Videochat-Angebot startet früher Auch Facebooks Zuckerberg will von der Krise profitieren

Was Zoom kann, kann er auch: Facebook-Chef Zuckerberg startet Videochat-Angebot.

Was Zoom kann, kann er auch: Facebook-Chef Zuckerberg startet Videochat-Angebot.

Foto: Erin Scott / REUTERS

Facebook-Chef Mark Zuckerberg möchte offenbar nicht mehr tatenlos zusehen, wie andere Tech-Firmen gute Geschäfte in der Corona-Krise machen. Konkret will Facebook (Kurswerte anzeigen) das rasante Wachstum bei Videochats in der Krise nicht dem Aufsteiger Zoom überlassen. Daher kontert Zuckerberg jetzt mit einem eigenen Angebot.

Bei "Messenger Rooms" können zunächst Videokonferenzen für rund 20 Teilnehmer aufgesetzt werden, später sollen es bis zu 50 werden. Die Nutzung soll ähnlich simpel sein wie bei Zoom: Der Organisator verschickt einen Weblink, über den andere Teilnehmer der Konferenz beitreten können.

Eigentlich sei der Plan gewesen, Teile des Produkts in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt zu bringen, sagte der zuständige Facebook-Manager Stan Chudnovsky der Nachrichtenagentur Reuters. Aufgrund der großen Nachfrage wegen der Coronavirus-Pandemie habe man dann "einen Weg gefunden, diese Dinge schneller zu bauen".

Das einfache Verfahren, das auch Facebook anwenden will, half Zoom, in der Corona-Krise von zehn Millionen auf 300 Millionen Nutzer täglich zu kommen. Es sorgte aber auch für Probleme wie das sogenannte "Zoombombing", bei dem Fremde Videokonferenzen stören. Zoom steuerte erst später mit zusätzlichen Zugangsbeschränkungen gegen, Facebook will gleich zum Start der Rooms Vorkehrungen treffen. Der Organisator könne jederzeit einen Teilnehmer aus der Videokonferenz entfernen und auch das Teilen der Einladungslinks unterbinden, erklärte das Online-Netzwerk am Freitag.

Die Verbindung zum Facebook-Server ist verschlüsselt - aber die Chats werden nicht mit der sogenannten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung abgesichert, bei der sie ausschließlich für die Teilnehmer zugänglich sind, aber nicht für die Plattform selbst. Das sei nötig, um die Leistungsfähigkeit zu sichern, an einer Umsetzung der Komplett-Verschlüsselung werde gearbeitet. Bei Facebooks komplett verschlüsseltem Dienst WhatsApp soll die Zahl der Teilnehmer von Videochats jetzt auf bis zu acht Personen ausgebaut werden.

Bei Zoom, das bisher ebenfalls von Komplett-Verschlüsselung absieht, können bis zu 100 Nutzer an einer Videokonferenz teilnehmen - und bis zu 1000 an einer Videoübertragung. Die Dauer in der Gratis-Version ist auf 40 Minuten beschränkt - Facebooks Messenger Rooms sollen keine Zeitbeschränkung haben.

Facebook versichert, dass Daten aus den Rooms-Videochats nicht für personalisierte Werbung verwendet werden. Zugleich sollen Nutzern Chaträume ihrer Facebook-Freunde angezeigt werden, an denen sie interessiert sein könnten.

Facebook kündigte am Freitag auch eine Videochat-Funktion für seine Flirt-Plattform "in den kommenden Monaten" an. Facebook Dating sollte im Februar auch in Europa starten, der Termin war aber nach Bedenken von Datenschützern verschoben worden.

An der Börse kamen Facebooks Pläne gut an: Die Aktien von Facebook haben am Freitag im späteren US-Handel an Fahrt aufgenommen und zugelegt. Zugleich rutschten die Papiere von Zoom Video Communications , die zum Handelsstart noch auf ein Rekordhoch bei 181,50 US-Dollar gestiegen waren, deutlich ab. Facebook zogen nach der Ankündigung zuletzt um 2,3 Prozent auf 189,42 US-Dollar an. Zoom indes sackten um 5 Prozent auf 160,59 Dollar ab.

cr/dpa-afx/rtr
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