan Beinßen. Betroffen seien derzeit 17 Abflüge pro Woche. Der Airport Nürnberg werde nun Gespräche mit anderen Fluggesellschaften und Veranstaltern aufnehmen, um die entstandenen Lücken so bald wie möglich wieder zu schließen. Nach Angaben der Nürnberger Flughafengesellschaft flog Germania seit dem Winterflugplan 2016/2017 regelmäßig ab Nürnberg. "Wir finden es sehr schade, dass die Germania als größte touristische Airline am Standort aus dem Markt austritt", erklärte Flughafengeschäftsführer Michael Hupe. Insgesamt nutzten im vergangenen Jahr über 4,28 Millionen Passagiere den Flughafen Nürnberg.
Foto: Marcus Führer/ picture-alliance/ dpa