Einigung Vodafone übernimmt Kabel Deutschland

Vodafone hat sein Angebot nachgebessert und bietet nun 7,7 Milliarden Euro für Kabel Deutschland. Dabei weiß der britische Mobilfunkriese die Chefetage des führenden deutschen Kabelanbieters hinter sich. Der Deutschen Telekom erwächst ein ebenbürtiger Gegner.
Zentrale von Kabel Deutschland: Börsenwert in drei Jahren fast vervierfacht

Zentrale von Kabel Deutschland: Börsenwert in drei Jahren fast vervierfacht

Foto: Kabel Deutschland

Frankfurt am Main - Vodafone kündigte am Montag eine Offerte über 87 Euro je Aktie an. Dabei zahlen die Briten 84,50 Euro in bar, dazu bekommen die Kabel-Deutschland-Aktionäre 2,50 Euro Dividende, die ihnen das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2012/13 bereits versprochen hatte.

Vorstand und Aufsichtsrat des größten deutschen Kabelnetz-Betreibers unterstützten das Übernahmeangebot, teilte Vodafone mit. "Vodafone und Kabel Deutschland haben eine Grundsatzvereinbarung geschlossen, in der bestimmte Absichten festgehalten sind", ergänzte Vodafone.

An der Börse in Frankfurt legten die Aktien von Kabel Deutschland  2,3 Prozent zu. Papiere von Vodafone  verloren 3,9 Prozent.

Offen ist, wie der US-Kabelnetzbetreiber Liberty Global  reagiert. Dieser hatte zuletzt ebenfalls Interesse bekundet. Dabei war von einem Preis von 85 Euro je Aktie zu hören.

Vodafone ist Deutschlands zweitgrößter Mobilfunker, stößt aber beim Ausbau des Geschäfts mit dem Festnetz-Internet an seine Grenzen. Unternehmenschef Vittorio Colao gab daher das Ziel aus, Kunden europaweit kombinierte Telekommunikations-, Internet- und Fernsehdienste anzubieten - zusammen mit Partnern oder im Alleingang.

Vor Kurzem schloss Vodafone daher mit der Deutschen Telekom  eine Partnerschaft für schnelle Internetzugänge. Diese Vereinbarung könnte nun überholt sein, denn mit Kabel Deutschland steigen die Briten beim Festnetz-Internet zum größten Konkurrenten der Telekom auf.

Börsenwert in drei Jahren fast vervierfacht

Kabel Deutschland ist der größte Kabelnetzbetreiber hierzulande mit rund 8,5 Millionen Kundenhaushalten. Der Umsatz erreichte im vergangenen Geschäftsjahr 1,7 Milliarden Euro.

Kabel-Aktien befinden sich im Streubesitz. Größter Anteilseigner ist der Finanzinvestor Blackrock mit rund 10 Prozent. Aktionäre der ersten Stunde wären bei einer Übernahme auf jeden Fall die Gewinner.

Kabel Deutschland wurde im März 2010 zu 22 Euro je Aktie an die Börse gebracht - der jetzt kolportierte Übernahmepreis liegt also fast vier Mal so hoch. Alleine in diesem Jahr legte die Aktie befeuert von den seit Februar laufenden Spekulationen über eine Übernahme um fast 50 Prozent auf zuletzt 84,10 Euro zu.

Kabel Deutschland ist in 13 von 16 Bundesländern vertreten. In Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen wird der Markt von Liberty Global dominiert. Aus diesem Grund wäre eine Übernahme Kabel Deutschlands auch wettbewerbsrechtlich schwierig - zumal 2002 das Kartellamt den Verkauf von einigen Kabelbetreibern an Liberty untersagt hatte.

Kabel Deutschland war früher einmal eine Tochter der Deutschen Telekom, musste aber wegen Auflagen im Zusammenhang mit der Privatisierung des ehemaligen Staatskonzern abgespalten werden. Danach wanderte es durch die Hände verschiedener Finanzinvestoren. Diese haben sich nach dem Börsengang im Jahr 2010 nach und nach ganz verabschiedet.

ts/rtr/dpa
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