Watergate-Journalist
Ehemaliger "Post"-Chefredakteur Ben Bradlee ist tot
Er enthüllte als Chefredakteur der "Washington Post" Richard Nixons Lügen über Watergate und zwang den amerikanischen Präsidenten zum Rücktritt: Ben Bradlee ist im Alter von 93 Jahren gestorben.
Ben Bradlee: Höchste Auszeichnung für einen Zivilisten in den USA
Foto: LARRY DOWNING/ Reuters
Washington - Es war im Oktober 1972, in der letzten Phase des Präsidentenwahlkampfes. Kaum ein Amerikaner interessierte sich damals noch ernsthaft für den Einbruch ins Watergate-Hauptquartier der Demokratischen Partei am 17. Juni 1972. Doch Benjamin Bradlee, Chefredakteur der "Washington Post", war nicht zu erschüttern. "So sicher wie Gott die Äpfel wachsen läßt", prophezeite er damals, "so sicher wird uns diese Geschichte auch noch nach dem Wahltag verfolgen."
Er sollte Recht behalten.
Watergate ist heute ein Synonym - für Spionage, Sabotage, Manipulation und für die schmutzigste politische Intrige der US-Geschichte. Ohne die Beharrlichkeit von Ben Bradlee wäre Watergate wohl nur der der Name eines Hotel- und Bürokomplexes im Zentrum der US-Hauptstadt Washington, D.C. Mehr als 400 Artikel zu der Affäre veröffentlichte Bradlee damals innerhalb von 28 Monaten.
Jetzt ist Ben Bradlee tot. Er starb im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Washington eines natürlichen Todes. Das berichtet die "Washington Post" auf ihrer Internetseite. Im vergangenen Jahr hatte Amazon-Chef Jeff Bezos das ins Trudeln geratene Blatt für 250 Millionen Dollar gekauft.
Begonnen hatte die Watergate-Affäre, als fünf Männer in die Wahlkampfzentrale der Demokraten einbrachen, um sie zu verwanzen. Ihre Spur führte bis zum Präsidenten selbst. Und die beiden Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward deckten schließlich mit Hilfe von "Deep Throat" die Vertuschungsmanöver Nixons auf.
Die "Washington Post" wurde für ihre Berichterstattung rund um den Skandal mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Der damalige Verleger Donald Graham würdigte Bradlee als "besten US-Chefredakteur seiner Zeit". Und US-Präsident Barack Obama zeichnete ihn im November 2013 mit der "Presidential Medal of Freedom" aus, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA.
"Ich wette, wenn ich sterbe, steht in meinem Nachruf etwas darüber, wie die 'Washington Post' 18 Pulitzerpreise gewonnen hat, während ich Chefredakteur war", schrieb Bradlee in seinen Memoiren. Er wird wohl wieder Recht behalten.