Verschuldung der Bahn steigt Deutsche Bahn kappt Prognosen - Kritik an Grube wächst
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mm-newsdesk
Bahn-Chef Rüdiger Grube (M., mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, l., und Siemens-Mobility-Chef Jochen Eickholt): Dem Konzern fehlt Geld zur Finanzierung der neuen ICE-Flotte
Foto: Bernd von Jutrczenka/ dpaBei der Deutschen Bahn streicht Konzernchef Rüdiger Grube dem "Handelsblatt" zufolge seine Gewinn- und Umsatzplanung drastisch zusammen. Bis zum Jahr 2020 rechne das Unternehmen nun mit insgesamt 13 Milliarden Euro weniger Umsatz und 3,6 Milliarden Euro weniger beim operativen Ergebnis, berichtete die Zeitung ohne Nennung von Quellen. Damit falle auch das erst im Frühjahr von Grube ausgegebene Ziel, den Umsatz von 39 auf 50 Milliarden Euro zu steigern.
In diesem Jahr schreibe die Bahn unter dem Strich einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro, berichtete die Zeitung. Grund seien schlecht laufende Geschäfte im Personen- und im Güter-Verkehr sowie hohe Kosten für die anlaufende Sanierung. Zwar solle schon 2016 wieder ein kleiner Nettogewinn herausspringen. Genug Geld zur Finanzierung der neuen Intercity- und ICE-Fahrzeugflotte werde der Konzern aber vorerst nicht verdienen. Stattdessen werde die Verschuldung von 16,2 Milliarden Euro im Jahr 2014 auf 22 Milliarden Euro im Jahr 2020 ansteigen. Angesichts dessen wachse die Kritik am Konzernchef. "Grube hat in seiner Amtszeit zu wenig Performance gezeigt", zitierte das "Handelsblatt" Kreise des Aufsichtsrats.
Das manager magazin hatte bereits im Sommer über einen wahrscheinlichen Milliardenverlust berichtet. Es ist der erste Fehlbetrag für den Konzern seit mehr als einem Jahrzehnt.
Die Arbeitnehmervertreter wollen das Management des Staatskonzerns jetzt enger an die Leine legen, wie das "Handelsblatt" weiter berichtete. Jedes Quartal soll der Vorstand demnach künftig über die Fortschritte bei Pünktlichkeit und Qualität berichten. Der Aufsichtsrat der Bahn berät am Mittwoch über die Neuausrichtung des Konzerns.
Bahn einigt sich mit Fluggesellschaften bei Luftfracht-Kartell
In der Auseinandersetzung um ein Luftfracht-Kartell hat die bahn mit drei Fluggesellschaften eine Verständigung erzielt. Mit Nippon Airways, SAS und Cargolux habe sich die Bahn in den USA außergerichtlich geeinigt, sagte ein Konzernsprecher. Wegen Preisabsprachen zum Nachteil der Frachttochter DB Schenker hatte die Bahn Schadenersatzklagen in Deutschland und den USA eingereicht. Unter den Beklagten ist auch der deutsche Branchenführer Lufthansa.
Die Bahn wirft mehreren Fluggesellschaften vor, von 1999 bis 2006 die Kerosin- und Sicherheitszuschläge für Frachtflüge abgesprochen zu haben. Vor einem Jahr hat das Staatsunternehmen deshalb die Lufthansa und neun andere Fluggesellschaften vor dem Landgericht Köln auf rund 1,2 Milliarden Euro und 560 Millionen Euro Zinsen verklagt. In New York wurden bei Gericht gegen sieben Airlines Ansprüche in Höhe von mindestens 370 Millionen US-Dollar (aktuell 336,4 Millionen Euro) geltend gemacht.
Die Preisabsprachen waren bereits vor Jahren aufgeflogen. Die Europäische Kommission verhängte im November 2010 fast 800 Millionen Euro an Bußgeldern. Dagegen haben wiederum einige der betroffenen Luftfahrtunternehmen beim Gericht der Europäischen Union geklagt. Dieses wird am Mittwoch (16.12.) darüber entscheiden. Die Lufthansa war in dem Verfahren als Kronzeugin von Geldbußen verschont worden.
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